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![]() 4.- Dunkelhimmel
Im Südosten, kurz bevor Berge und Wüste ineinander überflossen und Fels in Sand zerrann, dort, wo östlich hinter dem letzten Ausläufer Fyrgars die Umschließende See sich donnernd an wuchtigen und zähnestarrenden Klippen brach, lag das Fürstentum Barastie von Luvgar, und dort hatte die Veränderung im vergangenen Sommer ihren Anfang genommen, bevor Sansiri ihrer dunklen Versuchung erlag und Gondwin seinen Unfall erlitt. Die herrschende Familie hatte einen sehr langen Stammbaum, der bis zur Zeit der Vier Königreiche zurückreichte. Ob Fürst Réando tatsächlich in direkter Linie dem Königsgeschlecht entstammte, wie er behauptete, war allerdings nicht mehr vollständig nachvollziehbar aber zumindest entsprang er nachweislich einer Seitenlinie. Insofern war Barastie von besonderer Bedeutung für das in viele kleine und große Reiche zersplitterte Luvgar. Die Gebiete, die normalerweise kein Herrscher für sich beanspruchte, weil die Alten Völker sich dort niedergelassen hatten, wurden heutzutage immer weniger. Vielerorts wurden Burgen gebaut, in denen sich Händler oder auch alt gewordene erfolgreiche Räuber, die ihren Ruhestand genießen wollten, niederließen und ein gewisses Gebiet von da an beanspruchten, samt Siedlungen und Einwohnern. Das sahen die größeren und vor allem alteingesessenen Baronien, Herzöge und Fürsten nicht gern, da sie um ihre eigenen Machtansprüche fürchteten, und sie fingen an, Bündnisse einzugehen statt Krieg zu führen, und Beistandspakte zu schließen. So zeigten sie mit geballter Macht, dass, was groß war, groß bleiben würde, und was klein war, nie mehr als den niedrigsten Rang in der Hierarchie einnehmen konnte. ![]() Selbst für einen Schmied war die Hitze hier unten unerträglich. Der Berg umschloss ihn mit schwarzen, rauen Kanten und mit schwerem, massivem Gestein. Kostbare Glutsteinadern gab es hier, die silbergrau glitzerten, und edle Metalle und Kristalle. Ein reicher Berg, den zu besitzen Barastie sich rühmen konnte, und ebenso, ihn zu beherrschen. Durch die dicken Adern floss träges Leben, das sich stauen und in tödlicher Gewalt ausbrechen könnte doch der Vulkan schlief seit Jahrtausenden, sein Krater war leer, von hoch aufragenden, gezackten Felsfingern umgeben, die noch nie jemand bestiegen hatte. Der letzte König von Luvgar hatte den gewaltigen Berg einst bezwungen und befriedet, und das hielt noch immer an. »Ein gesundes Herz braucht freie Adern, um das Blut kraftvoll hindurchzupumpen«, sollte er einst gesagt haben, wie in den Chroniken stand. »Nichts wird den ewigen Fluss der Lava hier stören, nichts ihn stauen, und so wird der Berg ruhen und träumen wie das Universum dort draußen.« Die Herrscher von Barastie nahmen für sich in Anspruch, bis heute das Geheimnis zu bewahren, wie der Schlafende Vulkan im Zaum gehalten wurde. Auch das mochte ein Grund sein, weswegen kein anderes Reich es bisher gewagt hatte, hier anzugreifen. Niemand glaubte zwar so recht daran, aber genauso wenig wollte jemand Gefahr laufen, sich zu irren. Wenn die Fürsten tatsächlich über die Fähigkeit verfügten, den Vulkan zu wecken, dann bedeutete das den Untergang jedes Angreifers. Die Felsenfestung würde dabei vermutlich nahezu unbeschadet bleiben, sie war sehr sicher gebaut; die wichtigsten Gebäude lagen alle im Inneren des Massivs. Aber genau darauf hat Saranla es abgesehen und begründet dies mit ihrem scheinbaren Anspruch aufgrund ihrer Abstammung, dachte Lytir, während er langsam weiterging. Längst hatte er das meiste von seiner Kleidung abgelegt, Schweiß rann ihm in Bächen über die muskulöse, glatte Brust. Der Stoff des Hemdes und der Beinkleider troff vor Schweiß, Bart und Haare sträubten sich in