Johnston McCulley: "Im Zeichen des Zorro"
Die Legende um den maskierten
Reiter nimmt ihren Anfang
Die Figur des Zorro ist schon sehr lange bekannt und ihr Erstauftreten anno 1919
somit die Geburtsstunde einer Abenteuerlegende, die sich nicht nur in sich
bewährt, sondern auch noch auf andere Bereiche Einfluss genommen hat, wie etwa
auf Robert Kanes nach ihm entworfenen Batman, der ebenfalls mit Maske und Umhang
gegen das Unrecht kämpft, wenngleich vor völlig düsterem Hintergrund.
Die Geschichte um den "Fuchs", einen maskierten Edelmann, der im noch spanischen
Kalifornien gegen die dem bösartigen Gouverneur unterstehende Soldateska kämpft,
die die kleinen Bauern, die Bürger und die Indianer terrorisiert, ist da
wesentlich heiterer. Über weite Strecken erfreuen die Kontrahenten den Leser in
dieser Geschichte vor allen Dingen mit ihren verbalen Duellen sowie mit ihrer
prototypischen Romantik, die jedoch eine der männlichen Hauptfiguren über weite
Strecken immer wieder in Frage stellt.
Während Zorro immer wieder Betrüger bestraft und Ungerechtigkeiten rächt, hat
der Gouverneur ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, auf das viele der Soldaten
in der Gegend scharf sind, die gerne die Klinge mit dem Gesetzlosen kreuzen
möchten. Denn neben dem Geld interessieren sie in ihrem Machismo auch der damit
verbundene Ruhm, die Liebe der Frauen zu einem möglichen Helden und die
gesellschaftlichen Aufstiegschancen. Doch immer wieder werden sie von dem
"Fuchs" im Kampf deklassiert und erzählen zunehmend abenteuerlichere Geschichten
über ihre Begegnungen mit El Zorro, um ihr eigenes Versagen zu kaschieren.
Erstaunt und teils auch offensichtlich amüsiert, hört der junge Don Vega diese
Geschichte. Der 25-Jährige, der sich lieber der Literatur und der Musik zuwendet
als so machistischen Beschäftigungen wie hartem Reiten, laufendem Duellieren und
Werben um die Frauen, empfindet die Zeiten als überaus stürmisch und wird von
seiner Umgebung wohlwollend belächelt. Doch dann zwingt ihn sein Vater mit der
Drohung der Enterbung, eine Frau zu heiraten, und er verfällt gerade auf die
Tochter eines in Ungnade gefallenen caballeros mit eher traditionellen,
romantischen Vorstellungen von dem Mann, den sie einmal heiraten möchte. Dieser
begegnet ihr dann ausgerechnet in der Gestalt des Zorro. Aber auch ein junger
Offizier, der Zorro jagt, wirft ein Auge auf die junge Frau ...
Machismo, Romantik, Degen- und Säbelkämpfe, Ehre und Ritterlichkeit bilden mit
einer gehörigen Portion an sprachlichem Humor eine
unwiderstehliche Kombination, bei der man sich ein Publikum wünscht, dem man ein
wenig davon vorlesen kann.
Die hier besprochene Ausgabe endet mit einem
Nachwort von
S.R. Curtis, das die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte dieses Romans erläutert
und auch die Entwicklung der filmischen Umsetzungen für Kino und Fernsehen.
Außerdem geht das Nachwort auch noch auf die historischen Realitäten hinter
diesem Buch ein und macht es so noch ein wenig realer in der Leserwahrnehmung.
Fazit:
Eine Abenteuerliteraturikone, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2012)
Johnston McCulley: "Im Zeichen des Zorro"
(Originaltitel "The Mark of Zorro")
Übersetzt von Carsten Meyer.
Unionsverlag, 2012. 299 Seiten.
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Zorro" bescherte Johnston
McCulley (2.2.1883-23.11.1958), dem ehemaligen Reporter aus Ottawa, Illinois,
eine kometenhafte Karriere. Seine Geschichten reichten vom Krimi bis zum
Western, doch es war "der Fuchs", mit dem man den Autor bis zu seinem Tod in
Verbindung brachte. "Zorro" wurde zu einer Legende.
Weitere Buchtipps:
Don Winslow: "Kings of Cool"
Am Strand ist das Paradies. Am Strand verlor Kalifornien seine Unschuld.
Aussteiger, die in Versuchung gerieten. Lokalhelden und Träumer, die nicht genug
bekommen konnten. Drogen, Gier, der Sündenfall. Es ist eine Geschichte, die weit
zurückreicht, bis in die 1960er-Jahre, als in Laguna Beach Wellenreiter
und Hippies zusammentrafen und einen Pakt mit dem Teufel schlossen. Eine
brutale, majestätische, atemberaubende Geschichte.
