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Frostbite
Cheyenne Clark jagt in den kanadischen Wäldern den Mörder ihres Vaters, als ein reißender Strom Tauwasser einen Großteil ihrer Ausrüstung zerstört und ein Rudel Wölfe sie zwingt sich auf einen Baum zu retten. Dort macht Cheyenne Clark Bekanntschaft mit dem Killer, dem sie auf den Fersen ist – einem riesigen Werwolf, der die junge Frau am Bein verletzt. Am nächsten Tag macht sich Cheyenne Clark humpelnd und am Ende ihrer Kräfte auf den Weg, in der Hoffnung bald besiedeltes Gebiet zu erreichen. Zuvor trifft sie jedoch auf den sonderbaren Einzelgänger Dzo, der Cheyenne zu seinem Kumpel Powell bringt. Doch die Sicherheit, in der sich die junge Frau bei den beiden Männern wähnt, ist trügerisch, denn sie wollen Cheyenne eiskalt töten. Wegen der Verletzung durch einen Werwolf trägt sie nämlich selbst den Keim der Bestie in sich, und auch der Geheimdienst ist hinter den letzten Werwölfen Kanadas hinterher – um sie gnadenlos zu vernichten ...
Meinung:
Nach Vampiren und Zombies widmet sich David Wellington im vorliegenden Band einer weiteren beliebten Horror-Figur, dem Werwolf. Dabei bleibt Wellington seinem Stil treu und beschreitet innerhalb des Genres neue Wege, jedoch gewohnt actionorientiert und trotzdem atmosphärisch dicht. Hauptfigur des ersten Bandes seiner neuen Serie ist wieder einmal eine Frau, die sich ähnlich wie Laura Caxton dazu berufen fühlt, die Kreaturen der Finsternis zu bekämpfen. Doch im Gegensatz zu Caxton wird Cheyenne Clark bereits im zarten Alter von zwölf Jahren mit ihrem Feind konfrontiert und als Erwachsene ist ihr Kampf offenbar ebenso schnell vorbei wie er begonnen hat. Doch während die Vampire von Wellington ein Ausbund an ekelerregender Boshaftigkeit sind, bleiben die Werwölfe vielschichtiger und wilder. Sie verachten die Menschen und töten sie sobald sie ihrer habhaft werden, doch wohnt ihrer Aggressivität eine urbane Natürlichkeit inne, die sie jenseits von philosophischen Betrachtungen von Gut und Böse ansiedelt. Das Thema Werwölfe wird in der Literatur immer noch sehr stiefmütterlich behandelt und im Gegensatz zu den Vampiren und Zombies gibt es auch keinen Hype auf die Wandelwesen, obwohl die Werwölfe mittlerweile ebenfalls romantisiert werden und zu Helden in schnulzigen Fantasy-Lovestorys mutieren. Davon ist David Wellington jedoch (glücklicherweise) meilenweit entfernt. Ihm geht es um geradlinige Handlung mit Action und Horror. Authentische Figuren, die sich einen erbitterten Kampf ums Überleben liefern, so wie man es von seinen bisherigen Werken gewohnt ist. Dabei umgeht der Autor auch geschickt die Stereotypen des Genres. Weder alter Indianerglaube, noch schrecklicher Zigeunerfluch, die Herkunft der Werwölfe bleibt zunächst unklar, übernommen wurde jedoch die von Hollywood erfundene Regel, dass Werwölfe allergisch auf Silber reagieren. Dafür sind sie jedoch nicht von den Mondphasen abhängig und verwandeln sich sobald der Erdtrabant aufgeht, ob sie nun wollen oder nicht. Der Leser bleibt während der Lektüre immer auf Augenhöhe mit Cheyenne Clark, so dass ihre Sicht der Dinge auch auf den Leser übertragen wird und sich das Feindbild entsprechend verändert. Sind die Werwölfe zunächst das mit allen Mitteln zu vernichtende Böse, so beginnt mit Cheyennes Wandel auch eine Umkehr ihres Denkens. Einstige Freunde und Verbündete werden zu erbitterten Gegnern. Der Roman entwickelt sich rasch zu einem echten Pageturner, den man nur schwer beiseite legen kann und bei dem man überrascht ist, wie schnell und abrupt Das Ende erreicht wird.
Aufmachung:
Für die deutsche Ausgabe wurde erstmals der englische Titel eins zu eins übernommen und prangt gewissermaßen als unheilvolle Drohung auf dem Schädel eines mächtigen Wolfes, dem durch die gelbgrüne Färbung etwas Mystisches anhaftet. Ein äußerst gelungenes und vielversprechendes Covermotiv.
Fazit:
Endlich wieder ein ernstzunehmender Werwolf-Roman! Ein rasantes Lesevergnügen von animalischer Wildheit. Uneingeschränkt empfehlenswert. Wer bereits die Vampir-Serie von Wellington zu schätzen weiß, kommt auch an Cheyenne Clark nicht vorbei.
19. Dez. 2012 - Florian Hilleberg
Der Rezensent
Florian Hilleberg

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2570 Rezensionen
März 2018: 6 Rezensionen
Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten und bald hie...
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