Geneviève Brisac: Weekend (Roman) |
Geneviève Brisac: Weekend |
Inhaltsangabe: "Bald ist Weihnachten, Mama. Wir müssen uns ranhalten. Wo gehen wir hin, sag, wir bleiben doch nicht hier und langweilen uns zusammen? Die anderen haben Familien und lieben sich, und was wird aus uns?" (Seite 8f)
Zum Trost geht sie mit ihm in eine Tierhandlung, und sie kaufen zwei Kanarienvögel, die sie Adam und Eva nennen. Martha zuzuhören macht mich seekrank, gibt mir das eigenartige Gefühl, mich auf nichts mehr verlassen zu können, von Wänden umgeben zu sein, die man mit dem Arm eindrücken kann, auf den schrägen Brettern einer Jahrmarktsbude zu balancieren. (Seite 57) Um Mitternacht brechen Martha und Nouk auf. Wir verlassen das Restaurant, beschwichtigt und zufrieden mit unserem Pakt: Ich feiere Weihnachten auf meine trostlose Art, allein mit Eugenio in unserem Loch, sobald es aber vorüber ist, fahre ich zu ihr und Étienne in die Bretagne. (Seite 63)
Nouk war seit fünfzehn Jahren nicht mehr in dem Ferienhaus auf den Klippen. Jetzt soll sie dort mit Eugenio, Martha, Étienne und einer Reihe anderer Leute das Wochenende nach Weihnachten verbringen. Eugenio schmollte, so einfach würde ich nicht davonkommen. Eine Beerdigung und Einkäufe in der Feinkostabteilung machten noch keinen unvergesslichen Weihnachtstag. (Seite 84) Also geht Nouk vorher noch mit ihm in die Badelandschaft "Aquaboulevard". Dann fahren sie zu "Bon Marché". Da waren einige Verlierer des denkwürdigen Festes, eine ganze Reihe alter Leute, von denen man hätte glauben können, sie seien ausgesetzt worden wie die Hunde im Sommer am Rand der Autobahnen. Es waren sicher sieben oder acht, sie saßen da wie bestellt und nicht abgeholt, der Blick verschwommen oder auf ihre Knie, auf ihren Stock gerichtet. Ganz kleine alte Menschen, blass wie Leintücher und stumm wie Karpfen. Mit winzigen zahnlosen Mündern und riesigen, die Stöcke umklammernden Händen. (Seite 116f) Nach dem Abendessen schaut sie mit Eugenio zwei Videos an und sortiert die vorhandenen Schachteln mit Puzzles. Dann ist es Zeit, um ins Bett zu gehen. "Das ist ein völlig verpatztes Weihnachten, ich wäre besser ins Ferienlager gefahren", sagte mir da mein Sohn und schlurfte davon, ohne mir einen Kuss zu geben. Deshalb habe ich heute morgen verquollene Augen. (Seite 119) Von ihren Kolleginnen gefragt, wie sie Weihnachten verbracht habe, antwortet Nouk wahrheitsgemäß: "Mit Eugenio." "Allein mit Eugenio? Du bist völlig verrückt!", sagte Nicole und rückte ihren Stuhl näher. "Du machst ihn noch plemplem, deinen Zwerg, mit dieser ständigen Zweisamkeit! War niemand da, deine Familie, eure alten Freunde? Weihnachten, meine Ärmste, ist ein kollektives Fest [...]" (Seite 116)
Martha hat eigens zwei Zugfahrkarten 2. Klasse für Nouk und Eugenio am Schalter im Bahnhof hinterlegen lassen. Doch aus einer plötzlichen Laune heraus zahlt Nouk den Aufpreis für die 1. Klasse. Als Eugenio sich während der Fahrt langweilt, basteln sie rasch aus Papier ein Kartenspiel und vertreiben sich damit die restliche Zeit bis zur Ankunft in Brest.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
Am nächsten Morgen, als Nouk erwacht, sind alle fort, auch ihr Sohn. "Bis gleich", steht auf einem Zettel. Nouk genießt es, allein zu sein, und sie geht in ein nahes Café. Unversehens sieht sie am Ende der Mole ihren Sohn mit seinem Vater. Sie tollen dort herum, obwohl es nieselt. "Dein Mann sollte zum Mittagessen kommen. Es sollte eine Überraschung für dich sein. Ihr habt euch so lange nicht gesehen. Ich glaube, sein Sohn hat ihm zu sehr gefehlt, und er heiratet auch wieder, weißt du, eine glänzende junge Psychiaterin. Er möchte eurem kleinen Jungen ein richtiges Heim bieten. Als er mit mir darüber gesprochen hat, dachte ich, das wäre für alle eine gute Lösung. Als er Eugenio die Dinge erklärt hat, fand ich ihn übrigens großartig, so sensibel und feinsinnig. Er hat zu ihm gesagt: 'Du hast die Wahl, Eugenio. Du darfst wählen.' Eugenio hat sofort von dir geredet. Er hat gesagt: 'Und Mama, was denkt sie?' Und wir haben ihm erklärt, dass du für ihn auf vieles verzichtet hättest. Dass du zerbrechlich wärst und die Malerei brauchst für dein Gleichgewicht. Er hat gesagt, er wäre einverstanden. Außerdem braucht ein Junge in diesem Alter die Gesellschaft von Männern. Du weißt, was aus ihnen wird, wenn wir sie am Gängelband halten. Du möchtest doch keine Drag-queen als Sohn! [...]" (Seite 210f) Nouk ist erschüttert und denkt daran, dass sie die Zweisamkeit in ihrer Wohnung für immer verloren hat.
Ich weiß nicht, wie ich es machen werde. Manchmal sieht man gar nichts mehr vor sich. |
Buchbesprechung: |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 Textauszüge: © Frankfurter Verlagsanstalt Seitenanfang |