der ausdörrenden Hitze. Das aus den Lavaadern strömende rötlich dämmrige Licht flackerte und warf schaurige Schatten, noch schwärzer als die Wände. Luftlöcher und Kavernen pumpten heiße Luft durch die Gänge, die das Atmen noch mehr erschwerte und die Ohren mit geschwätzigem Gesäusel peinigte. Aus tiefer gelegenen Höhlen stiegen grüne und gelbe Schwaden auf, Wasser dampfte zischend durch poröse Löcher aus Quellkuhlen. Der Gedanke, dass die Fürstin von Hasad sich auf den Thron von Barastie setzen würde, war für Lytir unerträglich, mehr noch als diese Qual hier unten. Gewiss, Hasad war ein reiches Land, es gab kaum Arme dort. Doch die Gesetzgebung war streng, und die Untertanen waren unfrei. Nicht einmal beim einfachen Volk durfte eine Ehe ohne schriftliche Bewilligung der Fürstin geschlossen werden. Man konnte keinen Schritt tun, ohne beobachtet zu werden, und man musste sorgfältig auf jedes Wort achten. Ein goldener Käfig. Unvorstellbar für einen Freien aus Barastie. Das Leben hier war hart, doch es stand jedem Untertan frei, zu entscheiden, welcher Arbeit er nachgehen wollte, wo er lebte und mit wem. Der Fürst mischte sich nicht in das tägliche Leben ein, doch er hatte stets ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte. Die Barastiener waren stolz und frei, sie zahlten ihre Steuern und erhielten dafür den Schutz des Fürsten; jeder hatte gleichermaßen Anspruch auf Gerichtsbarkeit. Anders als in Hasad war Sklaverei hier unter strenge Strafe gestellt, und selbst Karawanen, die nur auf der Durchreise waren und Sklaven mit sich führten, durften nicht passieren. Wenn jemand krank wurde und nicht arbeiten konnte, erhielt dessen Familie für diese Zeit eine Grundversorgung und ein Dach über dem Kopf. Zum Abend des Halbmonds im zweiten Sommermond jedes Jahr, genannt der Fürstentag, strömte das Volk auf den Märkten zusammen, selbst von den abgelegensten Höfen des Landes. Sie wurden von großen gepanzerten Karren erwartet, aus denen unter strenger soldatischer Bewachung Bedienstete des Fürsten das traditionelle Geburtstagsgeschenk verteilten: eine frisch geprägte Münze aus reinem Gold mit Sonderstempel, und zwar für jeden geborenen und hier ansässigen Barastiener, auch für den jüngsten Säugling. Dennoch lebten in dem kleineren Hasad viermal so viele Menschen, und die waren stolz auf ihren Reichtum und schauten mitleidig auf die Barastie herab. Lytir kannte diese Leute recht gut, denn sie kamen zu ihm in die Schmiede, um ihm Aufträge zu erteilen. Sein Ruf hatte sich längst herumgesprochen, und er wurde sehr geachtet, doch er bekam nur wenig Lohn. Immer wieder wurde er betrogen, sodass sein Vermögen sich kaum mehrte, obwohl er sehr bescheiden lebte. Eine Beschwerde beim Fürsten brachte nichts, da Lytir keine Beweise vorbringen konnte. Obwohl er nicht dumm war, fanden die gewieften Hasad immer neuen Wege, ihn übers Ohr zu hauen. Lytir war viel zu ehrlich und zu geradeheraus, um den verschlungenen Irrwegen der Tücke seiner Auftraggeber folgen zu können und zu erkennen, was sie vorhatten. Deshalb reichte sein Besitz als Grundstock nicht aus für Nansha. Als hochedle Prinzessin sollte sie nicht den Rest ihres Lebens als bescheidene Frau eines Schmiedes leben, und es war ehrenhaft und für das Volk ein Glück, dass sie ihrer Pflicht nachkommen wollte; doch das Fürstenhaus würde vielleicht bald weitere Hände brauchen, die ordentlich zupacken konnten. Die Welt veränderte sich, und nicht zum Besseren, nein, sie wurde dunkler und gewalttätiger. Angehörige der Alten Völker verbreiteten die Kunde, dass der Ewige Krieg in seine entscheidende Phase getreten sei und dass der Sturm nun auch Waldsee erreichen würde. Ob die Welt trotz des Schutzes durch den Siebenstern standhalten würde das