Giorgio Fontana: Im Namen der Gerechtigkeit (Roman) |
Giorgio Fontana: Im Namen der Gerechtigkeit |
Inhaltsangabe:
Der Mailänder Oberstaatsanwalt Roberto Doni ist 65 Jahre alt und hofft auf eine angenehme Versetzung in die Provinz als letzte Station vor der Pensionierung. Mit seiner Frau Claudia, einer vier Jahre jüngeren Musikerin, hat er eine Tochter. Elisa studiert an der Indiana University Bloomington. Die Stätte der Gerechtigkeit den höheren Gesetzen der Materie unterworfen. Doni hat sich zeitlebens bemüht, korrekt zu handeln. "Ausnahmen ja, Fehler nein", lautet seine Devise. Gewiss ist er selbstgerecht, aber Pflichtverletzungen verabscheut er tatsächlich. Nur widerwillig hilft er einem Kollegen, der sich durch den Besuch von Pornoseiten auf seinem Dienstcomputer einen Virus eingefangen hat. Selbstverständlich weiß Doni, dass es vor Gericht auf formale Beweise statt auf Wahrheit und Gerechtigkeit ankommt, aber er hält am bestehenden Justizsystem fest: "Ich glaube, Recht und Gesetz sind die einzige Annäherung an die Gerechtigkeit, die wir haben. Ich räume durchaus ein, dass dem Gesetzgeber Fehler unterlaufen können, ich meine nur, dass wir im Chaos enden, wenn wir uns in der Suche nach der reinen Gerechtigkeit ergehen. Und jede Ordnung ist besser als Chaos."
Sein Kollege Michele Salvatori fragt ihn einmal um Rat. Ein 21-jähriger Beamter der Guardia di Finanza war zwei Wochen zuvor an einer Steuerprüfung beteiligt. Die Kontrolleure stießen auf Unregelmäßigkeiten, aber der Brigadiere ließ sich von dem Unternehmer bestechen und gab auch seinen drei Untergebenen etwas von dem Schmiergeld ab. Der junge Mann wagte es nicht, zu widersprechen und nahm seinen Anteil entgegen, gestand jedoch alles kurz darauf seinem Vater, der wiederum Salvatori um Rat fragte. Doni ist entsetzt darüber, dass Salvatori mit dem Gedanken spielt, die Angelegenheit unter den Tisch fallen zu lassen und darauf hinweist, dass der junge Mann beabsichtigt, seinen Anteil für gemeinnützige Zwecke zu spenden. Doni fordert seinen Kollegen zur strafrechtlichen Verfolgung der Täter auf und droht ihm andernfalls mit einer Anzeige wegen Pflichtverletzung. "Khaled war nicht am Tatort, er war bei Mohamed. Das Mädchen hat ihn in der Verbrecherkartei mit einem anderen verwechselt, und ihr Freund hat ihre Aussage bestätigt, aus Angst und aus dem Bedürfnis heraus, einen Schuldigen zu finden. Der Mann, der geschossen hat, gehört zu einer größeren Organisation, oder jedenfalls zu einer, die groß genug ist, um sofort alles über den Verhafteten in Erfahrung zu bringen und dafür zu sorgen, dass er auch verurteilt wird. Wahrscheinlich wird Mohamed bedroht. Der Umstand, dass Khaled aus Dankbarkeit seinem Freund gegenüber, der ihm geholfen hat, dessen Namen nicht preisgibt, beruhigt sie. Dann trete ich mit der Journalistin auf den Plan. Sie erfahren von dem Gespräch und ermorden Mohamed, als Warnung." Was soll er tun? Am einfachsten wäre es, der Sache ihren Lauf zu lassen. Dann würde das Gericht voraussichtlich das Urteil gegen einen vermutlich Unschuldigen bestätigen. Inzwischen hat Doni Formfehler im ersten Verfahren entdeckt. Unter Hinweis darauf könnte er einen Freispruch beantragen. Aber das bliebe nicht ohne Konsequenzen für ihn selbst.
Wie es wohl ausgehen würde? Der Roman endet mit den Worten:
Er tat den ersten Schritt auf dem Bürgersteig. Von seiner Wohnung waren es zu Fuß zwölf Minuten. |
Buchbesprechung:
"Im Namen der Gerechtigkeit" weist zwar Elemente aus dem Thriller-Genre auf, doch im Mittelpunkt des Romans von Giorgio Fontana (* 1981) steht nicht die Aufklärung eines Kriminalfalls, sondern die Psyche eines 65-jährigen Staatsanwalts, der sich entscheiden muss, ob er einem vermutlich zu Unrecht
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013 |