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„Passione“ von Elke Heidenreich

Eine Liebeserklärung an die Musik

© Die Berliner Literaturkritik, 18.02.09

 

Von Frauke Kaberka

Nun hat sie’s uns verraten, das Geheimnis ihres Glücks, ihrer Ausgeglichenheit, ja ihres Lebens. Es ist die Musik im Allgemeinen und die Oper im Besonderen, wie die deutsche Erfolgsautorin und -kolumnistin Elke Heidenreich in dem Band „Passione“ gesteht, den der Hanser Verlag jetzt herausgebracht hat: „Ich versinke in meinen Opern, in allen, unerreichbar und dadurch gerettet: Denn dieses Versinkenkönnen ist bei dem unruhigen Leben, das ich führe, meine Rettung. Das ist mein Geheimnis.“

Nun ja, ein Geheimnis ist es nun nicht mehr. Auch deshalb nicht, weil die 66-Jährige nie einen Hehl aus ihrer Passion gemacht hat und die hier veröffentlichten Texte außerdem schon einmal gedruckt wurden, in Programmheften, Buch-Vorwörtern, Reportagen oder Vorträgen – beispielsweise zu den Salzburger oder Bayreuther Festspielen. Doch jetzt ist das Sammelsurium tiefgründiger oder leichter, freundlicher oder spitzer, heiterer oder melancholischer Gedanken zu Musik, Komponisten, Ereignissen, Festspielhäusern und -orten (2001-2008) jedermann zugänglich. Und das ist gut so, denn es ist eine einzigartige Liebeserklärung – nicht nur an die Musik, sondern an die Kunst an sich.

Und so spielen die Themen Liebe, Glück, Tod und Traurigkeit wie in der Literatur, in der bildenden oder darstellenden Kunst, natürlich auch in der Musik eine große Rolle. Es ist weniger die „Schnodderschnauze“ Heidenreich, die sich hier zu Wort meldet (wenn sie auch manchmal durchblitzt), sondern die Genießerin, die hinter der Musik den Komponisten sucht, in ihm nach der Quelle der Inspiration Ausschau hält, die nicht nach wohl gewählten Formulierungen sucht, sondern einfach ihr überquellendes Herz sprechen lässt.

Letzteres ganz besonders in einem imaginären Zwiegespräch mit Franz Schubert (1797-1828), dem jungen, armen und laut Überlieferung zutiefst unglücklichen Komponisten. Oder in dem Beitrag über Leonard Bernstein (1918-1990). Aus ihrer glühenden Verehrung für den amerikanischen Dirigenten und Komponisten macht Heidenreich keinen Hehl. Amüsant ist, wie sie in Salzburg im Mozartjahr 2006 versucht, dem Rummel um den 250-jährigen Wolfgang Amadeus zu entgehen und sich ihm doch nicht entziehen kann und schließlich auch nicht mehr will.

Es ist anregend, wenn sie in Italien auf den Spuren Giuseppe Verdis (1813-1901) wandelt und am liebsten die Musikkultur und das Musikverständnis der Italiener auf Deutschland übertragen möchte.

Ungelogen: Dieses Kapitel macht Lust auf ein Glas Vino und eine CD mit „La Traviata“, wenn denn ein Opernbesuch so schnell nicht möglich sein sollte. Und dann ist da auch noch Bayreuth. Die Überschrift „Mir gefällt’s nicht, aber schön ist es doch...“ ist so vielsagend wie das gesamte Kapitel, das so endet: „Die Kunst ist und bleibt ein Wunder... Sie rettet uns, wenn alles unerträglich wird. Sogar in Bayreuth.“

Genau das ist das Angenehme an der Autorin: Ihre Kritik bleibt freundlich, wird niemals verletzend. Und, wie sie selber sagt: „Nicht vernichten, sondern zuerst einmal danken, dass überhaupt... und wenn es missfällt, streng sein, gerecht sein oder gleichgültig sein. Aber nicht zynisch, bösartig, zerstörerisch.“ Beurteilen mit Verstand, aber auch mit Gefühl – Elke Heidenreich kann das.

Literaturangaben:
HEIDENREICH, ELKE: Passione. Hanser Verlag, München 2009. 157 S., 15,90 €.

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