![]() |
![]() | |||||||||||
Shandra
Ich habe das Single-Dasein gründlich satt. Ein Mann muss her. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Tolle Typen wachsen nun einmal nicht auf Bäumen. ![]() Unschlüssig laufe ich tags später vor dem Katzenhaus des Tierheims auf und ab. Stoße einen Schrei nach dem anderen aus. Ist der rote Kater nicht prachtvoll? Sieht der Graugetigerte nicht elegant aus? Und erst der Rabenschwarze! Die Qual der Wahl hat mich voll im Griff. Als sie den Grad der Peinlichkeit erreicht, der Tierheimleiterin zum x-ten Mal die Augenbraue Richtung Haaransatz schnellt und ihr Birkenstock beschuhter Fuß immer hektischer auf die sterilen Fliesen wippt, ertönt das Fauchen, bei dem jeder Dschungeltiger blass geworden wäre. Frau Tierheimleiterin dreht sich herum. Ihre Augenbrauen bilden nun ein exaktes Dreieck. Ach deeer schon wieder. Es wird Zeit, dass ... Sie lässt das, was dem Kater blüht, bedrohlich offen und hat mich sofort da, wo sie mich haben will. In der Mildtäter-Ecke. Mein Retterinstinkt erwacht. Ich blicke mich um. Woher kommt das Fauchen? Frau Tierheimleiterin beantwortet meinen fragenden Blick stumm mit einer herrischen Geste. Dann sehe ich ihn. Den schwarzen Kater mit weißen Socken mit weißen Sahnefingern, wie ich sofort innerlich zärtel. Sein Fell glänzt so sehr, als habe man ihn in schwarze Schuhcreme getaucht. Aus giftgrünen Augenschlitzen starrt er mich an und grollt seinen Unmut hinaus in die Welt. Dabei malträtieren seine nadelspitzen Krallen die Gitterstäbe seines Gefängnisses. Er macht einen Buckel, der bei ihm eher putzig, als bedrohlich wirkt. Aber er ist mutig, und das allein zählt und nimmt mich augenblicklich für ihn ein. Dann sieht er uns an. Mit stummem Protest im Blick senkt er das Hinterteil und hinterlässt in der Box feuchte Zeichen der Missbilligung. Ohne dabei den Blick abzuwenden. Ich würde am liebsten applaudieren. Besonders, als ich die eisige Miene der Tierheimleiterin sehe. Mein Herz schmilzt dahin wie Butter in der Mittagssonne. Er hat mich für sich gewonnen! Ich nehme den Kater mit nach Hause, wälze ein Lexikon und entscheide mich für den stolzen Namen SHANDRA. Als ich ihn abends aus dem Bett verbannen will, gibt er einige empörte Maunzer von sich. Ich diskutiere nicht lange mit ihm und lasse ihn da wo er ist auf meinem Kopfkissen. Weich und warm. Mein Schädel liegt auf der harten Matratze daneben. Auch gut. Dafür bekomme ich Nachtmusik bis zum Abwinken. Er schnurrt mich dankbar und auch ein wenig triumphierend in den Schlaf. Wann immer mein Auto nun um die Ecke biegt, schallt mir Shandras lautes und begeistertes Begrüßungsmiauen entgegen. Ich bin nicht mehr allein! Weitere Leseproben
[Zurück zum Buch] |
| |||||||||||
Home |
Impressum |
News-Archiv |
RSS-Feeds ![]() ![]() Copyright © 2007 - 2018 literra.info |