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Die Bürde des Blutes
London in naher Zukunft: Die Bank, ein gigantisches Finanzkonsortium, besitzt ein enormes Machtpotenzial und übt beträchtlichen Einfluss auf die Regierung aus. Korruption und Betrug sind an der Tagesordnung, auch bei den staatlichen Organen der Exekutive. Cass Jones ist Detective Inspector und hat sich den ungeschriebenen Gesetzen der Stadt angepasst. Obwohl er mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausgestattet ist, nimmt auch er regelmäßige Bonuszahlungen von dem Mafiaboss Arthur Mullins entgegen. Seine Ehe mit seiner Frau Kate beschränkt sich auf belanglosen Sex und ermüdende Streitgespräche. Die Morde eines brutalen Serienkillers, der als Fliegenmann bezeichnet wird, weil in den Augen der Leichen exakt platzierte Fliegeneier gefunden wurden, wecken Jones aus seiner Lethargie. Doch die Personalknappheit macht sich auch bei der Polizei bemerkbar, denn weil sein Kollege Bowman krank geworden ist, wird Jones auch der tragische Doppelmord an zwei Schulkindern übertragen. Offenbar sind die beiden Jungs bei einem Anschlag getötet worden, der eigentlich einem Unterweltboss gegolten hat. Als Jones ein Videoband von einer Überwachungskamera zugespielt wird, hofft er auf neue Erkenntnisse. Dann begeht plötzlich Jones' Bruder Christian Selbstmord, nachdem er seine Ehefrau und seinen Sohn getötet hat. Am Tatort werden Hinweise auf die kürzliche Anwesenheit von Jones gefunden, sowie ein benutztes Kondom mit seinem Sperma. Für seine ermittelnden Kollegen steht fest, dass Jones ein Verhältnis mit Christians Frau hatte und es darüber zum Streit gekommen ist, in dessen Verlauf Jones durchgedreht ist und seinen Bruder nebst Familie umgebracht hat. Ein dunkler Fleck in der Vergangenheit des Detective Inspectors, als dieser noch undercover gearbeitet hat, bestärkt diesen Eindruck. Jones wird vorrübergehend suspendiert, ermittelt aber auf eigene Faust, unterstützt von loyalen Mitarbeitern, weiter. Doch dann stößt Cass Jones sowohl im Zusammenhang mit dem Fliegenmann, als auch mit dem Doppelmord an den beiden Jungen, sowie dem Selbstmord seines Bruders auf den Namen Castor Bright, der für Die Bank tätig ist. Die drei Fälle scheinen nicht nur ursächlich zusammenzuhängen, sondern sind auch eng verknüpft mit der Vergangenheit von Cass Jones und seiner Familie ... Meinung:Sarah Pinborough ist der Name der Autorin, den man sich schon jetzt unbedingt merken sollte. Horror-Thriller gibt es mittlerweile ja wie Sand am Meer, doch hält man nach Romanen Ausschau, die intelligent, spannend und brutal sind, wird die Auswahl schon deutlich schwieriger. Mit Die Bürde des Blutes ist der jungen Engländerin eine glänzende Mystery-Geschichte gelungen, die in nicht allzu ferner Zukunft angesiedelt ist. Die Bank als privater Machthaber ist dabei alles andere als abwegig und besitzt schon visionäres Potenzial. Der mittlerweile obligatorische Serienkiller mit seiner unmenschlichen Präsenz und seinen übernatürlichen Fähigkeiten bedient sich nicht zufällig der Fliegen, die bereits in der Bibel mit dem Beelzebub assoziiert werden. Dreh- und Angelpunkt des Romans bildet aber die Hauptfigur Cass Jones, der als abgehalfterter Polizist eher den Part des Antihelden einnimmt. Die Zeiten des strahlenden Recken, mit der weißen Weste und in glänzender Rüstung sind gottlob passé. Und seien wir mal ehrlich, wer will schon einem Gutmenschen über die Schulter sehen, der einem ständig die eigene Unzulänglichkeit vor Augen hält? Durch seine Schwächen wirkt Cass Jones jedenfalls sehr authentisch und glaubwürdig, so dass man eine natürliche Sympathie für ihn entwickelt. Und wenn man Cass Jones mag, wird man diesen Roman lieben, der eine düstere, trostlose Atmosphäre besitzt, die den Leser von Beginn an gefangen nimmt. Auch in der Charakterisierung der Randfiguren beweist Sarah Pinborough Einfühlungsvermögen. Kate, die frustrierte und verbitterte Ehefrau von Jones, ist ein Symbol für die eingetretenen Pfade des Alltags. Abenteuer und Lebenslust verspricht da eher die ebenso zarte, wie attraktive Claire, eine Polizistin im Range eines Sergeanten, die sich ihre Ideale verbissen bewahrt und gegenüber Cass absolut loyal ist. Damit wird Claire zum Prototyp des guten Freundes, muss aber aufgrund ihrer Prinzipien höllisch aufpassen nicht zwischen die Räder zu geraten. Sergeant Blackmore dagegen ist ein karriereorientierter, aber nicht unsympathischer Mensch, der pflichtbewusst und zuverlässig ist. Detective Inspector Bowman indes denkt lediglich an seinen Vorteil und lässt keine Gelegenheit aus, Cass eins auszuwischen. Der Profiler Hask hingegen wird sehr wohlwollend und sympathisch dargestellt, und gibt dem Leser einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Serienkiller-Spezialisten. Der Schreibstil der Autorin ist erfrischend minimalistisch und mit raffinierten Cliffhangern am Ende der jeweiligen Kapitel hält sie den Leser kontinuierlich bei der Stange. Einzig und allein die diversen Halluzinationen von Cass, in denen er immer wieder seinen Bruder als eine Art Phantom zu sehen glaubt, wirken auf die Dauer ermüdend. Dafür wurden gerade die Passagen aus der Sicht des Mörders sehr eindringlich und fesselnd beschrieben, genau wie die eigentliche Ermittlungsarbeit von Jones und seinem Team. Das Ende glänzt mit einem ebenso überraschenden, wie packenden Finale, bei dem die Autorin alle Register des Thriller-Genres zieht. In ihrer Danksagung verrät Sarah Pinborough, dass der vorliegende Roman der erste Teil einer Trilogie ist. Tatsächlich aber lässt sich Die Bürde des Blutes auch hervorragend als eigenständige Geschichte lesen und sei jedem Horror-Fan hiermit wärmstens ans Herz gelegt.Aufmachung:Die Covergestaltung ist die kongeniale Ergänzung zu dem spannenden Inhalt des Buches. Der blutrote Titelschriftzug vor der dreckigen Wand, auf der sich dutzende von Fliegen tummeln. Ein echtes Schmuckstück.Fazit:Ein ebenso brillanter, wie raffinierter Horror-Thriller von einer bemerkenswerten Autorin. Großartige Charaktere, ein intelligenter Plot und ein grandioses Finale machen den Roman zu einem herausragenden Titel auf dem Buchmarkt. 07. Mar. 2011 - Florian HillebergDer RezensentFlorian Hilleberg![]() * 03. März 1980 Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt. Weitere Rezensionen
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