Laguna Beach heute: Ben, Chon und O sind jung und sehen unverschämt gut
aus, sie leben gefährlich und sind erfolgreich damit. Ihr Geschäft:
erstklassiges Marihuana. Als korrupte Polizisten und rivalisierende
Rauschgifthändler mitverdienen wollen, wehren sie sich, planen ihren nächsten
Zug. Sie sind klug, sie halten zusammen, doch ihr Spiel ist riskant, ihr Gegner
übermächtig. Und noch ahnen sie nicht, dass ihr Schicksal unauflösbar mit der
Vergangenheit ihrer eigenen Familien verknüpft ist. Dass sie die Sünden ihrer
Eltern geerbt haben. Was folgt, ist ein blutiger Kampf der Generationen. (Suhrkamp)
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Heinrich Wefing: "Gebrauchsanweisung für Kalifornien"
Selbst wer zum ersten Mal in Kalifornien landet, kommt in ein Land, dessen
Bilder ihm längst vertraut sind. Er erkennt die Fernstraßen und die Golden
Gate Bridge wieder, den "Hollywood"-Schriftzug über L.A., die Palmen und die
Sonnenuntergänge. Doch hinter der rosa schillernden Fassade gibt es viel mehr zu
entdecken: Heinrich Wefing verrät, warum man sich San Francisco vom Wasser her
nähern muss, er lüftet das Geheimnis des Nebels und erklärt, wie ampelfreie
Kreuzungen funktionieren. Er lädt zu einer Parade am Unabhängigkeitstag in
Sausalito und zur Fahrt durch das Central Valley ein. Und gibt preis,
warum hellblaue Frotteeanzüge hier das ganze Jahr über Konjunktur haben. (Piper)
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J.D. Dickey, Nick Edwards, Mark Ellwood, Paul Whitfield: "Kalifornien"
Wahrscheinlich ist keine Region der Welt ähnlich intensiv aufgearbeitet
oder idealisiert worden, und keine wird den Versprechungen derart gerecht.
Kalifornien wird zu Recht für seinen Sonnenschein, die Strände und das Meer
gerühmt, doch gibt es in der Region noch weit mehr zu entdecken: hoch aufragende
Berge, schillernde Großstädte, dichte Urwälder und bezaubernde,
geschichtsträchtige Dörfer.
Wie das übrige Amerika hängt Kalifornien sein Herz nicht allzu lange an
Vergangenes und verkörpert in gewisser Weise die ultimative
Gegenwartsgesellschaft mit allen Konsequenzen einer schnelllebigen Kultur, die
den Konsum über
alles stellt und großen Wert auf Äußerlichkeiten legt. Doch das ist nur eine
Seite der Medaille, denn außerhalb der Städte erwarten den Besucher gänzlich
andere Eindrücke in einer Landschaft aus urzeitlichen Wäldern, primitiven
Felszeichnungen der indianischen Urbevölkerung und gespenstischen Geisterstädten
aus der
Zeit des Goldrauschs. Als ein Land der Superlative bietet Kalifornien das Älteste, Höchste, Größte und Spektakulärste in vielfältigen Varianten auf, die
alle weit mehr als nur von lokaler Bedeutung sind.
Kalifornien ist ein widersprüchliches Reiseland, ein Land der Extreme, von
unglaublicher Schönheit, aber stellenweise auch eintönig und öde, voller
fantastischer Träume, auch voller zerbrochener Illusionen, voller sagenhafter
Reichtümer, aber auch voller sozialer Probleme - ein Land, in dem meist die
Sonne scheint, in dem manchmal aber auch die Erde bebt.
Das "Stefan Loose Travel Handbuch" macht die vielen verschiedenen Seiten
Kaliforniens erlebbar. Vier Autoren recherchierten an dem 760 starken Werk. 62
detailgenaue Karten und Pläne mit allen Informationen aus dem Text sorgen für
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Nachwort zur deutschen Erstveröffentlichung
Am 9. August 1919 trat Señor Zorro in "The Curse of Capistrano" ("Der Fluch
von Capistrano" in der Zeitschrift Argosy's All Story Weekly zum ersten
Mal in Aktion. Die Geschichte, verfasst von Johnston McCulley, erschien bis zum
6. September 1919 in fünf Teilen. Zorro, der Fuchs, stand den Unterdrückten im
Dorf Reina de los Angeles gegen die Ungerechtigkeit bei. Die Popularität des
Fuchses veranlasste den Verlag Grosset & Dunlap, die Geschichte in
gebundener Form und unter dem neuen Titel "The Mark of Zorro" ("Das Zeichen von Zorro") 1924,
fünf Jahre später, wiederzuveröffentlichen. Dieser Original-Zorro liegt hier in
deutscher Erstveröffentlichung vor.
