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Startseite > Bücher > Mystery-Crime > Oldigor Verlag > Tanja Bern > RUF DER GEISTER > Leseproben > Leseprobe 5: COFFEE-TO-GO

Leseprobe 5: COFFEE-TO-GO

RUF DER GEISTER

Tanja Bern
Roman / Mystery-Crime

Oldigor Verlag

Taschenbuch, 270 Seiten
ISBN: 978-3-943697-64

Aug. 2013, 13.90 EUR
auch als eBook erhältlich

Neugierig schaltete Joshua das Licht aus, ging zum Fenster und sah gespannt hinaus. Ein Lächeln entschlüpfte ihm. Lea Schmidt stand mit ihrem Wagen auf einem der Parkplätze der Siedlung und fixierte sein Fenster. Nachdenklich knabberte Joshua an seinem Daumennagel. Mit einem zufriedenen Geräusch machte er einen Pott Kaffee, wagte sich in die Kälte und klopfte bei der lächelnden Lea an die Autoscheibe.
„Coffee-to-go gefällig, Frau Schmidt?“
Lea stieg aus dem Auto und griff nach der heißen Tasse. „Mann, ich dachte echt, du kommst nie! Ich hab schon taube Füße!“
„Du kannst gerne reinkommen. Da friert der Hintern nicht ganz so schnell ein.“
„Du hast jetzt aber keinen flotten Dreier mit mir vor, oder?“, fragte sie scherzend.
„Oh, du meinst Julian? Der hatte heute genug von dem Thema, glaub mir. Du musst mit mir vorliebnehmen.“
Lea stieß ihm in die Seite. „Okay, lass uns reingehen. Sozusagen Coffee-to-go in deine Wohnung.“
Sie liefen rasch zurück ins Haus.
„Was tust du hier, Lea?“
Sie seufzte. „Darf ich erst den Kaffee austrinken?“
„Klar.“
„Hast du Kekse?“
„Hab ich auch. Komm in die Küche. Ich glaube, der Junge ist eingeschlafen.“
Ihr Gesicht verlor jegliche Fröhlichkeit, als Lea einen Blick auf Julian warf. „Ich hab ihn gesehen, wie er verzweifelt vor deiner Tür gestanden hat.“
„Er ist ein Straßenjunge, den ich betreue. Man hat ihn heute nicht gut behandelt und es ist kalt.“
„Du bist Streetworker?“
„Mmh.“
„Wow, Respekt!“, bemerkte sie nur.
Bevor sie Joshua in die Küche folgte, sah Lea sich ausgiebig um. „Du hast es wirklich gemütlich hier. Bist du tatsächlich Single?“
„Wieso fragst du?“
„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Joshua lachte leise. „Ich bin Single.“
„Deine Wohnung sieht echt hübsch aus. Bist du vielleicht schwul?“
„Nein, total hetero. Ich mag es nur gerne schön.“
„Das sehe ich!“
Joshua folgte ihrem prüfenden Blick. Seine Wohnung war geschmackvoll und in warmen Tönen eingerichtet. Sie war sauber, aber nicht perfekt aufgeräumt – man sah, dass hier jemand lebte, doch das machte sie nur behaglicher.
Lea knusperte einen Keks, schlürfte ihren Kaffee und schwieg. Geduldig wartete Joshua.
„Ich hab dich beschattet“, sagte sie plötzlich.
„Und warum? Bin ich verdächtig?“
„Ich finde nicht! Dornfeldt findet ja.“
„Wie kommt er darauf? Ich kenne Erich Salberg, seit ich ein Kind war, und habe ihm schon öfter geholfen.“
„Ich weiß, das hat Erich mir erzählt. Aber Dornfeldt hatte bei mir noch einen Gefallen gut und er bat mich darum, dich ein wenig unter die Lupe zu nehmen. Er traut dir nicht so recht, weil du ihm unheimlich bist.“ Sie machte eine kurze Pause und blickte Joshua in die Augen. „Er kennt den Mann auf deiner Zeichnung.“
Ein eisiger Schauer fuhr über Joshuas Rücken. Gespannt wartete er, ob Lea dazu noch etwas sagen würde, aber sie blickte ihn nur erwartungsvoll an.
„Ich versteh nicht, warum ich da verdächtig sein soll.“
„Der Kerl ist vorbestraft, wir haben ihn also im Verzeichnis. Dornfeldt kennt ihn, weil er vor einiger Zeit bei einem anderen Fall in Verdacht geriet. Jedoch wurden da keine Beweise gefunden.“
„Und?“
„Es scheint einen zweiten Täter zu geben. Alles deutet darauf hin.“
Joshua runzelte die Stirn. „Und ich soll das laut Dornfeldt sein?“
„Du hast sein Gesicht aufgezeichnet. Dornfeldt zieht es in Betracht, dass du es deshalb getan hast, um von dir abzulenken.“
„Was sagt Erich denn dazu?“
Lea lächelte. „Er ist verdammt sauer. Schließlich hat er dich dazu geholt. Das hat Dornfeldt dann auch beruhigt. Er dachte, du hättest dich der Polizei angeboten.“
„Trotzdem solltest du mich beobachten?“
„Er wollte wissen, wo du vom Tatort aus hinfährst. Du musst wissen, dass Dornfeldt wirklich ein gutes Gespür hat.“