konnte niemand sagen. Doch auch auf Waldsee selbst zeigten sich schon erste Anzeichen dafür, dass das Gefüge ins Wanken geriet, und das sah der Schmied mit Besorgnis. Seit der Annatai Halrid Falkon vor fünf Jahren ein paar Tage bei ihm gelebt hatte, weil sein Schwert wiederhergestellt werden musste, hatte Lytirs Sicht der Dinge sich verändert, sein Blick reichte nun sehr viel weiter, und er sah es als seine Pflicht an, seinen Beitrag zu leisten. Lytir liebte Nansha, seit er sie vor zwei Jahren auf einer Sonnwendfeier zum ersten Mal erblickt hatte, und er hatte seine Anstrengungen verdoppelt, um alle anderen Schmiede im Wettstreit um den Titel des Fürstlichen Meisters auszustechen und öffentlich geehrt zu werden. Nur so, während der Feierlichkeiten, konnte er der Prinzessin nah genug kommen, um ihr seine Zuneigung zu gestehen. Und sein Wunsch ging in Erfüllung, er wurde Nansha am Abend vorgestellt, und es sprudelte aus ihm hervor, ungeschickt und nicht sehr gewitzt, doch er musste den Augenblick nutzen, als sie allein zur Tanzfläche gingen. Bald hatte er seine Füße ganz vergessen, und dass er gar nicht tanzen konnte, und versank in den grauen Sternen ihrer Augen, in denen sich die Kerzenflammen spiegelten. Zu seiner Überraschung hatte sie längst ebenso ein Auge auf ihn geworfen, doch sie machte ihm noch am selben Abend deutlich, dass es keine Zukunft gab für sie beide. Nicht einmal die Hoffnung darauf. Doch bevor Mitternacht durch die Fenster hereinsah, flüsterte sie ihm einen Ort zu, an dem sie ihn treffen wollte, schon am nächsten Tag. Dieser heimlichen Begegnung sollten viele weitere folgen, jeden Mond wenigstens einmal. Lytir konnte nicht von Nansha lassen, und Nansha nicht von ihm. Und dann sollte Nansha Sasteme heiraten, oder Barastie wurde angegriffen. Ausgerechnet in diesem Moment des Schreckens eröffnete Nansha ihm, dass sie schwanger war von ihm. Und jetzt hatte er nur drei Tage, um sich zu beweisen, um die Diamanten zu holen und um somit als Bewerber angenommen zu werden. »Also bleibt mir nur dieser Weg«, murmelte der Schmied, um durch seine Stimme einen tröstlichen Klang in diesem Brausen und Zischen zu hören. Und um vielleicht Zuversicht zu gewinnen? Lytir liebte die Sprache und den Gesang des Feuers, doch was er hier hörte, war grauenhaft. Er verstand die Sprache nicht, aber die Klänge waren die abartige Form von etwas, das einst rein gewesen war. Sie brachten den Herzschlag durcheinander und kehrten alles um. »Nur ein Geschenk, das niemand sonst darbieten kann, kann mich vor Réandos Zorn retten, und ich glaube, das hier ist der richtige Weg. Ich tue das für Nansha, für dieses Land und für mein Kind.« Und deshalb war er nun hier, auf der Spur alter Legenden, um seinen Mut und seine Überlebenskraft zu beweisen. Aber was, wenn es hier unten keine solchen Diamanten gab, wenn es tatsächlich nur ein Märchen war und lediglich der Wahnsinn auf Beute lauerte? Doch er sah die Kristalladern, die Glutsteine, die Metallpfade. Dort unten musste es Diamanten geben. Aber ob er lebend dort ankam? Lytir war stark und gesund, gerade erst dreißig Jahre alt geworden und damit in der Blüte seiner Jahre. Er war Entbehrungen und äußerste Belastungen gewöhnt. Doch dies hier brachte ihn an seine Grenzen, und nun verstand er, weshalb niemand je hier hinunterstieg. Die Dämpfe hatten seinen Verstand längst benebelt, der Schwefel brachte seine Nase zum Bluten, und seine Haut war gereizt und bildete Blasen. Und dann die unerträgliche Hitze, die inzwischen als wallende Luft sichtbare Form annahm und lüstern vor ihm her tanzte. Lytir leerte die letzte Wasserblase, die er mit sich geführt hatte; es mussten inzwischen zwei Gallonen sein, die er getrunken hatte, doch seine Kehle war trocken, es