Seit dem ersten Erscheinen Zorros sind fast achtzig Jahre vergangen. Wie die
gesellschaftlichen Werte einem Wandel unterworfen waren, so hat sich auch die
Figur entwickelt. Diejenigen, die den Zorro kennen, den Guy Williams in der
Walt-Disney-Fernsehserie von 1957-1959 verkörperte, werden McCulleys Figur als
zugleich gewalttätiger und romantischer empfinden. Der gut aussehende Fuchs
Williams mit seinem strahlenden Lächeln ritzte niemals ein Z in die Haut seiner
Widersacher, wie McCulleys Original das tut. Allerdings brachte der Held bei
Disney den tapsigen Sergeant Garcia immer wieder dadurch in Verlegenheit, dass
er ein Z in seine Uniform ritzte. Der sadistische, schroffe, schwülstige
Sergeant Gonzales, den die Leser zu Beginn von McCulleys Geschichte kennenlernen,
entwickelte sich im Lauf der Zeit ebenfalls weiter und verwandelte sich in den
liebenswerten Sergeant Garcia.
Der in Mantel und Maske gewandete Zorro verbirgt sich hinter einer wenig
wahrscheinlichen zweiten Identität. Im Sohn des reichen Witwers Alejandro Vega,
dem trägen Don Diego, der edlen Seele mit seiner Abneigung gegen jede Form von
Gewalt, ist für niemanden der heroische, maskierte Rächer zu vermuten. Zorro ist
den Soldaten entlang des El Camino Real, der Überlandstraße, die die
kalifornischen Missionen miteinander verbindet, als "Schrecken der Landstraße"
bekannt. Für die Bevölkerung ist er ein Held, der sie gegen jede Form von
Ungerechtigkeit in Schutz nimmt. Diego, ein Mann, der das Gespräch über Lyrik
dem Duell vorzieht, stellt die perfekte Folie für sein Alter Ego, den Fuchs,
dar. Zorros Tollkühnheit, seine überragende Fechtkunst und sein unbedingter
Gerechtigkeitssinn nahmen die Fantasie der Menschen von Anfang an gefangen. Der
edle Fuchs, zugleich romantisch, leidenschaftlich und gerecht, wurde zur
liebenswertesten Schöpfung seines Autors Johnston McCulley.
McCulley ließ seinen Helden im spanischen Kalifornien auftreten - einer
verklärten Zeit des friedvollen Lebens auf Gütern mit riesigen Viehherden, wo
sanftmütige Padres den Indianern, die für die Missionen arbeiten, die Segnungen
der Zivilisation nahelegen und Caballeros glutäugigen Señoritas nächtliche
Ständchen bringen. Zorro hat über Generationen hinweg Millionen von Verehrern in
seinen Bann geschlagen und sogar andere Schriftsteller dazu angeregt, ebenfalls
Helden mit doppelter Identität zu schaffen - der bekannteste ist wohl Batman von
Bob Kane. Der einflussreichste Fan des Fuchses allerdings war der Stummfilmstar
Douglas Fairbanks.
Während der Hochzeitsreise mit Mary Pickford, Amerikas unbestrittenem
Filmliebling, las Fairbanks McCulleys "The Curse of Capistrano". Er war auf der
Suche nach einem Helden, der seiner Karriere neue Bereiche eröffnen könnte,
einem, der vor allem das weibliche Publikum der Nachmittagsvorstellungen
ansprechen sollte. Der Schauspieler war für seine Ausstrahlung auf der Leinwand
und seine akrobatischen Fähigkeiten bekannt. Zorro war für ihn wie geschaffen,
denn als der doppelgängerische Fuchs konnte Fairbanks Actionszenen als Zorro mit
dem komödiantischen Anteil Diegos verbinden. Das Ergebnis begründete ein völlig
neues Filmgenre: die Abenteuerkomödie.
Fairbanks gab seinem Film den Titel "The Mark of Zorro", "Das Zeichen des Zorro",
ein Ausdruck, der zum Höhepunkt von McCulleys "The Curse of Capistrano" fällt.
Zorro hat Capitán Ramón im Duell besiegt und seine Stirn mit einem Z versehen.
Wie die Zunge einer Schlange stieß Señor Zorros Degen dazwischen. Dreimal
schoß er vor, und auf Ramóns makelloser Stirn, mitten zwischen den Augen,
prangte plötzlich ein rotes, blutiges Z.
"»Das Zeichen des Zorro!", rief der Gesetzlose. "Jetzt tragt Ihr es auf immer,
Kommandant!"
"The Mark of Zorro" hatte am 28. November 1920 im Capital Theater von New
York Premiere und erzielte wahre Besucherrekorde. Die Übertölpelung der Soldaten
durch Zorro, wie er mit kühner Eleganz seinen Degen schwang und voller
Leidenschaft um die liebliche Señorita Lolita Pulido warb, all das ließ den Film
zum sofortigen Erfolg werden. Vor allem Fairbanks' Darstellung des Diego mit
seiner versonnenen, trägen Art und seinen Zauberkunststücken beeindruckte das
Publikum nachhaltig. In Scharen strömten Frauen in die Nachmittagsvorstellungen,
um diesen charmanten, poetischen, heroischen Liebhaber zu sehen. Zorro erfüllte
seine Aufgabe, er gab Fairbanks' Karriere eine neue Richtung und sicherte ihm
seinen Platz als Filmlegende.
