rezensiert von Thomas Harbach
Nach seinem ersten Jugendbuchroman „Das Mars-Projekt“ – inzwischen Auftakt eines ganzen Zyklus – und der Abhandlung der Thematik „Leben auf fremden Welten“ folgte im ARENA- Verlag mit „Perfect Copy“ ein Roman über das Kloning. Dieser liegt jetzt aktuell als Bastei – Taschenbuch vor. Der dritte Streich „Die seltene Gabe“ setzt sich mit übernatürlichen Kräften – Telepathie und Telekinese – auseinander. Das Eschbach zu Beginn seiner Jugendbuchkarriere sich als glänzender Erzähler gezeigt hat, wird von seinen neueren Werken überschattet. Insbesondere das „Mars Projekt“ wirkt wie eine Hommage an Robert A. Heinleins klassische Jugendbücher aus den fünfziger Jahren. Die heranwachsenden Charaktere werden ernst genommen und der Autor gibt ihnen Raum, sich charakterlich zu entwickeln. Die Fortsetzung – „Die blauen Türme“ weist diese Attribute nicht mehr auf. Zu mechanisch kaut Eschbach aus dem ersten Teil bekannte Ideen wieder. Eine ähnliche Schwäche zeigen auch die anderen beiden für ein Publikum ab 12 Jahren geschriebenen Romane.
Wolfgangs Eltern sind davon überzeugt, dass ihr Sohn ein berühmter Cellist werden wird. Ein Konzertbesuch zeigt Wolfgang seine natürlichen Grenzen auf. Seine Eltern, insbesondere sein Vater aber, sind davon überzeugt, dass seine Begabung in seinen Genen angelegt worden ist und quasi nur ruht. In seiner Schule gibt es aber nur ein einziges Thema: den kubanischen Wissenschaftler Francuelo Aznar, der vor sechzehn Jahren einen Menschen klonte. Natürlich ist der Klon inzwischen in Wolfgangs Alter und schnell findet die Presse eine Verbindung zwischen Wolfgangs Vater und dem Wissenschaftler. Diese kannten sich zum fraglichen Zeitpunkt und schnell wird aus Wolfgang ein Klon seines Vaters. Als sich dieser Verdacht nicht bestätigt, forscht der junge Mann weiter. Für ihn steht fest, es muss einen Zusammenhang zwischen seinen Eltern und ihrer unabänderlichen Einstellung, dass sein musikalisches Talent in seinen Genen verborgen ist, und diesem Wissenschaftler geben.
Bei diesem Roman Andreas Eschbachs muss wie bei kaum einem anderen seiner Werke zwischen der überzeugenden Charakterisierung seiner Hauptfigur Wolfgang, ihrem direkten oder peripheren Umfeld und der eigentlichen Handlung unterschieden werden.
Zu Beginn konzentriert sich Eschbach fast ausschließlich auf die persönliche Perspektive Wolfgangs. Der Leser lernt durch seine Augen die Ängste des jungen Mannes kennen. Natürliche Ängste der Zurückweisung vom anderen Geschlecht, aber auch die immer stärkere werdende Angst, die fast krankhaften Erwartungen seiner Eltern nicht erfüllen zu können. Dazu kommt die überraschende Konfrontation mit den Massenmedien, die den angeblichen Klon als eine Art Rechtsloses Monstrum darstellen. Hier gelingt es Eschbach nicht nur, eine überzeugende Figur zu erschaffen, er überbrückt sehr geschickt und intelligent die Distanz zwischen Leser und Charakter. Dem Autoren kommt in dieser Szenerie die Tatsache zu Gute, dass er wie bei einem Puzzle nur Teile von Wolfgangs Vergangenheit enthüllt und dem Leser die Möglichkeit gibt, sich seine eigenen Theorien zu Recht zu legen. Hier offenbart sich eine erste Schwäche des Romans. Sobald die Handlungsebene Wolfgangs Perspektive verlässt, wird sie unübersichtlicher und flacher. Keine andere Figur des Romans ist annähernd so kompakt wie Wolfgang charakterisiert worden. Das ist insbesondere in Bezug auf seine Eltern und deren mögliche Motive ungeheuer wichtig. So wirkt die Enthüllung von Wolfgangs wahrer Identität eher wie ein Anti-Höhepunkt. Die Idee verpufft, da der Leser zwar Wolfgangs Gefühle kennen gelernt hat, er aber keinen Einblick in die emotionale Welt seiner Eltern erhält. Das sich Eschbach dann noch dazu hinreißen lässt, den Vater als eine Karikatur der bösen Wissenschaftler aus den billigen Science Fiction Filmen der fünfziger Jahre darzustellen, zeigt sein Desinteresse an einem logisch nachvollziehbaren und überzeugenden Ende des Buches.
Auch die junge Schülerin, mit der Wolfgang sich intimer befreundet, wird mehr und mehr in die Rolle einer Stichwortgeberin gedrängt.
Können die meisten Charakter nicht sonderlich überzeugen, so wirkt die Handlung abschnittweise routiniert spannend und geschickt in Szene gesetzt. Mit wenigen Worten kann Eschbach atmosphärisch dicht auf den ersten Blick alltägliche Ereignisse verfremden und eine bedrohliche Umgebung schaffen. Dabei mischt er geschickt einfach beschriebene wissenschaftliche Thesen mit der für den Aufbau des Romans notwendigen Exposition. In seiner übergeordneten Position als Erzähler geht er das brisante Thema Kloning neutral, aber mit einem gewissen Verständnis an. Im Gegensatz zum oberflächlichen Ende bemüht er sich zu Beginn des Handlungsbogens, pro und contra möglichst gleich zu gewichten. Das er dazu auch die Boulevardpresse mit ihren reißerischen Überschriften nutzt, rückt die sozialkritische Komponente in den Mittelpunkt. Geschickt lässt er Wolfgang sich fragen, was denn nun wirklich einen jungen Menschen ausmacht. Die eigene Persönlichkeit finden oder das Erbe der Eltern klaglos weiter zu tragen? Der Untertitel des Romans lautet „die zweite Schöpfung“, die Frage, die sich anschließt, ist: handelt es sich wirklich um eine Schöpfung oder einfach nur eine Kopie?
