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Goweli – der letzte Engel

GOWELI - DER LETZTE ENGEL

Gian Carlo Ronelli
Roman / Mystery-Thriller

Sieben Verlag

Taschenbuch, 200 Seiten
ISBN: 978-394023500-8

Mar. 2007, 1. Auflage, 16.50 EUR
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Mercy genoss das Gefühl des warmen Wassers auf ihrer Haut. Sie schloss die Augen und ließ den Wasserstrahl in ihr Gesicht spritzen. All ihre Ängste und Befürchtungen sollten durch das klare Wasser weggespült werden. Sie legte ihren Kopf weit zurück und spürte die Wärme, die ihren Rücken hinab floss. Die Kopfschmerzen wurden weniger, verflüchtigten sich im Wasserdampf, der sich im ganzen Badezimmer ausbreitete. Nebel hing in der Luft und beschlug den Spiegel über dem Waschbecken. Die Glaswand der Duschkabine wurde durch den Wasserdampf undurchsichtig, die eingebauten Deckenstrahler warfen schwache Lichtkegel durch den Raum.
Mercy tastete nach dem Haarshampoo. Sie freute sich auf den Duft von Vanille, der in Kürze die Duschkabine erfüllen würde. Mit einem halb geöffneten, blinzelnden Auge griff sie nach der Plastikflasche.
War da etwas?
Hatte sie einen Schatten an den Fliesen vor ihr gesehen? Oder spielte ihr der Wasserdampf einen Streich? Mercy drehte sich um und starrte gegen die Glasscheibe. Eine Dampfwolke zog an der Decke an den Halogenlampen vorbei. Nichts zu erkennen, nichts zu hören. Es konnte niemand im Bad sein, sie hatte die Tür abgeschlossen.
Sie öffnete die Shampoo-Flasche und schüttete die gelbliche Flüssigkeit auf ihre Handfläche. Wieder legte sie den Kopf in den Nacken und massierte das Shampoo in ihr Haar ein. Das Aroma von Vanille erfüllte sofort die Kabine, erinnerte sie an die Eiscreme, die sie vor kurzem mit ihrer Freundin Cindy genossen hatte. Es dauerte nicht lange, und es bildete sich Schaum auf ihrem Kopf, den sie mit dem angenehm dosierten Wasserstrahl abspülte.
Da war doch etwas!
Wieder dieser Schatten, als wäre jemand an der Duschkabine vorbei geschlichen. Mercy versuchte, mit ihrer Handfläche den kondensierten Dampf von der Glasscheibe zu wischen. Vergeblich, der Dampf hatte sich an der Außenseite festgesetzt, wie ein milchiger Schleier, der etwas Geheimnisvolles verbarg. Sie drehte das Wasser ab und schob die Glastür zur Seite. Das Bad war leer. Es maß etwa drei Meter in der Länge und eineinhalb Meter in der Breite. Außer der Duschkabine waren nur noch ein Waschbecken mit Spiegelschrank, eine Waschmaschine und die Toilette im Raum. Kein Platz also, wo sich irgendjemand verstecken konnte. Sollte sie trotzdem nach Ron rufen? Und sich zum Idioten machen? Es war sicher der Schlafmangel, der ihre Sinne vernebelte. Höchste Zeit, etwas gegen diese Müdigkeit zu unternehmen. Etwas Schlaf wäre wunderbar – Ron würde auf sie aufpassen.
Sie schloss die Tür und drehte das Wasser auf. Kurz spritze es kalt aus der Leitung, erwärmte sich sehr schnell und bekam wieder die Idealtemperatur. Sie schüttete ihr Duschgel auf die Handfläche und begann ihren Körper damit einzureiben. Blue Planet – ihr Lieblingsduft, ihr Lebenselixier in Form eines Gels. Es roch nach Frühling, nach Sonnenaufgang, nach Zärtlichkeit, nach Liebe. Es gab ihr das Gefühl von Sicherheit, von etwas Vertrautem.
Schon wieder!
Dieses Mal war Mercy sicher, sich nicht geirrt zu haben. Da war ein Schatten. Und die Person, die den Schatten warf, stand immer noch vor der Tür der Duschkabine. Sie wollte schreien, aber irgendetwas lähmte ihre Stimmbänder. Vielleicht war die Bedrohung nicht allzu groß, denn durch das beschlagene Glas erkannte sie die Umrisse eines Kindes, es bewegte sich langsam zur Stirnseite des Raumes. Mercy öffnete die Tür, steckte ihren Kopf ins Zimmer. Sie atmete hastig, spürte ihr pochendes Herz, das in Schwerstarbeit das Blut durch die Adern trieb. Im Nebel sah sie ein blondes Mädchen, den Rücken zu ihr gedreht. Lange spiralförmige Locken fielen über ihre Schultern und wurden von einem hellblauen Haarband zusammengehalten. Sie trug ein blaues Hemd und eine rosa Hose, wahrscheinlich ein Jogging Anzug oder ein Pyjama. Das Mädchen hatte an den Schulterblättern seltsame, zirka fünf Zentimeter hohe Erhebungen. Beulen? Eine frische Operation? Eine Wucherung?
Es ging auf die Knie, starrte gegen die Wand und faltete die Hände. Mercy stieg aus der Dusche versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken.
„Hallo Kleines“, flüsterte sie. Keine Reaktion. Das Mädchen murmelte. Es schien, als betete es die Wandfliesen an. Mercy versuchte die Worte zu verstehen, trat vorsichtig einen Schritt näher. Das Mädchen weinte.
„Hilf mir!“, schluchzte es.
„Wie bitte?“
„Mama, hilf mir!“
„Wobei soll ich dir helfen?“
Das Mädchen schien sie nicht zu hören. Ihr Weinen wurde immer heftiger, steigerte sich zu einem Weinkrampf.
„Hilf mir! Mama! Bitte! Hilf mir!“
Mercy musste sich am Waschbecken abstützen. Der Kopf des Mädchens drehte sich zu ihr, unnatürlich weit, das Genick konnte das nicht länger aushalten. Ihr Gesicht war zu einer schreienden Maske verzerrt. Mercy hörte das grausamste Knacken ihres Lebens.
„Um Gottes Willen!“ Mercy stürzte zu ihr, griff nach ihr, aber das Mädchen schien unendlich weit weg zu sein. Die Stimme wurde hysterisch.
„Hilf mir! Hilf mir! Hilf mir! Hilf mir! Hilf mir!“
Ein Pochen an der Tür.
„Mercy! Alles in Ordnung?“
Ron passt auf mich auf!
Mercy lag auf dem Boden, schnaufte. Ihre nassen Haare tropften auf die Fliesen. Das Wasser spritzte aus der Duschkabine auf ihre Füße. Sie stand langsam auf. Das Mädchen war verschwunden. Oder war es wieder nur ein Traum?
„Alles in Ordnung“, stammelte sie. Dann erlöste sie die Nacht, die ohne Vorwarnung in ihrem Bewusstsein anbrach.

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