Zorros filmischer Erfolg führte auch zu einer Verfeinerung seiner gedruckten
Erscheinungsform. Als am 6. Mai 1922 die erste von sechs Folgen von "The Further
Adventures of Zorro" ("Zorros neue Abenteuer") in Argosy's All Story Weekly
erschien, hatte McCulley Diegos Repertoire um Zaubertricks erweitert, wie
das zuvor schon Fairbanks getan hatte. Zwei Jahre später, 1924, brachten Grosset
& Dunlap "The Curse of Capistrano" in Romanform unter dem Filmtitel "The Mark of
Zorro" heraus.
McCulleys Erfolg mit Zorro bescherte dem ehemaligen Reporter aus Ottawa,
Illinois, eine kometenhafte, produktive Karriere als Verfasser von
Theaterstücken, Drehbüchern und Romanen. Seine Geschichten reichten vom Krimi
bis zum Western. Aber es war der Fuchs, mit dem man den Autor bis zu seinem Tod,
vierzig Jahre nach dem ersten Erscheinen Zorros, sofort in Verbindung brachte.
Im Lauf seiner Karriere veröffentlichte McCulley insgesamt fünfundsechzig
Geschichten um Zorro in unterschiedlichen Magazinen, einige davon als
Fortsetzungen. Die letzte, "The Mask of Zorro" ("Die Maske des Zorro") erschien
1959 in Short Stories for Men. Diesen Titel erhielt auch der 1997 von
TriStar Pictures und Steven Spielbergs Amblin Entertainment produzierte Film mit
Anthony Hopkins und Antonio Banderas.
Zorro wurde zu einer kalifornischen Legende, die die Zeiten überdauert;
Historiker allerdings warfen die Frage nach dem Wahrheitsgehalt hinter der
Geschichte auf. Mitte der 1980er-Jahre kam es zu einer interessanten Debatte in
kalifornischen Historikerzeitschriften, die ein tieferes Verständnis der Legende
förderte, indem sie die darin verankerten Vorurteile und ihren romantischen Reiz
offenlegte. Die in den Artikeln angesprochenen Fragen bieten einen historischen
Bezugsrahmen, in den sich die jetzige Wiederveröffentlichung von "The Mark of
Zorro" einordnen lässt Johnston McCulley siedelte die erste Erzählung um Zorro
während der "Zeit des Niedergangs der Missionsstationen" an. Diese Beschreibung
entspricht der Zeit zwischen 1822 und 1848, während derer Kalifornien unter
mexikanischer Herrschaft stand. Die Provinz bestand seit 1769 als spanische
Kolonie, als in San Diego die erste von insgesamt einundzwanzig Missionen
gegründet wurde. Mit der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien, 1822, wurde
Kalifornien Teil der Republik Mexiko. Auch wenn sie vorgeblich im spanischen
Kalifornien angesiedelt sind, beinhalten die Zorro-Geschichten McCulleys doch
Elemente sowohl der spanischen wie auch der mexikanischen Epoche. Erstere
Periode, 1769-1821, wurde als die Zeit der Missionen bekannt. Die zweite,
1822-1842, als die Zeit der Rancheros. Die Missionen beherrschten die
kalifornische Wirtschaft von 1769 bis zum Beginn der Säkularisation 1834. Danach
wurden die Viehzüchter beherrschend. In der Welt McCulleys existieren beide
nebeneinander, gleich mächtig und gleich wichtig.
Der Autor erfand eine Garnison in Los Angeles. Während der spanischen Ära wurden
in Kalifornien zwar vier Garnisonen eingerichtet, in Los Angeles aber hat es
niemals eine gegeben. Die Stadt wurde 1781 als eine von drei bürgerlichen
Ansiedlungen in der Provinz gegründet. Der Historiker Abraham Hoffman betrachtet
es als den größten Mangel der Zorro-Legende, dass sie
... in einem geschichtlichen Vakuum existiert, einem, das die dramatischen
Ereignisse, in die Kalifornien verstrickt war und die die Zukunft Kaliforniens
beeinflussen sollten, gänzlich ignoriert: die Unabhängigkeit Mexikos von
Spanien, der Kontakt mit den Yankees durch den Leder- und Talghandel, die Ankunft
der amerikanischen Trapper, die Säkularisation der Missionen, die Russen in Fort
Ross, Sutters Privatimperium, die Ereignisse, die zum mexikanischamerikanischen
Krieg führten, und den Erwerb Kaliforniens durch die Vereinigten Staaten.
McCulley erwähnt nicht eines dieser Vorkommnisse; seine Geschichte könnte ebenso
gut auf dem Mars spielen (A. Hoffman, "Zorro: Generic Swashbuckler", The
Californians, Sept./Okt. 1985).
