Luigi Pirandello: Mattia Pascal (Roman) |
Luigi Pirandello: Mattia Pascal |
Inhaltsangabe:Als Mattia Pascal viereinhalb Jahre alt ist, stirbt sein Vater während einer Geschäftsreise nach Korsika im Alter von achtunddreißig Jahren an Wechselfieber. Er hinterlässt seiner Witwe und den beiden Söhnen – Mattia und dessen zwei Jahre älterem Bruder Roberto ("Berto") – in dem italienischen Dorf Miragno sein beträchtliches, in Häusern und Ländereien angelegtes Vermögen. (Gerüchten zufolge hatte er den Grundstock für seinen Wohlstand einem Schiffskapitän beim Kartenspiel in Marseille abgewonnen.) Aber die Witwe ist unfähig, das Erbe zusammenzuhalten, und der Verwalter Batta Malagna, dem sie sich arglos anvertraut, plündert sie schamlos aus. Eine Heilige, meine Mutter! Sie war scheu und sanft und hatte so gar keine Ahnung vom Leben und von den Menschen! (Seite 59)
Berto heiratet schließlich die Tochter eines Weinbergbesitzers in Oneglia und zieht dorthin. Als aufgrund der Betrügereien des Verwalters Malagna die letzten Immobilien aus dem Familienbesitz versteigert werden müssen, sucht Mattia Pascal eine bezahlte Tätigkeit, und der Vater seines Freundes Gerolamo Pomino, der im Gemeinderat sitzt, verschafft ihm eine Anstellung als Bibliothekar in der 1803 von Monsignore Boccamazza gestifteten Bücherei in der Dorfkirche Santa Maria Liberale. Ich hatte zweiundachtzigtausend Lire bei mir und musste sie niemandem mehr geben! Tot war ich, tot: ich hatte keine Schulden mehr, keine Frau mehr, keine Schwiegermutter mehr, niemanden! Ich war frei! frei! frei! Was wollte ich mehr? (Seite 116) Kurz entschlossen stieg Mattia Pascal an der nächsten Station aus und nahm den Zug nach Turin. Er gab sich den Namen Adriano Meis und reiste ein Jahr lang durch Europa. Eigentlich wollte er bis Norwegen kommen, aber in Koblenz besann er sich darauf, dass sein Vermögen für den Rest seines Lebens reichen sollte und fuhr nach Rom, wo er sich in einer Familienpension einquartierte. Damals wählte ich Rom vor allem, weil es mir besser als alle anderen Städte gefiel und auch weil es mir besonders geeignet zu sein schien, neben so vielen Fremden auch einen Fremden wie mich unterschiedslos zu beherbergen. (Seite 147)
Die Pension gehört Anselmo Paleari. Mattia Pascal ist nicht der einzige Gast: Außer ihm wohnt hier noch die schon etwas ältere Klavierlehrerin Silvia Caporale. Betreut werden sie von Palearis hübscher junger Tochter Adriana. Deren Schwager Terenzio Papiano kehrt einige Zeit nach Mattia Pascals Eintreffen mit seinem epilepsiekranken Bruder Scipione aus Neapel zurück. Weil er die Mitgift seiner vor einem halben Jahr kinderlos gestorbenen Frau Rita zurückerstatten musste, ist er mittellos und hat es auf Ritas Schwester Adriana abgesehen, um wieder zu Geld zu kommen. Musste ich also die Beleidigung einfach hinnehmen wie eben erst den Diebstahl? Man beschimpft mich, man ohrfeigt mich beinahe, man provoziert mich, und ich muss es wie ein Feigling dulden, meiner Wege gehen, im Dunkel meines Schicksals untertauchen, das unentrinnbar meiner wartet, mir selber verächtlich werden, hassenswert? (Seite 239) Mattia Pascal entschließt sich, Bernaldez zum Duell zu fordern und sucht nach zwei Sekundanten. Als er jedoch nicht gleich welche findet, überlegt er es sich anders und nimmt sich vor, seine alte Identität wieder anzunehmen. Nicht ich, nein, sondern Adriano Meis war beleidigt worden. Und Adriano Meis tötete sich jetzt. (Seite 243)
Nachdem er einige seiner Kleidungsstücke neben einer Flussbrücke abgelegt hat, damit es wie ein Selbstmord aussieht, fährt er mit dem Zug nach Pisa und von dort weiter zu seinem Bruder Berto nach Oneglia. Dort erfährt er, dass seine Frau seit einem Jahr mit Gerolamo Pomino verheiratet ist. Mattia Pascal, der weiß, dass die zweite Ehe ungültig ist, wenn der erste Ehemann wieder auftaucht, kehrt nach Miragno zurück und beabsichtigt, sein Recht einzufordern, aber als er feststellt, dass die verhasste Schwiegermutter Marianna Pescatore noch lebt, ändert er seine Absicht, zumal er sieht, dass Romilda und Pomino glücklich sind und eine kleine Tochter haben. Mattia Pascal verzichtet auf seine Ansprüche und zieht zu seiner Tante Scolastica. |
Buchbesprechung:
Der tragikomische Roman "Mattia Pascal" ("Il fa Mattia Pascal", 1904; "Der gewesene Mattia Pascal", 1905; "Die Wandlungen des Mattia Pascal", 1925) handelt von einer Identitätskrise.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006 |