„Und was meinst du?“
„Dass er dich fürchtet, weil er kein gutes Verhältnis zu Geistern hat“, offenbarte sie.
„Das musst du mir jetzt erklären.“
Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und Joshua sah, dass sie leicht das Gesicht verzog.
„Magst du keinen Kaffee?“
Lea knabberte auf ihrer Unterlippe. „Na ja, draußen in der Kälte erschien mir jedes heiße Getränk willkommen, aber jetzt …“
„Kakao?“
„Sehr gerne.“
Joshua stand auf, öffnete den Kühlschrank und holte die Milch heraus. „Du wolltest mir das mit Dornfeldt und den Geistern erklären.“
„Oh, stimmt. Also, ich weiß es nicht ganz genau. Man munkelt, er hatte mal eine sehr unheimliche Begegnung mit seiner toten Oma, die wohl zu Lebzeiten nicht besonders nett war.“
Joshua nahm Lea die Kaffeetasse aus der Hand und tauschte sie gegen einen Becher mit Kakao aus.
„Sogar mit Sahne! Joshua, du weißt, wie man ein Mädchen verwöhnt.“
Er schnaufte nur belustigt, setzte sich wieder ihr gegenüber und betrachtete sie. Ihre halblangen Haare umrahmten ihr Gesicht und sie strich sich ein paar Strähnen hinter die Ohren, sodass sie nicht im Kakao landeten. Ihren Sahnebart hätte er ihr am liebsten weggeküsst. Als sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, loderte zu seinem Unbehagen ein kleines Feuer in seinem Unterleib auf. Joshua atmete tief durch. Ihm fehlte definitiv eine Frau.
„Dornfeldt wirkt so … perfekt“, bemerkte Joshua.
„Er ist total diszipliniert“, stimmte Lea zu.
Im Vergleich fühlte sich Joshua hoffnungslos chaotisch. Rasch wechselte er das Thema.
„Du hast mich wirklich sehr diskret beschattet.“
Lea lächelte verlegen. „Ich habe eben gehofft, dass du mich bemerkst.“
„Das war aber nicht im Sinne von Dornfeldt.“
„Nein, das war in meinem Sinne.“
Als Joshua Geräusche aus dem Wohnzimmer hörte, horchte er alarmiert auf.
„Warte mal.“
Unruhig warf sich Julian hin und her, schien einen Albtraum zu haben.
„Hey, Jul.“
Behutsam legte Joshua eine Hand auf die Schulter des Jungen.
Julian schreckte aus dem Schlaf, starrte Joshua für einen Augenblick entsetzt an.
„Schlecht geträumt?“
Beschämt sah Julian zur Seite. „Ja, sorry, ich wollte dich nicht stören.“
„Nicht schlimm. Alles wieder okay?“
„Ja klar.“
Mit einem Seufzen legte sich Julian zurück und starrte an die Zimmerdecke.
„Soll ich dir irgendwas bringen?“, erkundigte sich Joshua, doch Julian schüttelte den Kopf. „Dann bin ich wieder in der Küche.“
Der Junge drehte sich herum und kuschelte sich zurück in die Wolldecke. Joshua wollte ihm nicht sagen, dass die junge Frau, die Julian draußen beobachtet hatte, nun in seiner Küche saß. So wie der Junge ihn in letzter Zeit ansah, hegte er wahrscheinlich romantische Gefühle für ihn.
„Geht’s ihm gut?“, fragte Lea leise, als Joshua nachdenklich zur Küchentür hereinkam.
„Wie man’s nimmt. Er muss von der Straße runter, aber er ist verflixt stur.“
„Du magst ihn sehr, mh?“
„Es fühlt sich manchmal an, als wären sie meine Kinder. Ich habe erst gestern ein Mädchen verloren und ich habe Angst um Julian, wegen der Kälte.“ Und wegen diverser anderer Dinge, dachte er betrübt.
„Was ist mit der Kleinen passiert?“
„Sie hat sich umgebracht.“
„War das im alten Baumarktgebäude?“
Joshua nickte nur.
„Ich habe davon gehört. Tut mir wirklich leid, Joshua.“
„Schon gut. Das gehört ja auch irgendwie zum Job.“
„Das macht es aber nicht leichter“, murmelte sie.
Lea sah auf die leise tickende Küchenuhr. „Du, ich muss nach Hause. Morgen früh haut mich der Wecker um sechs aus dem Bett.“
„Wenn du wieder Sehnsucht nach einem heißen Kakao mit Sahne hast, bist du herzlich willkommen.“
Mit einem koketten Augenaufschlag lächelte sie ihm zu. „Ich komme darauf zurück! Ich weiß ja jetzt, wo du wohnst.“
Schmunzelnd beobachtete Joshua, wie sie sich in ihre Daunenjacke hüllte.
„Tschüss!“
„Mach’s gut. – Ach, Lea?“
„Mh?“
„Krieg ich deine Telefonnummer?“
„Klar!“

Weitere Leseproben

Leseprobe 1: EINGEFRORENE LEICHE
Leseprobe 2: GESICHT UNTER EIS
Leseprobe 3: SÉANCE
Leseprobe 4: MÖRDER AUF PAPIER
Leseprobe 6: DUNKLE TRÄUME

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