Mag McCulleys ursprünglicher Titel auch poetisch gewesen sein, er passte doch
nicht recht zur Geschichte. Das einzige Capistrano in der Nähe von Los Angeles
war die Mission von San Juan Capistrano, sechzig Meilen südlich von Los Angeles
an der Küste gelegen. Der Autor schuf sich ein Städtchen, das zu seiner
Geschichte passte und mit einigen historischen Details angereichert war, aber
keinesfalls einem geschichtlichen Ort entsprach. Die Taverne, in der sowohl
McCulleys erste Kapitel wie auch der Höhepunkt der Geschichte spielen, hat nie
existiert, ebenso wenig zierten reiche Häuser, wie das Don Diegos, die Plaza. Es
gab nur einstöckige Hütten mit flachen, teergedeckten Dächern. Auch wurde der
Ort nicht vom Garnisonskommandanten beherrscht, sondern vielmehr durch den
alcalde oder Bürgermeister, mit seinem ayuntamiento, dem Stadtrat,
und sechs regidores, den Stadträten.
Zwar folgte auf die Ära der Missionen die der Rancheros, aber es gab eine
Übergangszeit. Der spanische König gestattete bereits vor der Säkularisation der
Missionsländereien, als die meisten der Ranches gegründet wurden,
Landbelehnungen an Privatpersonen. McCulley ließ dieses Wissen in "Zorro Races
with Death" ("Zorros Wettlauf mit dem Tod", 1947) einfließen. Don Alejandro Vega
protestiert gegen den neuen Kommandanten auf seinem Gut und erklärt: "Ich habe
dieses Land durch eine Belehnung des Königs von Spanien erhalten ..."
Der König gründete während der spanischen Ära durch solche Belehnungen in der
Umgebung von Los Angeles fünf private Güter (H. Knill, Early Los Angeles, Santa Barbara CA, 1984). Das größte davon, mit einer Ausdehnung von über 300000
Morgen (N. Sanchez, Spanish Arcadia, Los Angeles, 1929), wurde 1784 Manuel
Nietos übertragen. Das von ihm verwaltete Land erstreckte sich vom Rio Santa Ana
zum Rio San Gabriel und vom Pazifik bis zu den Bergen. Der treuhänderisch
verwaltete Besitz Nietos könnte gut McCulleys Vorbild für die Besitzungen der
Vega gewesen sein.
Von Historikern wurde die Zeit zwischen 1782 und 1819 als die romantische Epoche
Kaliforniens bezeichnet. McCulley griff auf diese Zeit zurück, um Bilder des
frühen Kalifornien zu evozieren, wo das Leben aus
... einer nicht enden wollenden Reihe von Gastlichkeiten und gesellschaftlichen
Annehmlichkeiten bestand, gewürzt mit sportlichen Aktivitäten unter freiem
Himmel. Es gab kein Hotel in Kalifornien. Jede Tür war offen, und dem Gast
standen Essen, Unterkunft, ein frisches Pferd, ja sogar Geld zur freien
Verfügung, gleich ob er Freund oder Fremder war. Kein weißer Mann musste sich
sonderlich mit Arbeit beschäftigen, und sogar Schulbücher waren eine Sache für
sich. Musik, Spiele, Tanz und lebhafte Konversation - das waren die
Beschäftigungen jener Zeit, das bedeutete Bildung. Auch waren Männer und Frauen
viel im Freien; alle waren sie geübte Reiter, konnten sie mit dem Lasso umgehen
und fehlerfrei schießen, auch die Frauen, dies waren Fähigkeiten, die zu ihrem
Lebensstil passten und das Jagen zur weit verbreiteten Freizeitbeschäftigung
machten. Wenn fremde Schiffe anlegten, wurden Bälle und Feste ausgerichtet, wenn
auch diese Besuche keineswegs die einzigen Anlässe für diese Art von
Unterhaltung waren (C. E. Chapman, A History of California, the Spanish Period,
New York, 1921).
McCulley beschrieb Lolita als ausgezeichnete Reiterin, wie es von der Tradition
her nahelag. In einer Schlüsselszene gegen Ende von "The Curse of Capistrano",
glaubt sich Zorro von Soldaten verfolgt.
Er warf einen Blick zurück über die Schulter - und riss erstaunt den Mund
auf. Denn wer da von einem Dutzend Soldaten verfolgt auf ihn zu ritt, war
niemand anderes als Señorita Lolita Pulido, und er hatte sie doch auf der
Hadenda Fray Felipes in Sicherheit geglaubt. Ihr langes schwarzes Haar wehte
offen hinter ihr her. Die zarten Fersen hatte sie in die Flanken des Pferdes
gepresst. Sie beugte sich beim Reiten vornüber, hielt die Zügel niedrig, und
selbst in dieser Situation staunte Señor Zorro über ihre Reitkünste.
