![]() |
![]() | ||||||||||
![]() Leseprobe 3
Rivalen Sein Arm schnellte vor, dann stieß er zu. Er wollte sie Kai von hinten durch den Rücken ins Herz jagen, seine inneren Organe zerfetzen, ihn Blut spucken lassen. Doch nichts dergleichen geschah. Raik stand plötzlich neben ihnen, mit dem Gesicht zu Rasan, und stoppte den Angreifer, indem er dessen Unterarm festhielt, bevor die Faust Kais Rücken erreichte. Doch obwohl sein Angriff abgewehrt wurde, grinste Rasan weiterhin und sah dem alten Freund direkt in die stechend braunen Augen. »Du scheinst doch noch nicht alles verlernt zu haben, Raik. Sehr schön, dann macht es zumindest ein wenig Spaß.« Mit diesen Worten stieß er Raik fort und schleuderte gleichzeitig einen leichten Windstoß, der aber stark genug war, seinen ehemaligen Freund einige Meter durch die Luft fliegen zu lassen. Noch bevor Raik festen Halt auf dem Rasen fand, stand sein neuer Rivale bereits einige Meter vor ihm. »Lass uns mit den Spielchen aufhören. Wir beide wissen ganz genau, wozu der andere in der Lage ist. Lass es uns beenden Verräter!« Nachdem er seiner Wut Ausdruck verliehen hatte, breitete er die Arme aus und sammelte mit den Händen Luft um sie, bis schmale Windstreifen darum tanzten. Raik ballte die rechte Hand, ließ sie in Flammen aufgehen und sandte kurz darauf ein Meer von Feuerstrahlen in Rasans Richtung. Mit Leichtigkeit werte dieser den Angriff ab. Er musste lediglich die Arme bewegen, den Wind, der immer noch um ihn herumwirbelte, weiterhin halten und das Feuer in eine andere Richtung lenken. Nicht ein Flämmchen berührte seinen Körper. Nicht erwartet hatte er jedoch, dass Raik danach direkt vor ihm stand und ihm die geballte, brennende Hand in den Magen rammte. Die Flammen brannten sich sofort durch Rasans Shirt, verkohlten einen Teil seines Hemds, ehe sie anfingen, seine Haut anzuschmoren. Ruckartig rammte Rasan die Hände gegen Raiks Brust, und ein heftiger Windstoß schleuderte diesen abermals zurück. Raik landete rücklings auf dem Rasen; die Wucht des Aufpralls riss einen Teil der Grasdecke fort, sodass er in blanker Erde zum Liegen kam. Rasan betrachtete zornig eine kleine Brandwunde am Bauch, machte sich aber offenbar mehr Sorgen um seine Kleidung. »Jetzt muss ich mir wieder neue Klamotten formen! Danke, Raik. Als hätte ich nichts Besseres zu tun.« Abermals umwehten Windstreifen seine Arme, und leichtfüßig sprang er auf den am Boden Liegenden zu. Kaum war Raik wieder auf den Beinen, ließ er die Luft um sich herum brennen. Allein mit purer Willenskraft schleuderte er Feuer gegen Rasan, der es in einer Drehung mithilfe des Windes auffing, es um sich herumwirbelte und gemeinsam mit seinem eigenen Element zu Raik zurücksandte. Unvorbereitet wurde dieser getroffen, sein eigenes Feuer, gepaart mit dem harten Wind, fraß sich durch seine Kleidung und Haut. Von Schmerzen erfüllt, fiel Raik auf die Knie, und erneut stob Schmutz auf. Die Verletzung am Bauch begann zu brennen. Rasan stoppte nur wenige Meter vor seinem Ziel. Dann sah er herablassend auf Raik hinab. »Alter, was ist nur los mit dir? Du warst noch nie so schwach wie heute! Das Leben unter Menschen scheint dich ganz schön mitgenommen zu haben, was?« »Wenn du wüsstest«, flüsterte Raik hasserfüllt. »Es ist wirklich eine Schande, dass du mal demselben Haus angehört hast wie ich. Der Fürst würde sich schämen, wenn er dich so sehen würde. Zum Glück erspare ich ihm diesen Anblick.