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Dämonenfalle Vatikan

DÄMONENFALLE VATIKAN
DÄMONENFALLE VATIKAN

Christian Schwarz
Roman / Fantasy

Zaubermond

Professor Zamorra: Band 21
Fester Einband, 256 Seiten

2000, 1. Auflage, 14.95 EUR

In Zusammenarbeit mit Christian Montillon hat Christian Schwarz mit „Das dunkle Kind“ den neunzehnten Professor Zamorra Hardcover verfasst. Kaum ein halbes Jahr später folgt mit „Dämonenfalle Vatikan“ – ein interessanter Titel, der allerdings das Geschehen nicht unbedingt widerspiegelt – sein erster Soloflug im Zaubermond- Verlag. Auf den ersten Blick erzählt er eine nicht unbedingt originelle Geschichte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die venezianische Hexe Antonella Rosmini die Folter und Ermordung ihrer drei Töchter in der Stadt der Dogen nicht nur an den Bewohnern der Lagunenmetropole, sondern der Inquisition und schließlich auch dem Vatikan rächen will. Dazu hinterlässt sie im Vatikan eine Dämonenfalle, bevor sie diese allerdings richtig aktivieren kann, wird sie von einem aufmerksamen Mitglied der Schweizer Garde getötet. Das Unheil nimmt allerdings erst Jahrhunderte später seinen Lauf, denn innerhalb kürzerer Zeit werden vier Menschen im Vatikan durch einen unheimlichen Schatten ermordet und ihre Köpfe auf den Rücken gedreht. Nicole und Professor Zamorra werden gebeten, die Untersuchungen und Ermittlungen zu übernehmen.

Insbesondere zu Beginn des Romans arbeitet Schwarz wieder mit verschiedenen Handlungsebenen. Der Leser hat im Gegensatz zum Ermittler Professor Zamorra die Übersicht, er verfolgt das Gesamtgeschehen. Diese Vorgehensweise kann bei einem unerfahrenen Autoren zu Längen führen, Christian Schwarz jongliert auf diesem zweischneidigen Schwert. In der Vergangenheit beschreibt er doch sehr blutig die Folgen der gnadenlosen, oft grundlosen Folterung von verdächtigen Frauen, ihre verzweifelten Eingeständnisse, um weiteren Qualen zu entkommen und ihre Hinrichtung. Auch wenn es einige kritische Zwischentöne ist, fehlt Schwarz der Mut, aus dieser Situation mehr zu machen. Der Leser solidarisiert sich nach der Schilderung des Geschehens mit den - oft - unschuldigen Opfern. Die Kirche, ihre Handlanger und schließlich auch die sensationslüsterne Menschenmenge werden klischeehaft einseitig beschrieben. In der Gegenwart zeigen sich die
Auswirkungen dieser menschenverachtenden Vorgehensweise. Mit Professor Zamorra an der Seite dreht sich aber unmerklich die Perspektive des Romans, aus den Tätern werden die Opfer. Zwar beschreibt Schwarz auch die kriminellen Geschäfte zumindest eines Teils des Vatikans, prangert die Dogmen zumindest zu Beginn des Romans an, macht aber nicht den zweiten Schritt. Warum nicht einmal die Kirche als die Sünder entlarven? Auch wenn die Opfer der Gegenwart nicht unbedingt für die Taten der Vergangenheit sühnen sollten oder müssten, geht Schwarz mit der Institution Kirche zu vorsichtig und zu nachsichtig um. Da hilft es auch nicht, wenn ein Kardinal sich mit lüsternen Gedanken, schalen Witzen oder
Phrasen durch die Handlung stiehlt. Hier wäre es sinnvoll gewesen, stärker an den dogmatischen Fundamenten der Kirchen zu rütteln anstatt sich nur auf die fantastische Handlung zu konzentrieren. Anstelle einer überzeugenden Erläuterung wird alles wieder auf die Versuchung durch das ewig Böse reduziert. Allerdings ist sich Christian Schwarz dieser Schwäche selbstbewusst, er würzt diese Szenen mit originellen Mono- und Dialogen. Nicole wird nicht nur an die „Dornenvögel“ erinnert, sondern fühlt sich in ihren Lustlauten plagiatiert. Der verführte Priester entpuppt sich als Bänker, der schließlich frustriert und selbst gegeißelt in sein normales Leben wieder zurückkehrt. Da sage einer, es gäbe nur Haie im Finanzwesen.

