Sabine Rückert: Unrecht im Namen des Volkes (Sachbuch) |
Sabine Rückert: Unrecht im Namen des Volkes |
Inhaltsangabe:
Eine achtzehnjährige Schülerin aus Papenburg zeigte im November 1994 ihren Vater Adolf S. an und beschuldigte ihn, sie seit ihrem zwölften Lebensjahr mindestens zehnmal vergewaltigt und mit einem Kleiderbügel eine Abtreibung bei ihr vorgenommen zu haben. Kurz vor dem Prozessbeginn behauptete sie dann, ihr Onkel Bernhard M. habe sie ebenfalls viermal vergewaltigt. Sie nannte für jede Vergewaltigung ein Datum und schilderte Einzelheiten der Taten. Daraufhin verurteilte das Landgericht Osnabrück den Vater im März 1995 zu sieben Jahren und seinen Bruder im Januar 1996 zu viereinhalb Jahren Haft. Die von der Verteidigung gestellten Revisionsanträge wurden vom Bundesgerichtshof verworfen. 2001 erzählte mir ein Rechtsmediziner, an den sich die Verwandten des verurteilten Bernhard M. später gewendet hatten, vom Schicksal der beiden Männer [...] Ich machte mich an die Recherche und gelangte zu der Erkenntnis, dass die beiden Verurteilten unschuldig sein mussten. Sie waren den Aktivitäten eines verblendeten Unterstützerkreises der Belastungszeugin zum Opfer gefallen. (Sabine Rückert, Die Zeit, 21. Dezember 2005)
Die junge Frau wollte sich offenbar an ihrem tyrannischen, gewalttätigen Vater rächen und bezog schließlich auch dessen Bruder in den Rachefeldzug mit ein, weil dieser ihre Anschuldigungen bezweifelte.
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Buchbesprechung:Sabine Rückert, die in "Tote haben keine Lobby" (Hoffmann & Campe, Hamburg 2000, 302 Seiten) darauf aufmerksam gemacht hatte, dass in Deutschland Morde unaufgeklärt bleiben, weil aus Kostengründen Obduktionen unterbleiben, analysiert in ihrem neuen Buch – "Unrecht im Namen des Volkes" – akribisch den Fall der zwei unschuldig verurteilten Männer und demonstriert auf diese Weise, wie Fehlurteile und Justizirrtümer zustande kommen. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007 |