« Rasan reckte die Arme etwas in die Höhe und überkreuzte sie vor dem Kopf, ehe er sich mit eisiger Stimme von seinem einstigen besten Freund verabschiedete, der nun sein Rivale war. »Leb wohl, Raik. Ist wohl besser so.« Dann formte sich Wind um seinen ganzen Körper, umhüllte ihn, tänzelte um ihn, bis er sich wie ein Wirbel um die Hände sammelte. Rasan riss schlagartig die Arme auseinander und schnitt dadurch die Luft entzwei. Eine Sekunde später brach Raiks Brustkorb auf. Er schrie auf, als sich zwei gewaltige Schnittwunden auf seiner Brust bildeten ein offenes, bluttriefendes Kreuz. Er sackte vornüber ins Gras des Fußballfeldes und spürte deutlich, wie sich der Schmerz in seinem gesamten Körper ausbreitete. Noch immer wollte er brüllen, doch seine Stimme versagte, und das Bewusstsein verließ ihn. Rasan wandte sich ab. In aller Seelenruhe entfernte er sich von seinem gefallenen Freund und näherte sich dem menschlichen Trio. Sie hatten die ganze Zeit starr vor Schreck den Kampf verfolgt und sich dabei nicht einmal von der Stelle bewegt, ganz wie Raik es ihnen aufgetragen hatte. Wirklich brave Schäfchen, wie Rasan fand. Er musste unweigerlich grinsen. »Und nun zu euch.« Mehr hatte er nicht zu sagen, und obwohl er sie im Bruchteil einer Sekunde hätte töten können, wollte er diesen Augenblick auskosten. Zwar wäre es befriedigender gewesen, wenn Raik alles mit angesehen hätte, aber man konnte eben nicht alles haben. Rasan war so sehr auf die eigenen Gedanken und Gefühle konzentriert, dass er ihn nicht kommen sah. Der Junge mit dem Irokesenhaarschnitt stürmte auf ihn zu und schlug ihm unverblümt ins Gesicht. Natürlich hätte er noch ausweichen können, doch wo wäre da der Spaß geblieben, schließlich schmerzte es nicht einmal. Kai zog die Faust zurück, ohne sie zu lockern, obwohl er genau wusste, dass er nicht noch einmal zuschlagen würde. Er verstand nicht einmal, warum er das gerade getan hatte. Was in aller Welt hatte ihn nur dazu getrieben, einem Gefallenen gegenüberzutreten und ihn auch noch anzugreifen? Er musste völlig verrückt geworden sein! Rasan grinste nur und befühlte die linke Wange dort, wo Kai mit voller Kraft zugelangt hatte. Selbstverständlich war nichts zu sehen, es gab keinerlei Anzeichen, dass der Schlag ihn verwundet hätte. Ganz im Gegenteil, ihm gefiel diese Situation. »Wirklich beeindruckend deine Willensstärke, nicht deine minderwertige Kraft, wenn man überhaupt von so etwas sprechen kann. Und jetzt ich.« Schon schlug er zu. Kai ging zu Boden. Alles um ihn herum verschwamm, und noch ehe er begreifen konnte, was gerade mit ihm geschah, packte ihn Rasan bereits am Kragen seines Shirts, zog ihn in die Höhe, um ihn sogleich zu seinen Freunden zu schleudern, wo der Junge benebelt am Boden landete. Ohne sich auszuruhen, was auch nicht nötig war, ließ Rasan Windwirbel um seine rechte Handfläche kreisen, erst dann setzte er zum nächsten Angriff an. Diesmal würde er sich auf sie stürzen und das Herz des Mädchens durchstoßen. Sie sah den Angriff kommen, schloss die Augen und erwartete den Schmerz. ![]() Zorn Obwohl die Geschwindigkeit, mit der Rasan sich nach vorn bewegte, beinahe unvorstellbar war, schaffte es Damon dennoch, sich vor Eve zu werfen und schützend, den Rücken Rasan zugewandt, die Arme vor ihr auszubreiten. Nun schloss auch er die Augen und erwartete, wie Eve zuvor, den