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Das erste Buch (Literaturhaus-Ausstellung 2003)

Richard Engländer / Peter Altenberg an Ännie Holitscher, Brief vom 28. Oktober 1895: [...] Mein Buch macht mir grosse Sorgen. Ich fürchte sehr, dass ich mit der Herausgabe zum erstenmal meine organische Taktik verletzt habe. Ich bin zwei Tage wie im Fieber gewesen über das Buch. Wenn ich da an Schnitzlers leichte Erfolge denke mit einer Grisetten-Geschichte à la Maupassant!? Mein Buch bin ich selbst. Bis jetzt hatte ich das Glück, einigen Auserlesenen zu gefallen. Warum also das Unglück suchen, den Nicht-Auserlesenen zu missfallen?! Warum hören müssen, dass ich verrückt und unverständlich bin?! Wie hasse ich "homme médiocre"! [...] Denn ich bin original, leichtflüssig, schwebend, spielend, nüancenvoll, offenlassend, japanisch. [...]

Richard Engländer / Peter Altenberg an Ännie Holitscher, Brief vom 3. Dezember 1895:
[...] Oh Loris und Andrian! Wie leicht ist das Leben zu beschreiben, wenn man es sieht!! Aber Ihr seht nur Euch und das Schreckengespenst Eures verdammten Ehrgeizes.
Bei jeder Skizze habe ich die Angst, wie es gedruckt sich ausnehmen wird. Sobald ich enttäuscht bin, streiche ich das Ganze aus. Loris wird sehr erstaunt sein über die organische Zusammenziehung von 21 Skizzen, worauf ich mir künstlerisch etwas einbilde. Er wird wahrscheinlich glauben, dass es eine Mache des Verlegers sei. Nun, das Buch habe ich von A bis Z ganz allein gemacht, ja jede Zeile habe ich angegeben. [...]

Peter Altenberg an seinen Vater Moriz Engländer, Brief vom 10. Juni 1896:
Mein lieber Papa!
Teile Dir mit, dass in einem ersten Blatte Deutschland's, welches literarische Führerrolle hat, gestern Montag ein Feuilleton von 8 Spalten erschienen ist, welches in den massgebenden Kreisen bedeutendes Aufsehen erregt. Es ist mehr als lobend und so gerecht und vertieft, als ob ich es selbst über mein Buch geschrieben hätte. Es ist die erste wirkliche Freude, die ich an mir selbst erlebe. Denn diesmal ist es eine vollkommen freie unparteiische Stimme in einem fremden Lande (Frankfurter Zeitung), welche mich als Dichter in hohen Worten anerkennt. Ich werde Dir ein Exemplar senden, sobald ich eines erhalte. Soeben erhalte ich von Ricarda Huch (berühmte Romanciere in Zürich) einen wundervollen Brief über mein Buch, welches sie über alle Bücher der modernen Literatur stellt. Sie sagt, sie müsse das einem, wenn auch Unbekannten sagen.
Adieu wie geht es Euch. Gretl soll schreiben.
Richard.
[Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung]

Liebe Helene: Hier das Buch ["Wie ich es sehe"]. Sonst bekommt ein Schriftsteller höchstens 20 Frei-Exemplare u. fertig. Ich aber habe bereits 50 verschenkt. Ich denke mir nur, vielleicht kommt es so in die Herzen oder Gehirne. Es scheint gar nicht gekauft zu werden. Wie gefällt Euch meine höchst unbedeutende Skizze "Der Recitator"? Hingegen habe ich heute über Aufforderung des Herausgebers eine meiner allerbesten Sachen, "Marionetten-Theater", nach Leipzig, an die "Gesellschaft" geschickt. Das ist endlich wieder einmal ein echter Altenberg. Es behandelt eine Sache, welche gerade in Ihrem Hause bei Manchen Aufsehen erregen würde. Hoffentlich bekommen es die betreffenden Personen nicht zu Gesicht. Die Hauptrolle spielt Margueritta. Das Ganze hat nur 3 Seiten. Aber ein Meisterstücklein, sage ich Ihnen.
Es geht mir einfach entsetzlich, grässliche Rückenmark-Schmerzen. Zum Tödten!! Ich kenne mich nicht mehr aus. Ich verbrenne bei lebendigem Leibe. Ännie soll aufmerksam das kleine Drama von Maeterlinck lesen. Es gehört für mich zu den unerhörtesten Schönheiten und hat Tiefen. G. Schönaich soll im Sommer furchtbar am Kahlenberge öffentlich über mein Buch geschimpft haben!???
Mizi will mir einen Frack machen lassen. Was nützt mir Frack ohne Rückenmark?! Ziehe mich ganz zurück von Allem!!! Heute Nacht 1 Uhr hat im Griensteidl Felix Salten dem Karl Kraus wegen des soeben in der W. Rundschau enthaltenen Pamphletes eine Ohrfeige versetzt. Kolossale Aufregung. Ich war nicht dort, sondern mit meinen liebsten Verehrern Messer u. Polak im Café Ronacher. Fritz Eckstein kam, es mir berichten. [...] Ich bin froh, dass der Jude Ebermann hergenommen wird von Karl Kraus in der W. R. Diese frechen Impotenzen sollte man vernichten u. ausbrennen. In Jerusalem sollen sie dichten, diese Judenbuben!
Wie geht es Ännie, an welche ich viel denke?! Ihre Liebe war das Tiefste, was es gibt. Wie ein Meer. Adieu, Ihr absterbender
Peter A.
Sie, ich heisse Peter Altenberg. Andere Adressen werden retourniert!!! [...]"
[Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung]

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