Im spanischen Kalifornien, wo die gesellschaftliche Stellung auf Rang,
Abstammung und Herkunft basierte, bestand eine ausgeprägte Aristokratie. Der
Patriarch einer Familie herrschte mit autokratischer Macht, die so weit ging,
dass er sogar bestimmte, wann der junge Mann unter seiner Aufsicht sich zum
ersten Mal rasieren durfte. Diese gesellschaftliche Hierarchie und der damit
verbundene Snobismus fanden breiten Eingang in McCulleys Geschichten. Diego hält
auf das Drängen seines Vaters hin um Lolitas Hand an, eine Sohnespflicht mit
historischer Basis. Ebenso sind die Figuren McCulleys von Fragen der Abstammung
besessen. Diego war "ein gut aussehender Jüngling von bester Herkunft". Die
Freundschaft zwischen Diego und Sargento Gonzales wird als außergewöhnlich
empfunden angesichts der Unterschiede in Erziehung und Geburt, denn Diego
entstammt einer "Familie von Geblüt". Als Diego die Pulido besucht, um Lolita
als Frau für sich zu gewinnen, erklärt er Don Carlos, Lolitas Vater, dass
dieser "von hervorragendem Geblüt [sei], ... dem besten im ganzen Land. ...
Jedermann weiß das, Señor. Und ein Vega muss natürlich, wenn er sich nach einer
Gefährtin umsieht, eine Frau von erstklassigem Blut erwählen."
Solche Ansichten stoßen in der heutigen Gesellschaft auf wenig Gegenliebe.
Die starre soziale Schichtung und patriarchale Autorität erstreckte sich auch
auf das Leben auf den Haciendas. Sie waren strukturiert wie europäische Lehen im
feudalistischen Mittelalter und wurden jeweils von einem obersten Herrn, einem majordomo, geführt, dem ein großes Kontingent von Arbeitskräften zur
freien Verfügung stand.
Das Jahr 1810 war ein Wendepunkt in der Geschichte der spanischen Kolonie
Kalifornien. In Südamerika hatte sich eine Unabhängigkeitsbewegung gebildet, die
sich durch Zentralamerika nordwärts bis Mexiko ausgebreitet hatte. Die
spanischen Schiffe, die Kalifornien vom mexikanischen San Blas her angelaufen
hatten und Waren und Sold für die Soldaten geliefert hatten, blieben aus. Das
spanische Mutterland hatte der Kolonie Kalifornien verboten, mit Schiffen anderer Nationalitäten Handel zu treiben, aber sobald die spanischen Schiffe
nicht mehr kamen, begann der Handel entlang der Pazifikküste. Leder und Talg
wurden wertvolle Handelsgüter für die englischen Kolonien am Atlantik.
Der Handel mit Talg und Leder, der in den Missionen seinen Mittelpunkt hatte,
wurde zum wichtigsten ökonomischen Überlebensfaktor für Kalifornien.
Umfangreiche Arbeiten waren nötig, um die Rinderhäute für den Handel
vorzubereiten, dasselbe galt auch für das Auslassen des Fettes in Talg für die
Kerzenherstellung. Die Arbeit wurde von den Indianern in den Missionen unter
Aufsicht der Padres geleistet. Der Betrug mit Leder spielt eine zentrale Rolle
in mehreren von McCulleys Geschichten um Zorro, so auch in "The Curse of
Capistrano", wo die Käufer die Verkäufer beschuldigen, mit unsachgemäß behandeltem Leder zu handeln.
Zwar wurde die Unabhängigkeit Mexikos am 24. Februar 1821 verkündet, das
abgelegene Kalifornien erfuhr davon aber erst im Januar 1822. Es war die letzte
der nördlichen Provinzen Spaniens, die den Eid auf die neue Republik Mexiko
ablegte. Die mexikanische Hoheit läutete eine unbeständige Epoche in der
Geschichte Kaliforniens ein. Die Bürger Kaliforniens, die Californios, hatten den Kampf für die Unabhängigkeit von Spanien nicht unterstützt, und jetzt
zerstritten sie sich unter der Herrschaft der mexikanischen Gouverneure.
Rivalitäten zwischen dem Norden und dem Süden des Landes entstanden, wobei der
Süden für größere Unabhängigkeit eintrat, während der Norden sich enger an
Mexiko binden wollte. San Francisco und Monterey bekriegten sich mit Los Angeles
und San Diego über die Frage der Provinzhauptstadt. Gier und kleinliche
Rivalitäten wurden bestimmend für die Zeit. McCulley könnte ohne Weiteres die
skrupellosen Anführer jener Zeit als Vorbilder für die bösen Kommandanten
herangezogen haben, mit denen Zorro sich zu messen hat.
Während der Jahre, in denen Kalifornien unter mexikanischer Herrschaft stand,
kam es zur Säkularisierung des Missionsbesitzes. Die spanische Regierung hatte
ursprünglich vorgesehen, dass die Ländereien der Missionen zehn Jahre nach deren
Gründung in bürgerlichen Besitz übergehen sollten. In der Zwischenzeit sollten
die Indianer zum Christentum bekehrt und zur Arbeit ausgebildet werden. Das Land
würde anschließend den Indianern übergeben werden, die es als Teil des
spanischen Weltreichs zu bewirtschaften hätten. Es vergingen allerdings
fünfundsechzig Jahre, bevor die kalifornischen Missionen säkularisiert wurden.
