"Ihr stellt sie selbst und folgt ihr dann.
Gedenkt des schönen Traums am Morgen:
fürs Andre laßt den Schmidt nur sorgen."
Hans Sachs bei Wagner, Meistersinger, III.
Die Frage ist wirklich, wie fang ich an. Sie ist um so freier, als ich noch gar das Bücherl nicht habe. Das liegt bei Suhrkamp am Empfang. Ich gehöre zu den wenigen, die den Umzug nach Berlin, zwar auch schon deshalb, aber sowieso für angemessen halten. Und für pfiffig, unternehmenspolitisch gesehen. Was die Talare anbelangt, so darf der Staub in Frankfurt bleiben. Jedenfalls habe ich auf dem Fahrrad einen Einkaufskorb, der das Broschürchen auch faßt.
Nur bin ich noch nicht von der Messe zurück. Weshalb ich hier im Schauerfeld noch gar nicht schreiben wollte. Aber dann hat, „Attackeeeee!” rufend, der sonst doch ganz unmillitährische Süselbeck auf seiner Mähre zum Angriff auf Niebelschütz nicht nur gerufen (nämlich auf mich), nein auch geblasen, durch die Nüstern dieses Kleppers, und der, tatsächlich… er lief. Na gut, „lief”… Imgrunde ist’s unfair, dem Tier meinen Degen in die Stelzen zu stecken, die seine, des Kleppers, nicht Süselbecks sind. Doch sollte ich ihn laufen lassen? Wiederum schlachten mag ich ihn auch nicht, weil EINES) zu zäh und weil ZWEIES) Uve Schmidt mir, da war ich selber noch jung, sehr an mein Herzerl gelegt, daß es nicht nur Jugend-, nein auch den Altersschutz gebe, und Schmidt, jetzt der Arno, selber schrieb doch den Satz, es gebe keine Altersweisheit, sondern nur -sturheit. Ich spreche, wohlgemerkt, nur vom Pferd.
Gut. Jetzt hab ich also >>>> s o begonnen. Ohne das Buch. Schuldig ist der Süselbeck: beschwernSe sich bei d e m. Wobei. Ich kenn den Zettel ja. Bei mir steht die geklebte Faksimile-Ausgabe, und ich frage mich jetzt, was mit ihr tun? Das ist bereits die zweite Frage, bevor ich überhaupt schon zu lesen begann. Es sind keinerlei, weiß ich, Anstreichungen darin – anders als in KAFF, das ich weißGöttin mehrfach durchgeackert habe, und anders, sowieso, als in SITARA, das zu meinen Lieblingen gehört. Jedenfalls von Schmidt. Da gäbe ich die Taschenbücher – nahezu randlos, engst bedruckt, die reinsten Bleiwüsten, weh dem, der sie birgt: wehe – ecco! – mir!! – niemals hinweg, selbst wenn man mir die Covers aller neuen Printvarianten mit Blättern reinsten Goldes belegte und ich bekäm solchen Fetisch umsonst… nebbich! was soll ich damit? Ich will mein Grabbelzeug, das muffig riecht, das Flecken hat, das auch schon auseinanderfällt und von Gummis, ich meine jetzt: Bändern, also nicht, was Sie jetzt und der Schmidt sich so denken, dieser freilich posthum… – Moment, wo war ich? Gummis, richtig… von denen zusammengehalten werden. Wie auch mein Freud, komplett von Fischer, alles TB und alles jenseits der Nachtmars der Buchgestalter. Alles ist mir, sowieso, viel zu viel Design. Nur halt, der Forssmann… da wird man ein wenig abtrünnig, direkt ein Apostat.
Aber noch habe ich das Ding nicht. Ich krieg’s erst nach dem 25. Oktober, wenn ich aus Sizilien zurückbin. Fang ich auf der ersten Seite an und les mich durch bis zur letzten? wie früher? da war ich so ganz wie der Bargfelder Zwängler. Wie war das? Allmorgendlich in den ersten Nordhäuser Korn die Kopfschmerztabletten verrührt, zwei oder drei, das hab ich vergessen. Fragen Sie Bernd Rauschenbach, wenn Sie mir, wie immer, nicht glauben.
Oder lese ich aleatorisch? Weshalb, übrigens, ist Aléa Torik nicht hier? Sie, immerhin, hat mir >>>> den Foster Wallace einigermaßen gezuckert, so daß ich auch die bittersten Medizinalien, zumindest der ersten 200 Seiten, hinunterbekam. Kennen Sie Olga? Ich sach Ihnen! Olga! Da wäre der Schmidt aus dem Bargfelder Häuschen getanzt, hätt mal Alice grad nicht geschaut. Olga sieht aus wie Marah Durimeh in ihren jungen Jahren. – Egal.
Wie fang ich an?
Das sind die wahren Lektüren, die im Kopf beginnen und für die man das Buch anfangs nicht braucht. Schlägt man’s dann auf, ist das Feld projektiv schon bereitet.
ANH, in dessen Link ein Fehler steckt, der Sie in Leere führt. Richtig geht das >>>> so. – Sò.
Notat aus Frankfurt am Main, 11.10., 19.07 Uhr.
(Übrigens schreibt mir Süselbeck gerade, daß er jetzt – ja, in Kapitälchen! – EIER kaufen geht.)