Raymond Carver: Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden (Erzählungen) |
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Sag den Frauen, dass wir wegfahrenZwei junge Männer, die seit der Schulzeit miteinander befreundet sind, halten ihre Kumpanei auch dann noch aufrecht, als einer von ihnen früh heiratet. Um der familiären Eingeengheit zu entfliehen, setzen sie sich ins Auto und machen eine Spritztour. Dabei begegnen ihnen zwei Mädchen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Die, die näher am Straßenrand fuhr, hatte dunkle Haare, war hoch gewachsen und schlank. Die andere hatte blondes Haar und war kleiner. Beide trugen Shorts und Bikini-Oberteile. "Kleine Nutten", sagte Jerry. ... "Ich nehme die Brünette", sagte er. Er sagte: "Die Kleine gehört dir." Die Mädchen reagieren nicht auf die Annäherungsversuche und lassen sich auch durch die sexistischen Beleidigungen nicht herausfordern. Die Zurückweisung führt bei dem älteren der beiden Männer zu einer unerwarteten Reaktion – mit fatalem Ende. So viel Wasser so nah bei uns
Ein paar Freunde unternehmen ihren jährlichen Angelausflug, auf den sich alle schon lange gefreut haben. An ihrem Stammplatz angekommen, werden sie mit einer Situation konfrontiert, die sie überfordert. Um sich nicht um ihr Vergnügen zu bringen, verschieben sie das eigentlich Notwendige und handeln gegen ihre vernünftige Einsicht. Dem dadurch ausgelösten Gewissenskonflikt suchen sie durch Verdrängung beizukommen. Das BadEine Mutter bestellt beim Bäcker eine Geburtstagstorte für ihren Jungen, der acht Jahre alt wird. Scotty wird auf dem Nachhauseweg von der Schule von einem Auto angefahren. Er kann noch in die Wohnung gehen, muss aber dann doch ins Krankenhaus gebracht werden. Die Eltern sitzen an seinem Bett und beobachten beunruhigt seinen gleichbleibend schlechten Gesundheitszustand. Der Arzt muss zugeben, dass der Krankheitsverlauf nicht normal ist. Der Vater fährt nach Hause, um den Hund zu füttern und sich auszuruhen. Währenddessen läutet das Telefon; der Anrufer sagt: "Hier ist eine Torte, die nicht abgeholt wurde." Der Vater weiß davon nichts und fühlt sich nur belästigt. Er lässt sich ein Bad ein. Wieder läutet das Telefon. Er glaubt, es sei das Krankenhaus, aber es ist wieder die Stimme von vorher: "Sie ist fertig." Der Vater geht ins Krankenhaus zurück. Der Junge ist immer noch nicht zu sich gekommen. Der Ehemann schickt seine Frau zum Ausruhen nach Hause. Auch bei ihr meldet sich der Anrufer: "Scotty", sagte die Stimme. "Es ist wegen Scotty", sagte die Stimme. "Es hat mit Scotty zu tun, ja." (Seite 72)
Hier endet die Geschichte, nach 10 Seiten. Das Ende ist offen. Gorden Lish, der Lektor Raymond Carvers hat sie gekürzt, man könnte sagen: verstümmelt. In der Erzählungen-Sammlung "Kathedrale" ist unter dem Titel "Eine kleine, gute Sache" die Original Carver-Version enthalten. |
Buchbesprechung: |
Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2003/2004
Raymond Carver (kurze Biografie / Bibliografie) |