Der kalifornische Gouverneur Echeandia setzte zwischen 1834 und 1836 einen
Dreijahresplan für die Säkularisation um. Die Hälfte des Landbesitzes der
Missionen wurde unter den Indianern aufgeteilt, der Rest wurde der Obhut
weltlicher Verwalter unterstellt. Einige davon waren ehrlich, aber andere
bereicherten sich und ihre Freunde. Missionsland, das nicht in indianischem
Besitz war, wurde in Form von politischen Gunstbezeugungen verteilt. Den
Indianern lag die Idee von Privatbesitz fern. Man hatte sie nicht auf das
selbstbestimmte Leben vorbereitet. Als Konvertiten auf den Missionen waren sie
im Grunde Sklaven gewesen. Ohne die Disziplin des Missionssystems war die
zwangsläufige Konsequenz ihre Unfähigkeit, das ihnen anvertraute Land zu
behalten.
Die Padres waren unglücklich, dass sie ihr Reich verloren. McCulley spielte auf
den Missmut der Mönche angesichts der Säkularisationspläne in "The Curse of
Capistrano" an. Nachdem man ihn ungerechtfertigterweise ausgepeitscht hat,
beklagt sich Fray Felipe bei Diego:
"Es ist nicht mehr als eine weitere Ungerechtigkeit ... Seit zwanzig Jahren
müssen wir Missionsangehörigen das nun schon erdulden, und es wird immer
schlimmer. Der heilige Junipero Serra hat seinen Fuß in dieses Land gesetzt, als
andere das nicht wagten, und bei San Diego de Acála errichtete er die erste
Missionsstation, der eine ganze Kette folgen sollte, und auf diese Weise
schenkte er der Welt ein Imperium. Der Erfolg war unser Fehler. Wir verrichteten
die Arbeit, andere aber ernten die Früchte ... Sie fingen an, uns die Ländereien
der Missionen wegzunehmen, Land, das wir bestellt haben, Land, das Wüste war und
das meine Brüder in blühende Landschaften und Gärten verwandelt haben. Sie
beraubten uns unserer weltlichen Güter. Und damit nicht zufrieden, verfolgen sie
uns nun auch noch.
Das Reich der Missionen ist dem Untergang geweiht, caballero. Die Zeit
ist nicht mehr fern, da die Dächer der Missionsstationen einstürzen und die
Wände bröckeln werden."
Aus dem historischen Kontext wird klar, dass der Padre nicht die Indianer
meint, wenn er von denen spricht, die die Früchte der Arbeit ernten, sondern
vielmehr die kalifornischen Siedler und Soldaten, die das wertvolle Land der
Missionen begehrten. Die einfachen Soldaten waren begierig darauf, das reiche
Land der Missionen zu erwerben. Da sie seit 1810 auf ihren Sold hatten
verzichten müssen, erwarteten sie, in den ausgewählten Missionsgütern eine
verspätete Wiedergutmachung zu erhalten. Zwar war es den Indianern untersagt,
ihren Besitz zu verkaufen, doch die Soldaten waren willige Käufer. Oft
allerdings erlangten sie das Land, das den Indianern zur treuhänderischen
Verfügung gestellt worden war, durch Betrügereien.
Kalifornien wurde, als Teil des Vertrages von Guadalupe Hidalgo, im Jahr 1848
für fünfzehn Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten abgetreten. Die
Californios wurden zu Fremden im eigenen Land. Gezwungen, sich an einen
neuen Lebensstil anzupassen, mussten sie nicht nur ihre Kultur, sondern auch
ihren Besitz verteidigen. Die ungenauen Grenzen, die ihre Haciendas festlegten -
ein Findling hier, ein Bach dort, nirgends aber ein verbindliches Dokument -,
machte die Californios vor amerikanischen Gerichten leicht angreifbar.
Riesige Mengen erstklassigen Landbesitzes fielen so habgierigen Yankees in die
Hände, womit sich die Landnahme von den Indianern gewissermaßen wiederholte.
Eine weitere Verletzung trat auf, als Kalifornien im Jahre 1850 ein eigener
Staat wurde. Es wurde ein Gesetz zur Besteuerung ausländischer Goldgräber
erlassen, das sich auf diejenigen bezog, die keine gebürtigen US-Bürger waren.
Diese Steuer traf die Californios mit besonderer Härte, denn zum einen
betrachteten sie sich nicht als Ausländer, zum anderen aber waren sie es
gewesen, die den 49'ers, den Goldgräbern, die während des Goldrauschs
von 1849 ins Land gekommen waren, das Goldauswaschen in den Waschrinnen erst
beigebracht hatten.
Die Ablehnung der Bräuche und Wertvorstellungen der Californios führte
zu schweren Zerwürfnissen zwischen der angloamerikanischen und der hispanischen
Kultur. Die Californios, die sich den hereinströmenden Immigranten von
der Ostküste widersetzten, wurden Gesetzlose (J. A. Burciago, "Tiburcio Vasquez:
A Chicano Perspective", The Californians, Mai/Juni 1985).
