rezensiert von Thomas Harbach
„Maddrax- die dunkle Zukunft der Erde“ ist der erfolgreiche Versuch des BASTEI- Verlages, eine regelmäßig erscheinende Science Fiction Serie neben dem Giganten „Perry Rhodan“ zu etablieren. Bewusst legte das Team wert, aus der klassischen Idee eines Kometeneinschlages auf der Erde heraus die Horrorelemente zu betonen. Inzwischen sind mehr als einhundertfünfzig Hefte erschienen. Daneben erscheinen nicht in das enge Korsett der Heftromane eingegliederte Hardcover im Zaubermond- Verlag. Im Auftaktband ist von Joe Zybell die Zeit vor dem Kometeneinschlag beschrieben worden. Dann folgte in Form einer Familienchronik die Zeit zwischen der Katastrophe und dem ersten Band der eigentlichen Heftromanserie. Literarische Experimente wie ein Szenario aus einer anderen Perspektive ein zweites Mal zu erzählen wechselten sich mit geradlinigen Abenteuerstoffen ab. So versuchte sich der routinierte Ronald M. Hahn auch bei einem Roman mit einer humorvollen Persiflage.
Inzwischen erscheinen die Hardcover im halbjährlichen Rhythmus und mit „Welt im Zwielicht“ liegt die zweite Buchausgabe Hahns vor. Seine Geschichte beginnt kurze Zeit nach dem Einschlag des Kometen im Jahr 2022. Die Welt liegt in Trümmern und die Reste der menschlichen Zivilisation sind über und unter der Erde verstreut. Die Regierung der Vereinigten Staaten lebt seit zehn Jahren isoliert in einem Bunker und regiert ein Schattenreich. In den Ruinen Washingtons regiert das Chaos. Das Gesetz des Stärkeren führt jede Art von Organisation ad absurdum. In dieses Vakuum dringt aus dem Nichts die paramilitärische Macht WAR ein. Sie will nach dem Vorbild rechtsradikaler Bewegungen eine neue gesäuberte USA erschaffen. Ohne Juden, Indianer und Schwarze.
Dagegen versucht der schwarze Präsident der Vereinigten Staaten, die Jüdin Esther als Mitglied der Führungskaste und der Apache Gunn – ein Einzelgänger in Charles Bronson Manier mit natürlich einem Herz aus Gold – zu opponieren. Doch WAR ist inzwischen auch in die strikte Hierarchie innerhalb des Bunkers eingedrungen und sammelt leicht zu verführende Seelen wie Äpfel vom Baum der Erkenntnis ein.
Im Gegensatz zu Hahns letztem und leidlich unlustigem Roman besticht „Welt im Zwielicht“ durch eine dunkle, düstere Atmosphäre. Der Autor beschreibt eine waidwunde Welt. In der Tradition klassischer Gruselstoffe zeigt er auf, wie die wenigen Überlebenden die Hüllen der vom Kometen zerstörten Zivilisation abstreifen. Das gilt nicht nur für die degenerierten Bewohner an der Oberfläche. Auch im Bunker hat sich trotz der augenscheinlichen Ordnung die Stimmung verändert. Vergleichbar Romeros nihilistischen „Day of the Dead“ vegetieren die geistigen Größe der einstigen Supermacht dahin. An den stummen Mann ohne Namen aus Leones Italo- Western oder eben den Rächer Charles Bronson erinnert die Charakterisierung des Apachen Gunn. Er ragt aus den ansonsten eher schablonenhaft und erstaunlich eindimensional charakterisierten Figuren deutlich heraus.
Auch wenn der Roman augenscheinlich aktuelle politische Tendenzen extrapoliert, sind diese im Rahmen der geradlinigen actionorientierten Handlung eher zweitrangig. Viele von Hahns Protagonisten sind noch jung genug, um sowohl die Judenverfolgung als auch die israelisch- arabischen Glaubenskriege zu kennen oder intensiv miterlebt zu haben. Fast stoisch verweist der Autor immer wieder auf diese Vergangenheit, konzentriert sich dann allerdings auf ein buntes Gemisch aus Spionage und Gegenspionage, Abenteuer und Action. Sehr routiniert erzählt Hahn geschmeidig, aber unauffällig seine Geschichte. Fans der Maddrax Serie werden eine Reihe von Anspielungen mit Genuss goutieren, Neueinsteiger finden hier – im Gegensatz zu den anfänglich doch arg brutalen und mehr horrorlastigen Heftromanen – eine gute Gelegenheit, das inzwischen bis zum Mars reichende Maddrax Universum kennen zulernen.
Ronald M. Hahn: "Welt im Zwielicht"
Roman, Softcover
Zaubermond 2006
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