Geschichte und Gründung
Der Verleger Lothar Blanvalet, geboren am 12. August 1910 in Berlin, stammte aus einer alten Hugenotten-Familie. Blanvalet wollte eigentlich Schauspieler werden, trat jedoch auf Wunsch seiner Familie eine Lehrstelle in einem Berliner Verlag an.
1934/1935 gründete Lothar Blanvalet seinen eigenen Verlag und erzielte bereits mit dem ersten Titel einen Bestseller.
Im Jahr 1943 unterband das NS-Regime die Tätigkeit des Verlages.
Nach der Neuzulassung des Verlagshauses im Jahr 1946 erschienen bei Blanvalet Autoren von Weltrang, wie Walt Whitman, F. Scott Fitzgerald, Klaus Mann und Erik Reger. Blanvalets mit Abstand größter Erfolg wurde 1956 Anne Golons historischer Roman "Angelique" mit seinen zahlreichen Fortsetzungen.
Politisches Engagement zeigte der Verleger Lothar Blanvalet nicht nur anlässlich der Berlin-Blockade 1948, als er mit seinen Flugschriften kritisch Stellung bezog, sondern auch im Jahr 1967, als er eine Veranstaltung mit dem Titel "Ist unsere Demokratie bedroht" in der Berliner Deutschlandhalle organisierte.
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1973 legte Lothar Blanvalet eine - wie er es der Presse gegenüber nannte - "schöpferische Pause" ein. Bereits zuvor hatte er öffentlich eingestehen müssen, "mit seinem belletristischen Verlag an einem Kreuzweg angekommen" zu sein. Schließlich verkaufte er den Blanvalet Verlag 1974 an Bertelsmann.
Lothar Blanvalet verstarb am 17. Januar 1979 in Berlin.
Die Chronik
1934/1935
Der junge Lothar Blanvalet gründet in Berlin seinen eigenen Verlag.
1943
Schließung des Blanvalet Verlags durch das NS-Regime.
1946
Mit britischer Lizenz nimmt der Lothar Blanvalet Verlag seine Tätigkeit unter der Verlagsadresse "Am Kleinen Wannsee 31" wieder auf. "Schöne Literatur, Kunstbücher, Graphik u.a." sollen sein Profil bestimmen - so der offizielle Eintrag.
1948
Inzwischen hat Blanvalet auch eine französische Lizenz erhalten und umreißt sein Programm mit "Schöngeistige Literatur, Kunst und Politik". Mit den "Berliner Flugschriften" betätigt sich Lothar Blanvalet publizistisch und politisch: Sie stellen seinen Protest gegen die Berlin-Blockade jenes Jahres dar; gleichzeitig will er mit ihnen einen "Beitrag zur geistigen Erneuerung Deutschlands leisten". Die Verlagsgeschäfte ruhen für einige Zeit.
1950
Erfolge des Jahres:
Gilbreth, Im Dutzend billiger
Caldwell, Melissa
1951
Erfolg des Jahres:
Herzog von Windsor, Eines Königs Geschichte
1952
Erfolg des Jahres:
Gilbreth, Aus Kindern werden Leute
1953
Erfolg des Jahres:
Cousteau, Die schweigende Welt
1954
Erfolge des Jahres:
Caldwell, Nie siegreich, nie geschlagen
1955
Erfolge des Jahres:
Noack, Die Zürcher Verlobung
1956
Mit der Veröffentlichung von Anne Golons historischem "Angelique"-Roman verzeichnet der Blanvalet Verlag seinen durchschlagendsten und größten Erfolg. Kurz nach Erscheinen sind bereits zwei Auflagen verkauft.
Weiterer Erfolgtitel des Jahres: Ruark, Die schwarze Haut
1957
Erfolge des Jahres:
Noack, Italienreise - Liebe inbegriffen
1971
Lothar Blanvalet erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Behörden, die er beschuldigt, für eine nicht zustande gekommene Werbekampagne seiner Autorin Melina Mercouri (die griechische Regimekritikerin) verantwortlich zu sein.