Möglicherweise dienten diese bandidos McCulley als Vorbild für seinen
Zorro. Die amerikanische Justiz der 1840er- und 50er-Jahre betrachtete Tiburcio
Vasquez als Verbrecher, aber für seine Landsleute war er ein Held, der sich
weigerte, sich den angloamerikanischen Eroberern zu unterwerfen.
Der größte der legendären kalifornischen Desperados, Joaquin Murrieta,
terrorisierte das County Calaveras angeblich in den frühen
achtzehnhundertfünfziger Jahren über drei Jahre hinweg. Gouverneur Bigler
heuerte Captain Harry S. Love an, um dem Banditen das Handwerk zu legen. Zwanzig
von Loves California Rangers verfolgten Murrieta drei Monate lang. Während eines
großen Feuergefechts am Panoche-Pass töteten Loves Männer zwei Banditen, von
denen sie behaupteten, es handle sich um Joaquin und seinen Stellvertreter,
Three-Fingered Jack. Die Rangers trennten einem von ihnen den Kopf und dem
anderen eine Hand ab und legten die Trophäen in Whiskey ein. Sie wurden in San
Francisco zur beliebten Attraktion.
Die Ergreifung Murrietas allerdings bleibt, ebenso wie seine tatsächliche
Existenz, umstritten. Ob die Legende auf Wahrheit beruht oder nicht, sie
veränderte nachhaltig das Bild des Californio. Vor 1854 verband man den
Californio mit romantischen Vorstellungen friedvoller Viehweiden, nach
der Verbreitung der Legende von Murrieta allerdings verband man damit nur noch
Angst und Schrecken. Murrietas romantische Tapferkeit und seine aristokratische
Herkunft, in Verbindung mit seinem Eintreten gegen die Ungerechtigkeit, könnte
McCulleys Fantasie bei der Schaffung seines Zorro beflügelt haben. Andere
berühmtberüchtigte Bandidos, wie etwa Jack Powers, könnten die Entwicklung von
McCulleys Figur ebenso beeinflusst haben. Powers' Scharfsinn und seine
außerordentlichen Fähigkeiten als Reiter verhalfen ihm dazu, allgegenwärtig zu
erscheinen, und doch niemals am Schauplatz eines Verbrechens gesehen zu werden.
Wie es schwierig ist, den exakten historischen Zeitpunkt, an dem die Geschichten
um Zorro angesiedelt sind, zu benennen, so lässt sich auch keine isolierte
tatsächliche Figur bestimmen, der Zorro nachgebildet ist.
McCulley verwob Elemente der spanischen und mexikanischen Epochen der Frühzeit
Kaliforniens in seine Zorro-Erzählungen, die er dann in einer gänzlich neuen
Umgebung ansiedelte. Ebenso wie er die Garnison in Los Angeles erdichtete,
vermischte er Teile zweier verschiedener historischer Abschnitte, doch das
störte die Leser kaum. Der Autor trieb Schindluder mit der Wahrheit, um eine
farbenfrohe, faszinierende Legende zu erschaffen. So wie Zorro seinen Degen
einsetzte, um mit seinen Widersachern zu spielen, so setzte McCulley die Feder
ein, um Señor Zorros märchenhaften Abenteuern im Kampf um die Gerechtigkeit
Gestalt zu verleihen.
McCulley vermied es, seine Schriften zum Mittel der Kritik an gesellschaftlichen
Zuständen zu machen. Er hat die repressive, paternalistische Haltung der Kirche
gegenüber den Indianern niemals thematisiert, ebenso wenig wie er die Ansichten
über "gutes Blut", die seine Figuren äußern, korrigiert hätte. Wenn solche
Ansichten auch historisch verbrieft waren, lassen sie sich doch damit nicht
entschuldigen oder tolerieren. Solche Einstellungen führten zu einer
Klassengesellschaft, in der die Grundlagen eines demokratischen, pluralistischen
Staates ausgehöhlt werden.
Trotz aller Mängel schuf McCulley einen Volkshelden, der so bekannt ist, dass er
an einem einzigen Zeichen zu erkennen ist. "Man braucht nur zzz, zzz, zzz zu
machen, und schon hat man Zorro", bemerkt der Historiker Abraham Hoffman,
während er drei schnelle Stöße durch die Luft führt (A. Hoffman, Interview, "The
History of Zorro", Arts and Entertainment Biography, Serie, gesendet am
26. Juni 1996).
In dieser Ausgabe von Johnston McCulleys "The Mark of Zorro" ist der echte Señor
Zorro wieder unterwegs. Genießen Sie Ihren Ausflug in die romantische Frühzeit
Kaliforniens, in der der Fuchs den Unterdrückten beisteht. Selbst die
geschichtlichen Fakten können Zorros edles Einstehen für die Gerechtigkeit nicht
schmälern. Seine Mission ist bewundernswert wie eh und je.
S.R. Curtis
Berkeley, Kalifornien
Mai 1997