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Leseprobe: Günther Nenning - "Schutzengel"

IV. TECHNO-ANGELS

Jedem Vernunftbegabten muß klar sein: Es ist genau umgekehrt als es das vernünftelnde Philosopherl glaubt: Nicht die Engel brauchen unsere Flugzeuge, unsere Flugzeuge brauchen die Engel. Unsere primitiven, komplizierten, immer komplizierteren, immer störanfälligeren Maschinen funktionieren überhaupt nur mit Schutzengeln.
Wer glaubt, Maschinen funktionieren ohne Engel, glaubt an Wunder.
Wir denken uns was aus, beglückwünschen uns zu unserer Intelligenz und haben zugleich das unbestimmte Gefühl, wieso funktioniert das Zeug überhaupt, das ist ja ein Wunder. Die Antwort sind die Engel. Alle anderen Erklärungen sind irrationaler, mystischer Art. Lieber als an die Technik glaube ich an Engel.
Zum Techno-Zeitalter, es sei gepriesen, gehören Techno-Angels, sie seien gepriesen. Mein PC ist nur wenige Zentimeter dick und nur ein paar Kilo schwer und überhaupt wunderhübsch. Aber die Gebrauchsanweisung ist zwei Bände dick mit je tausend Seiten. Macht mir überhaupt nichts. Unbekümmert singe ich mit im Triumph- und Huldigungs-Hymnus der Techno-Dummis. Mein Engel kennt die Gebrauchsanweisung auswendig von vorn und von hinten. Ich brauche mir echt keine Sorgen zu machen. (S. 19f.)

In der Bibel sind die Engel lauter Männer, starke, ganze, daß an manchen Stellen sie gar nicht ausdrücklich Engel genannt werden, sondern einfach nur Männer. Wären es icht Engel, könnte man sagen, es sind Teufelskerle.
Etwa jener, der bei Jesu Grab hockt Matthäus 28,2). Er kann von diesem einen riesigen Stein wegwälzen. Er hat "ein Aussehen wie der Blitz und ein ganz weißes Gewand". Sportlich, elegant, ein irrer Typ, man erwartet, daß er auf dem Handgelenk eine Rolex und vor dem Friedhof einen Porsche hat. "Jeder Engel ist schrecklich", dichtete Rilke. Der besonders.
Ein ganz spezieller Fall ist der Engel der Verkündigung. Schon früh ist unchristlichen wie christlichen Kommentatoren aufgefallen, daß es sich um eine Verführung handeln könnte. In den Bildern des Mittelalters und der Renaissance kommt er regelmäßig daher mit einem gewaltigen Lilien-Stengel, bei dem es uns freudianisch Verstörten herzlich schwer fällt, das Fachwort "phallisch" zu verdrängen. (S. 41)

© 1999, Christian Brandstätter, Wien, München.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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