floss nicht mehr genug Schweiß nach, um die Haut zu schützen, und das Ende des Weges war noch nicht erreicht. Wenn die Gase ihn nicht umbrachten, dann der Durst. Aber ich will Nansha, dachte er. Ich will der Vater ihres Kindes sein. Doch wer würde Nansha und das Kind beschützen, wenn er nicht zurückkehrte? Wozu das alles, wenn er scheiterte? Immer tiefer hinab ging es in den Schlund des Vulkans. Lytir war nicht abergläubisch, doch ihm wurde unheimlich zumute. War dieser Weg nicht auch ein Symbol? Er griff sich an den Kopf und rieb sich die schmerzende Stirn, die nicht nur von der Vulkanhitze heiß glühte. Es ist mir egal, was du mitbringst, hatte Nansha ihm eingeschärft. Mir ist nur wichtig, dass du zurückkehrst. Diese Reise zu überstehen ist schon Heldentat genug und wiegt ein Brautgeschenk auf. Bring etwas mit von dort unten, damit du selbst glauben kannst, dass du dort warst. Einen weiteren Beweis braucht es nicht, denn man wird es dir ansehen. Also hör bitte auf mich: Kehr um, wenn es gefährlich wird. Sonst ist alles verloren. Klammere dich nicht an den männlichen Stolz. Überlebe! Was könnte er mitbringen? Am besten eine Druse, er hatte schon eine Menge gesehen auf dem Weg. Sie bargen Geheimnisse und Schätze, niemand wusste, was sie umhüllten, solange sie verschlossen waren. Die Drusen hier unten waren ganz anders beschaffen als die, die man sonst in den Bergwerken fand. Vielleicht ruhte in einer sogar ein reiner Diamant? Nur noch ein Stückweit, dachte Lytir. Der Weg wurde allmählich breiter, und verschiedene Luftströme trafen zusammen. Der Lärm der zusammenprallenden Hitzewellen geriet zu einem misstönenden Durcheinander, durch das Feuerklänge brausten. So wie es aussah, würde er als Nächstes eine Kaverne erreichen tief unten im Herzen des Vulkans. Diesen Anblick wollte er sich nicht entgehen lassen. Weiter würde er sich nicht vorwagen. Er war schon jetzt am Ende seiner Kräfte. Aber er würde es ewig bereuen, wenn er kurz vor der Offenbarung umkehrte. Es war nicht mehr weit, er würde es schaffen! Genauso war es auch beim Schmieden: Das Werk musste getan werden, solange das Feuer brannte und die Glut genau richtig war, egal, wie müde der Schmied sein mochte oder sein Gehilfe. Gaben sie vorzeitig auf, war alles umsonst, und die Ware würde nur noch von minderem Wert sein. Undenkbar bei einer Waffe wie einem Schwert. Also voran! Und auf dem Rückweg musste er sich eben beeilen, auch wenn der Durst inzwischen mörderisch war. Doch auf dem Weg zurück würde es Schritt um Schritt besser werden, und kühler, er würde neue Kräfte sammeln. Er konnte auch auf allen vieren kriechen, dem Licht und der sanften Luft entgegen; und auch der wohltuenden Stille. Ich werde nicht versagen, entschied der Schmied energisch. Was auch immer ich im Herzen finde, werde ich meiner geliebten Nansha mitbringen und mich ihrem Vater demütig zu Füßen werfen. Was auch immer ich finde, es ist genau das, was es sein soll. Was das Land braucht! Lytirs Herz schlug schneller und trieb ihm noch mehr den Schweiß aus den Poren, der ganz kurz einen lindernd kühlenden Schutz über die brennende Haut legte. Sein Schritt wurde leicht, und er bot dem Schlafenden Vulkan die Stirn. Ich bin dein Meister, Feuer, und seist du auch aus Lavablut geboren. Dann erreichte er die Kaverne, eine Höhle von unermesslichen Ausmaßen, für die seine Augen Stunden brauchen würden, um sie vollständig zu erfassen. Doch das war gar nicht notwendig. Er sah schon. ![]() Fürst Réando und seine Tochter Nansha warteten bang. Mit dem Verstreichen der Frist verging draußen auch langsam der Sommer, und der Herbst warf seinen ersten langen Schatten voraus. Kurz vor Mittag endlich die Erlösung: Lytir wurde gemeldet! Der Schmied trat durch das