Françoise Sagan: Bonjour tristesse (Roman) |
Françoise Sagan: Bonjour tristesse |
Inhaltsangabe: Im allgemeinen mied ich die Universitätsstudenten. Sie waren brutal, zu sehr mit sich selbst und vor allem mit ihrem Jungsein beschäftigt, in dem sie den Stoff für ein Drama oder den Vorwand für ihre Lebensmüdigkeit sahen. Ich hatte nicht viel übrig für die Jugend. Ich zog die Freunde meines Vaters vor, Männer von vierzig, die mich mit ausgesuchter, fast gerührter Höflichkeit behandelten und mir mit einer Zartheit begegneten, in der etrwas von einem Vater und etwas von einem Liebhaber war.
Bei Cyril macht sie eine Ausnahme. Er nimmt sie in seinem Segelboot mit; sie küssen und verlieben sich.
Innerhalb einer Woche hatte sie mich mit Geschmack angezogen und mir Manieren beigebracht. Während Raymond und Elsa zum Bahnhof fahren, um Anne zu empfangen, taucht diese mit ihrem Auto vor der Villa auf. Cécile ahnt, dass diese Frau für ihren Vater mehr bedeuten könnte als seine jüngeren Geliebten. Ich beruhigte mich mit der sehr törichten Idee, dass sie sich ja schon seit fünfzehn Jahren kannten, und wenn es ihnen bestimmt gewesen wäre, sich zu lieben, so hätten sie schon früher damit angefangen.
Zu viert fahren sie nach Cannes zum Tanzen. Nach einer Stunde fragt Elsa, ob Cécile wisse, wo ihr Vater sei. Das Mädchen sucht ihn und findet ihn auf dem Parkplatz, mit Anne im Auto. Cécile soll Elsa sagen, Anne habe sich nicht wohlgefühlt und sei deshalb von Raymond nach Hause gefahren worden. Elsa ist zwar nicht besonders intelligent und gebildet, aber sie begreift, was geschieht, tröstet sich mit einem anderen Mann und bleibt tagelang fort.
Das würde unser ganzes Leben ändern. Unsere Unabhängigkeit war verloren. Ich sah es schon vor mir, unser Leben zu dritt: An der Seite der intelligenten und kultivierten Anne würden wir plötzlich ausgeglichene Menschen werden und jenes Leben führen, um das ich sie bisher beneidet hatte. Mit klugen, feinsinnigen Freunden, ruhigen, glücklichen Abenden ...
Anne beginnt sich für Cécile verantwortlich zu fühlen. Wegen ungebührlichen Benehmens sperrt sie die Heranwachsende schon einmal in ihr Zimmer ein – was diese bis dahin noch nie erlebte. Ein anderes Mal schreckt sie Cécile und Cyril am Strand auf, und obwohl sich die beiden nur küssten, verbietet sie ihnen weitere Treffen. "Du solltest eigentlich wissen, dass diese Art von Vergnügen gewöhnlich in einer Klinik endet." Cécile muss nun jeden Tag ein paar Stunden lernen, damit sie ihr schulisches Examen wenigstens im zweiten Anlauf schafft. Anne ist zwar streng, aber sie benimmt sich stets liebevoll gegenüber Cécile und versucht sie zu verstehen. Da richtete sie sich auf, ihr Gesicht war verzerrt. Sie weinte. Und da begriff ich plötzlich, dass ich mich an einen Menschen herangewagt hatte, an einen lebendigen, empfindenden Menschen und nicht an ein abstraktes Wesen. ... Sie war vierzig Jahre alt, sie war allein, sie liebte einen Mann, und sie hatte gehofft, zehn, vielleicht zwanzig Jahre mit ihm glücklich zu sein. Und ich ... dieses Gesicht, dieses Gesicht – das war mein Werk.
Das Mädchen kann die gekränkte und enttäuschte Frau nicht zurückhalten. Anne hatte uns ein kostbares Geschenk gemacht. Sie hatte uns die ungeheure Chance gelassen, an ein Unglück zu glauben.
Raymond und Cécile fahren zur Beerdigung nach Paris. Cyril bedeutet Cécile nichts mehr: "Ich hatte die Lust geliebt, die er mir gab; aber ich brauchte ihn nicht." |
Buchbesprechung: Bonjour tristesse: Regie: Otto Preminger - Drehbuch: Arthur Laurents - Kamera: Georges Pérnial - Schnitt: Helga Cranston - Darsteller: Jean Seberg, David Niven, Deborah Kerr, Mylène Demongeot u.a. - 94 Minuten
Die mit leichter Hand geschriebene Geschichte vermittelt eine ganz besondere Atmosphäre, in der sich das Lebensgefühl einer dem Existenzialismus nahe stehenden Jugend ausdrückt. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002
Françoise Sagan (Kurzbiografie) |