1973
Als einer der letzten deutschen Verleger entschließt sich Lothar Blanvalet, Taschenbuchlizenzen seiner Erfolgstitel zu verkaufen. Rund 30 Lizenzen gehen an den Rowohlt Taschenbuch Verlag.
1974
Blanvalet trennt sich von einigen seiner Erfolgsautoren und gibt weitere Lizenzen ab. Im Verlauf des Jahres wird der Blanvalet Verlag an Bertelsmann verkauft.
1979
Tod des Verlegers Lothar Blanvalet.
1980er
Auch unter dem Dach der Verlagsgruppe Bertelsmann behauptet der Blanvalet Verlag seine Spitzenposition als einer der erfolgreichsten belletristischen Verlage Deutschlands. Zu seinen Autoren zählen Elizabeth George, Charlotte Link, Sydney Sheldon, Ruth Rendell
1998
Im Mai erscheint mit der Titelnummer 35000 das erste Blanvalet Taschenbuch.
Der Verlag heute
Die Verlagsleitung hat seit 2002 Frau Silvia Kuttny-Walser inne.
1957 in München geboren, begann Silvia Kuttny-Walser ihre Laufbahn nach dem Studium der Anglistik und Politologie als Lektorin im Verlag Droemer Knaur (1987-89). Ab 1989 war sie im Goldmann Verlag tätig.
1993 wechselte sie als Lektorin zum Blanvalet Verlag. Dort übernahm sie 1994 die Programmleitung; wurde 1998 Cheflektorin
Seit 2002 ist sie Verlagsleiterin der Verlage Blanvalet (Hardcover und Taschenbuch), Limes und Random House Entertainment in der Verlagsgruppe Random House.
Silvia Kuttny-Walser ist es gelungen, dem Verlag ein neues, zeitgemäßes Profil zu geben, durchaus dem Anspruch Lothar Blanvalets folgend: "ein großer, anspruchsvoller Unterhaltungsverlag zu sein". In diesem Sinne wurde das Programm Zug um Zug ausgebaut und zunehmend internationaler. Wichtigster Bestandteil der Arbeit ist es, seinen Wurzeln treu zu bleiben. Kuttnys Credo: "Ein Verleger muss aus dem Lektorat kommen, muss tief in der Arbeit mit Autor und Buch verwurzelt sein. … Ein Verleger muss mit aller Leidenschaft kämpfen können um das Buch, in dessen Manuskript er sich verliebt hat."
Heute kann der Blanvalet Verlag auf zahlreiche internationale Bestsellerautoren verweisen, deren Namen untrennbar mit diesem Verlag verbunden sind, darunter Elizabeth George, Sidney Sheldon, Diana Gabaldon, Ruth Rendell, Clive Cussler, Sandra Brown oder Jeffery Deaver, die Blanvalet erstklassig im Bereich Spannungsroman und Thriller vertreten.
Darüber hinaus hat der Blanvalet Verlag mit Erfolg deutsche Autoren aufgebaut und an sich gebunden, vor allem in dem Bereich der modernen Frauenunterhaltung, wo Autorinnen wie Charlotte Link und Claudia Keller regelmäßig die oberen Plätze der Bestsellerlisten belegen. Im Bereich historische Romane sind deutsche Autorinnen wie Federica de Cesco, Ulrike Schweikert, Claudia Keller, Dagmar Trodler oder Andrea Schacht zu festen Größen geworden.
Auch im Sachbuch-Bereich ist Blanvalet mit großen Frauen-Erfahrungsberichten und Autobiographien überaus erfolgreich. So z. B. mit Waris Diries schockierendem Bericht "Nomadentochter" über die Beschneidung von Mädchen, Souads Zeugnis "Bei lebendigem Leib" zum Thema Ehrenmord oder Safiya Hussainis "Ich, Safiya. Verurteilt zum Tod durch Steinigung". Ebenso setzt der Verlag auf die "etwas andere Künstlerbiografie", etwa Hélène Grimauds "Wolfssonate" - über ihr Leben zwischen Klavier und Wolfsgehege - oder Alison Lappers "Autobiografie einer Optimistin" - die britische Künstlerin kam ohne Arme zur Welt (erscheint im Herbst 2005).
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