Vom Hintergrund her wird sehr viel dunkles Potential verschenkt.
Insbesondere zu Beginn des Buches baut Schwarz mit der an Grundfesten rüttelnden Meinung des Papstes eine Erwartungshaltung auf, die er leider nicht weiterverfolgt. Insbesondere hätte diese aufrüttelnde, fast ketzerisch an den Grundfesten der Kirche und ihren
inzwischen antiquierten Ansichten erschütternde Rede im Kontext der Inquisition und ihren ungesetzlichen Handlungen im folgenden Kapiteln für ausreichend Sprengstoff sorgen können und müssen, um das Buch über die Schwächen in der Strukturierung hinaus zu tragen. Anstelle dessen lenkt Schwarz den Leser einen Augenblick mit den Klischees der insbesondere in den siebziger Jahren populären Nonnen/ Kloster Softerotikfilmen ab. Aus den Gewändern schälen sich schließlich die uns bekannten Protagonisten Nicole und ihr Professor. In einem weiteren, handlungstechnisch späteren Rückblick fügt der Autor die letzten Informationen – aus dem Klappentext allerdings leicht erkennbar – zusammen und die eigentliche Ermittlungsarbeit kann beginnen. Ab diesem Moment strukturiert er den Roman sehr geradlinig und positioniert die einzelnen wichtigen Anta- und Protagonisten an den richtigen Stellen. Über weite Strecken des Buches ist allerdings die Bedrohung ominös. Ein Schatten, eine dunkle Erscheinung, grotesk verunstaltete Leichen. Zumindest zu Beginn fehlte die prickelnde Bedrohung, es sei denn, Christian Schwarz hat sich an einem Gothic Thriller versucht, dafür ist allerdings die aufgebaute Atmosphäre zu schwach.

Christian Schwarzs unauffälliger, aber angenehmer Stil begleitet den Leser durch das Geflecht aus Kirche und Mafia, sowie dämonischen „Racheerscheinungen“ aus der tiefsten Vergangenheit. Ihm gelingen einige sehr stimmungsvolle oder packende Szenen – die Konfrontation zwischen Professor Zamorra und dem italienischen Mitglied der P2 Loge – im Rahmen seines Romans. Die aktuellen gesellschaftlichen Bezüge und die vielen Anspielungen auf die typisch italienischen Geflechte runden die empfehlenswerte Präsentation ab.

Insbesondre zum Finale holt er noch einmal zu handlungstechnischen Rundumschlag aus. Die kirchliche Geschichte wird in die Handlung integriert, einer geheimer Raum als Quelle des Bösen ausgemacht, eine Frau zumindest kurzfristig auf den kirchlichen Thron gesetzt und dann umgehend getötet – hier schließt sich der Rahmen des Romans und die Vorgeschichte und Haupthandlung werden elegant verbunden – sowie Drachen, leichenfressende Ghouls und Vampire als notwendige Beigaben eingeführt. Nicht unbedingt zum Nachteil fließen dem Autor eine Reihe von kleinen Ideen aus der Feder- so beginnt im Grunde auf den letzten zwanzig Seiten eine „neue“ Handlung, in welcher die einzelnen Fragmente vor einem gänzlich anderen Hintergrund ein weiteres Mal zusammengesetzt werden und eine bitterböse Verschwörung hinter dem eigentlichen Racheplan entlarven. Diese Planung erschlägt dann allerdings auch den Leser, der im Grunde nur ein geruhsames Auslaufen der rasant geschriebenen, im Laufe des Romans vielschichtiger und besser werdenden Handlung erwartet.

„Dämonenfalle Vatikan“ ist einer der besseren Romane der Professor Zamorra Reihe. Die Mischung aus spannender, wenn auch vorhersehbarer Handlung – im groben, nicht auf die kleinen Details bezogen – und dem oft ironischen Humor und manchmal ein wenig sarkastischen Seitenhieben, dazu einige klare Meinungsäußerungen – so erläutert Nicole einem Kardinal sehr deutlich, dass niemand einen Fußballtrainer anstellen würde, der bislang nur entsprechende Bücher gelesen hat, warum also einen katholischen Priester im Zölibat für die Eheberatung nutzen? - und einer Reihe von Informationen über die Geschichte des Vatikans stimmt. Stilistisch ansprechend, leicht zu lesen ohne oberflächlich zu sein.
Außerdem hat sich Christian Schwarz die Mühe gemacht, Nicole Duvall wieder aus der Ecke der attraktiven Stichwortgeberin wieder herauszuholen und ihr einiges zu tun zu geben. Das wirkt sich auch positiv auf das Verhältnis zwischen dem Professor Zamorra und seiner unsterblich hübschen Assistentin aus, auch wenn seine Libido der der Priester ein wenig hinterherzuhinken scheint.


Christian Schwarz: "Dämonenfalle Vatikan"
Roman, Hardcover, 256 Seiten
Zaubermond Verlag 2007

18. Mar. 2007 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/horror/buch573.ht...

Der Rezensent

Thomas Harbach
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