Aber Eschbach geht dieser Frage aus mehr als einer Perspektive nach. Er konzentriert sich nicht nur auf den Blickwinkel des unschuldigen Opfers, sondern untersucht die Motive. Was bringt Wissenschaftler dazu, die Grenzen der Forschung immer weiter nach außen zu schieben? Wann hört ein solches Experiment auf und wird zu einer Belastung? Sind die Wissenschaftler nur skrupellose Egoisten oder suchen sie – wie in diesem Roman sehr deutlich herausgearbeitet – doch zum Wohle der Menschen zu arbeiten? Das sich hinter der Antwort eine tragische Familiengeschichte verbirgt, die den in erster Linie jungen Lesern die Chance gibt, über ihre eigene oft nicht so einfache Stellung in einem komplexen Familienverbund nachzudenken, ist eine der gut gemeinten, aber nicht gänzlich befriedigend herausgearbeiteten Intentionen dieses kurzweilig zu lesenden Romans.
Weder Wolfgang noch die Leser werden eine befriedigende Antwort auf diese Frage in diesem Buch finden. Dazu ist die Handlung zu kompakt angelegt und Eschbach eher an einem unterhaltsam denn allzu kritischen Buch interessiert. Außerdem legt er seine Fährten selbst für die heutige Jugend zu offensichtlich und zu deutlich an. Eine verschlungene Handlung und falsche Hinweise hätten dem Handlungsbogen deutlich wohl getan. Wer sich ein wenig mit wissenschaftlichen Thrillern oder Fernsehfilmen der Woche auskennt, kennt die Lösung sehr viel früher als Wolfgang. Ohne Überraschungen beendet Andreas Eschbach dann seinen Handlungsstrang selbst für diesen nicht sonderlich umfangreichen Roman deutlich zu früh. Die Nachwehen, die Wunden, die sowohl bei Wolfgangs Eltern als auch ihm zurückbleiben, werden distanziert, fast entschuldigend abgehandelt. Hier verliert der Autor sich in Oberflächlichkeiten und die bislang sehr gut in Szene gesetzte Figur seines Hauptprotagonisten wirkt plötzlich wie das geborene Klischee. Damit gleicht der Autor Wolfgang zu guter Letzt an die schwachen Charaktere des gesamten Buches an und verliert seine dramatische Exposition. Viel interessanter wäre es gewesen, den Höhepunkt des Buches als Ausgangspunkt eines neuen Handlungsabschnitts zu nehmen. Die Identifikationsprobleme, die Integrationsprobleme und die Schwierigkeiten des Heranwachsens könnten in der schwer zu akzeptierenden Rolle eines Klons – einer Kopie, wie der Titel schon deutlich suggeriert - eine Ausgangsbasis für eine unterhaltsam- kritische Auseinandersetzung mit den Problemen heute aufwachsender Jugendlicher schlechthin sein. Gute Jugendbuchliteratur unterhält nicht nur, sondern versucht sich gleichberechtigt mit den Ansichten und Einsichten seiner Leser auseinanderzusetzen. Und gute Science Fiction versucht neben einer fließend zu lesenden Story Leser auf gesellschaftspolitische, ökologische oder wissenschaftliche Problemzonen aufmerksam zu machen und mit ihnen gemeinsam an möglichen Lösungen zu arbeiten.
Andreas Eschbach geht hier einen einfachen Weg. Er greift sich ein aktuelles Thema und versucht eine möglichst geradlinige Geschichte zu schreiben. Ob er mit seiner oberflächlichen Betrachtung sein Zielpublikum erreicht, ist fraglich. Wahrscheinlich ist es nicht einmal sein Ziel, seine Leser zu sensibilisieren.
Vielleicht überzeugt seine Art der Auseinandersetzung mit dieser Thematik in der gegenwärtigen Gesellschaft nur deswegen, weil es keine einfachen Antworten auf diese Frage gibt. Nicht geben kann und – solange das Klonen von Menschen eine theologisch- theoretische Frage ist – nicht geben wird.
Andreas Eschbach: "Perfect Copy"
Roman, Softcover, 220 Seiten
Bastei 2005
ISBN 3-4042-4343-9
Leserrezensionen
07.03.10, 14:59 Uhr
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moniii
Benutzer/in
registriert seit:
Mär 2010
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Zitat: Zitat von moniii
the book is very nice!!!    thanks for this,andi!!!  ...wonderfull!!!  I LOVE YOU,ANDI!!! i <3 andi!!!!!! he is so cute!!!
Beitrag geändert von moniii [07.03.10, 15:02 Uhr]
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07.03.10, 15:04 Uhr
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moniii
Benutzer/in
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Mär 2010
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Zitat: Zitat von moniii
Zitat: Zitat von moniii
the book is very nice!!!    thanks for this,andi!!!  ...wonderfull!!!  I LOVE YOU,ANDI!!! i <3 andi!!!!!! he is so cute!!!
,i'm american!!! but i hope you love me anyway,andi!!! or???
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