Eingangsportal und kam langsam näher, die Umrisse seiner großen, breitschultrigen Gestalt schälten sich aus den Schatten der wuchtigen Holzsäulen; er konnte nicht verbergen, wo er gewesen war. Seine Kleidung war rußig und versengt, ebenso Haut und Haare, und der ganze Körper dampfte immer noch von der Hitze dort unten. Sein Schritt war ein wenig langsam, aber fest und beinah herausfordernd. Im hereinfallenden Mittagslicht in der Mitte der Halle offenbarte sich schließlich sein Antlitz. Nansha fuhr zusammen. »Willkommen, Meister Lytir«, begrüßte der Fürst den Schmied. »Ich freue mich, Euch wohlbehalten wiederzusehen. Meine Tochter hat mir alles erzählt.« »Lytir?«, sagte der Mann nachdenklich, dessen Gesicht von Ruß und getrocknetem Schweiß gezeichnet war. Es war, als hörte er den Namen zum ersten Mal. Er neigte leicht den Kopf, um in sich zu hineinzuhorchen. »Ah, da ist er ja.« Er lächelte, doch es war nur sein Mund, der sich verzog. Er sprach ein wenig langsam und schwerfällig, als hätte er Mühe, nicht nur die Worte, sondern auch die Stimme zu finden, weil er ungeübt darin war. »Was ist mit deinen Augen?«, flüsterte Nansha bleich. Von klarem Blau waren Lytirs Augen gewesen, wie ein See unter einem wolkenlosen Himmel. Diese Augen waren es gewesen, in die Nansha sich verliebt hatte, weil sie Ausdruck seiner Seele waren, bevor sie feststellte, dass auch sein Körper Vergnügen bereitete. Die Augen dieses Mannes, dessen Name anscheinend durch die Vulkanhitze verglüht war und der doch aussah wie Lytir, waren farblos geworden und wie überzogen von einem schwarzen Gespinst; wie überhaupt auf seiner Haut seltsame feine schwarze Linien zu sehen waren. »Nachwirkungen«, antwortete der Schmied und lächelte noch breiter. Er fand seine Stimme allmählich wieder, und die Worte flossen jetzt in stetigem Strom. »Dort unten ist es wirklich verdammt heiß. Meinem schlimmsten Feind möchte ich das nicht wünschen.« Der Fürst war irritiert. Er merkte sehr wohl, dass etwas nicht stimmte, doch er wusste nicht, wie er sich darauf einstellen sollte. »Und Ihr habt es geschafft, Ihr seid zurück. Berichtet, was habt Ihr dort gefunden?« »Unermesslichen Reichtum, mein Fürst, und Diamanten, und Drusen voller Geheimnisse, und Metalle, die uns eine neue Art von Waffen liefern werden. Als ob die ganze Magie Waldsees dort gebündelt wäre, um uns diesen Schatz zu schenken.« Lytir hob leicht die Arme. »Seid unbesorgt, o Fürst, Hasad wird Euch nicht angreifen, und Ihr braucht auch nicht auf die Fristsetzung einzugehen. Ich habe die Lösung gefunden.« Die Prinzessin verzog keine Miene, doch in ihren Augen stand Angst. Aber dann verschleierte sich mit einem Mal ihr Blick, und sie spürte, wie sie von der Ausstrahlung des Schmiedes unwiderstehlich angezogen wurde. Sie erkannte ihn nicht wieder, doch er erschien ihr begehrenswerter denn je, wie die Erfüllung aller Träume. In wohligem Schauer näherte sie sich ihm, eine seltsame Kälte umgab seinen dampfenden Körper, doch gleichzeitig fühlte sie die Hitze der Erregung aufsteigen. »Was hast du gefunden, Lytir?«, flüsterte sie. »Schattenweber«, antwortete er und breitete die Arme aus. »Komm zu mir, Nansha, meine Blume, und kommt auch Ihr näher, verehrter Brautvater, wir wollen uns zur Familie vereinen und einen Bund schließen, bevor wir dem Herold eine Botschaft auf die Reise mitgeben.« »Und und welche wird das sein?«, fragte der Fürst, während er tatsächlich näherkam, doch im Widerstreit der Gefühle, die sich auf seinem Gesicht spiegelten. »Wir werden Frieden bringen überall«, verkündete der künftige Tochtergemahl mit einem zufriedenen, zugleich gierig wirkenden Lächeln. »Und mit Hasad fangen wir an.« Weitere Leseproben
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