Schmerz. Der kam doch nicht zu ihm. Abermals spürte Damon einen Druck, der sich tief in seinem Herzen ausbreitete. Das Gefühl war ihm fremd und bekannt zugleich, dennoch ließ er die Kraft gewähren, wehrte sich nicht gegen das Unausweichliche. Ohne die Augen zu öffnen, sah er es in sich, spürte das ungewöhnliche Licht, von dem Kai und Raik gesprochen hatten. Dann brach es aus ihm heraus. Rasan konnte nicht begreifen, was da gerade vor seinen Augen geschah. Dass dieser dümmliche Mensch sich schützend vor seine Freundin warf, verstand er noch, aber wie konnte der Junge mit seiner Schnelligkeit mithalten? Und was noch interessanter war was sollte dieses Licht? Es kam aus Damons Brust, umhüllte zuerst den Jungen selbst, dann Eve, vor der er weiterhin schützend stand. Rasan hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen so klar und rein, golden schimmernd. Es war wunderschön, und doch fraß es sich tief in seine Haut. Kaum berührte das sich ausbreitende Licht Rasans rechte Hand, verbrannte es augenblicklich die obersten Hautschichten, ehe diese sich gänzlich auflösten. Um nicht gleich den gesamten Arm zu verlieren, sprang der Gefallene zurück. Unglaubliche Schmerzen zogen von dem Armstumpf aus, den er entsetzt anstarrte, durch seinen restlichen Körper. Es fühlte sich an wie Abertausend Nadelstiche direkt in seinem Inneren. Doch er schrie nicht. Noch hatte er einen eigenen Willen. Diese Genugtuung gönnte er diesem Menschen nicht. Schließlich war er immer noch ein Gefallener im Dienste des Fürsten Leviathans! Obwohl Rasan keine Ahnung hatte, was dieses Licht, das aus dem Körper des Jungen strahlte, bedeuten sollte, trieb unbändige Wut ihn voran. Niemals würde er sich von solchem Gewürm wie diesem Jüngelchen vernichten lassen! Er überkreuzte erneut die Arme; auch ohne rechte Hand würde er im Stande sein, genügend Wind-Astralkraft zu sammeln, um den Jungen ein für alle Mal in Stücke zu reißen. Er breitete die Arme aus und entließ die zerstörerische Kraft seiner Windsicheln. Ein diabolisches Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Das Windkreuz schlug ein, kaum dass sich Damon ein wenig aufrechter hingestellt hatte. Rasan wartete nur darauf, wie der Rücken des Jungen aufgeschlitzt werden würde wie eine Tomate, die Menschen zum Häuten in kochendes Wasser legten. Doch nichts geschah. Der Sturm löste sich, wie zuvor schon Rasans Hand, einfach im Lichtkokon auf. »Unmöglich «, mehr brachte er nicht heraus. Sein Wind war unaufhaltsam! So etwas war nicht möglich! Keine Macht der Welt konnte einfach so seinen Wind verschlingen! Was war dieser Junge bloß? Rasan zitterte. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal eine solche Furcht verspürt hatte. Dieser Junge war nicht normal. Dieses Licht war nicht normal, diese ganze Situation war nicht normal! Was ging hier vor sich? Damon wandte den Kopf langsam zu Rasan um, der seitlich hinter ihm stand. Er hatte einen festen, unnachgiebigen Stand, sein Oberkörper drehte sich nur leicht mit, während Rasans Gesicht in sein Blickfeld geriet. Das reine Licht um ihn folgte jeder seiner Bewegungen. Es war so vollkommen, dass es Rasan blendete. Erst jetzt sah er in die Augen des Jungen. Erst jetzt sah er das Nichts. Das vollkommene Weiß. Weitere Leseproben
[Zurück zum Buch] |
| ||||||||||
Home |
Impressum |
News-Archiv |
RSS-Feeds ![]() ![]() Copyright © 2007 - 2018 literra.info |