Stefan Zweig: Maria Stuart (Roman) |
Kritik: Obwohl Stefan Zweig sachlich bleibt, schreibt er so lebendig, als sei er dabeigewesen und inszeniert eine Handlung, die so wuchtig wie eine Shakespeare-Tragödie wirkt: "Maria Stuart". ![]() |
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Stefan Zweig: |
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Inhalt: Vor dem Hintergrund der von Reformation und Gegenreformation geprägten Geschichte des 16. Jahrhunderts erzählt Stefan Zweig die Lebensgeschichte der schottischen Königin Maria Stuart, die am 8. Februar 1587 im Alter von 44 Jahren von ihrer Widersacherin, der englischen Königin Elisabeth I., hingerichtet wurde. ![]() |
Maria Stuart |
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Stefan Zweig: Maria Stuart |
Maria Stuart (Kurzbiografie) |
Buchbesprechung:Über wenige Frauen gibt es so viel Literatur wie über die schottische Königin Maria Stuart, die eineinhalb Jahre lang an der Seite von Franz II. zugleich Königin von Frankreich war und am 8. Februar 1587 nach achtzehn Jahren Haft in England von ihrer Rivalin Elisabeth I. hingerichtet wurde. [...] es gibt vielleicht keine Frau, die in so abweichender Form gezeichnet worden wäre, bald als Mörderin, bald als Märtyrerin, bald als törichte Intrigantin, bald als himmlische Heilige. Allein diese Verschiedenheit ihres Bildes ist merkwürdigerweise nicht verschuldet durch Mangel an überliefertem Material, sondern durch eine verwirrende Überfülle. (Seite 7) Anka Muhlstein, die eine Doppelbiografie über Maria Stuart und Elisabeth I. geschrieben hat (Élisabeth d'Angleterre et Marie Stuart ou Les périls du mariage; deutsch: Die Gefahren der Ehe. Elisabeth von England und Maria Stuart, Insel-Verlag, Frankfurt/M 2005, 352 Seiten, ISBN: 3-458-17273-4), wirft Stefan Zweig Voreingenommenheit vor: Der von ihr [Maria Stuart] faszinierte Schriftsteller [Stefan Zweig] entschuldigt alle Fehler seiner Heldin und wirft einen gnadenlosen Blick auf ihre Rivalin [Elisabeth I.], deren Schuld es wäre, nicht wie alle anderen Frauen zu sein. Dieses Verdikt kann ich nicht nachvollziehen. Stefan Zweig macht zwar aus seiner Bewunderung für Maria Stuart kein Hehl, aber er kritisiert ihr Verhalten an mehreren Stellen seines Buches. Eher könnte man das Frauenbild bemängeln, das Stefan Zweig in Passagen wie den folgenden ausdrückt:
Maria Stuart ist als Frau ganz Frau, in erster und letzter Linie Frau, und gerade die wichtigsten Entschließungen ihres Lebens kamen aus dieser untersten Quelle ihres Geschlechts. (Seite 92)
Dazu passt auch die Behauptung, Elisabeth I. sei nur aufgrund missgebildeter Geschlechtsorgane eine jungfräuliche Königin gewesen (Seite 93), aber diese Unfähigkeit zum Koitus habe ihr Verhalten geprägt.
Nichts ist falscher, oberflächlicher und banaler erfunden als die schon schematisch gewordene Auffassung (wie sie Schiller in seine Tragödie übernommen hat), als hätte Elisabeth wie eine tückische Katze mit einer sanften und wehrlosen Maria Stuart gespielt. Wer tiefer blickt, spürt in dieser Frau, die einsam friert inmitten ihrer Macht, die sich mit ihren Halbliebhabern immer nur hysterisch quält, weil sie sich keinem ganz und eindeutig hingeben kann, eine verborgene, verschlagene Wärme und hinter all ihren Schrullen und Heftigkeiten einen ehrlichen Willen, großmütig und gütig zu sein. (Seite 93f)
Von Kritikpunkten wie diesen abgesehen, ist "Maria Stuart" eine fulminante Biografie über eine außergewöhnliche Frau und deren atemberaubende
Psychologische Deutungen altern rasch wie aller Zeitgeist, aber Stefan Zweigs Schilderung wirkt kaum verstaubt, sondern ungebrochen suggestiv [...] Er bedient sich des Kunstgriffs, Geschichte, das zufällige, verworrene Geschehen erst in ein klares Bild zu fassen, Spieler und Gegenspieler zu charakterisieren, als habe er sie gekannt [...] Dann erst, nachdem ihm alles Poesie, Episode eines Romans, Novelle oder Szene eines Dramas geworden ist, deutet er. (Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 2. Juni 2007) |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Maria Stuart (Kurzbiografie) |