Heidi Marks: Als der Mann kam und mich mitnahm. Die Geschichte eines Missbrauchs |
Heidi Marks: "Als der Mann kam und mich mitnahm". Die Geschichte eines MissbrauchsMit Berichten von Susanne Will zu den Verbrechen in Eschenau |
Inhaltsangabe:
Heidi Marks (Kurzbiografie)
Im ersten Teil des Buches "'Als der Mann kam und mich mitnahm'. Die Geschichte eines Missbrauchs" schildert Heidi Marks (* 1957), was sie in ihrem Heimatdorf Eschenau vom vierten Lebensjahr an durchmachte, bis sie mit fünfzehn endlich fortkam, weil ihr die Eltern 1972 erlaubten, die Hauswirtschaftsschule im hundert Kilometer entfernten Neuendettelsau zu besuchen. Warum Heidi unbedingt fort wollte, verschwieg sie, und weder Eltern noch Geschwister ahnten, dass das Kind jahrelang von zwei Männern aus dem Dorf missbraucht worden war. Am Rand des Steigerwaldes liegt das Dorf Eschenau. Die Idylle scheint perfekt: alte Bauernhöfe, prachtvolle Gärten, ein Bach, der ruhig durch das Dorf fließt und in dem Gänse baden. 192 Menschen leben in der Gemeinde nahe Haßfurt; viele arbeiten hier noch in der Landwirtschaft, einige machen mit Ferienwohnungen für Touristen ein kleines Geschäft, andere pendeln zur Arbeit in die Städte Haßfurt, Schweinfurt oder Erlangen. Der Höhepunkt im Gemeindeleben, das vom Gartenbauverein, der Feuerwehr und der evangelischen Kirche bestimmt wird, ist das jährliche Dorffest, ein ruhiges Leben. Im Frühjahr 2006 erhält die scheinbare Idylle einen ersten Riss. Sofie Holst (48) zeigt bei der Haßfurter Polizeiinspektion einen honorigen Dorfbewohner an. Willi Webert (53), der größte Landwirt im Ort, Feuerwehr-Vizechef und Schöffe am Gericht, soll sie vergewaltigt haben. Sofie war damals 14 Jahre alt. Der Fall wird an die Bamberger Staatsanaltschaft weitergeleitet und dort eingestellt, weil die Straftat verjährt ist. Das ist die Ouvertüre für ein bislang in der deutschen Kriminalhistorie beispielloses Drama von Dürrenmatt'schem Ausmaß, das bald das ganze Dorf spaltet: in Täter und Opfer, in Ahnungslose, Mitwisser, Schweiger, in Mutige und Feiglinge. (Seite 149 – Namen geändert)
Bevor Heidi Marks 2007 wieder nach Eschenau kam, hatte bereits eine andere, zwei Jahre jüngere Frau – im Buch heißt sie "Sofie Holst" – ihr Schweigen gebrochen und einen Bauern aus Eschenau 2006 beschuldigt, sie 1973 vergewaltigt und defloriert zu haben. Sie war damals vierzehn, er neunzehn. Weil der Fall inzwischen juristisch verjährt war, hatte die Anzeige keine Folgen. Der Stein kam erst durch Heidi Marks im Frühjahr 2007 ins Rollen. Einer der beiden Beschuldigten erhängte sich am 17. Mai 2007, der andere musste sich am 10. und 11. Oktober 2007 vor dem Landgericht Bamberg verantworten. Wegen zwei versuchten Vergewaltigungen einer damals Siebenjährigen im Jahr 1978 und sexuellen Missbrauchs von zwei weiteren Mädchen Mitte der Neunzigerjahre bzw. 2005 wurde er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Susanne Will berichtet von dem Verfahren und den ihm zur Last gelegten Taten. Die Menschen, die den Missbrauch öffentlich machten, wurden plötzlich wie Täter behandelt, während die Männer, denen der Missbrauch von Kindern vorgeworfen wird, jahrzehntelang unbehelligt in der Gemeinde leben konnten. Doch nicht nur die Opfer wurden bewusst gemieden und bedroht, sondern mit ihnen ihre ganzen Familien. (Seite 165)
Susanne Will schildert, wie Heidi Marks' achtunddreißigjährige Schwester mit ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen im Sommer 2007 aus Eschenau fortzog, weil sie die Anfeindungen nicht länger ertrug. |
Buchbesprechung:
Die beiden Teile des Buches "'Als der Mann kam und mich mitnahm'. Die Geschichte eines Missbrauchs" greifen ineinander: Während Heidi Marks schildert, was sie selbst erlebte, ergänzt die Journalistin Susanne Will die Darstellung durch weitere Facetten, indem sie die Ereignisse in Heidi Marks'
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Heidi Marks (Kurzbiografie) |