Geschichte
Besiedelt war der Hügel, auf dem die Sonnenburg steht, bereits 2000 v. Chr. Später führte eine Römerstraße vorbei. Die Suanapurc gehörte ursprünglich den Gaugrafen von Lurn und Pustertal. Nach dem Tod des Grafen Ottwin, Graf im Pustertal und Lurngau, in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts stifteten die Erben die Sonnenburg dem Benediktinerorden
zur Gründung eines Damenstifts, die vermutlich 1039 erfolgte. Als erste Äbtissin setzte Graf Volkhold, einer der beiden Söhne des Verstorbenen, seine Nichte Wichburg aus dem Kloster Längsee in Kärnten ein.
Seit der Gründung fungierten die Bischöfe von Trient als Schutzvögte des Klosters Sonnenburg.
Ein angeblich am 28. Juli 1120 von Kaiser Heinrich V. für die Sonnenburg ausgestelltes Diplom erwies sich als Fälschung, aber am 9. September 1120 sicherte er dem Stift Sonnenburg in einem »Freyheitsbrief zu künftigem Gerichtsbehelf« Immunität in Bezug auf das gräfliche Gericht zu. Nur Gewaltverbrechen nahm er davon aus. Das Kloster verfügte über ein eigenes Hofgericht.
Papst Innozenz IV. nahm das Kloster 1251 unter seinen Schutz und bestätigte dessen Besitz. Sein Nachfolger Alexander IV. wiederholte die Zusicherungen 1257. Die ältesten Aufzeichnungen über die dem Kloster gehörenden weit verstreuten Güter im Antholzer Tal, Mühlwald, Eisack-, Gader- und Etschtal stammen aus dem Jahr 1296.
Die Äbtissinnen gehörten bis ins 15. Jahrhundert dem Hochadel an.
1440 wurde die schwäbischen Adelige Verena von Stuben zur Äbtissin gewählt. Sie widersetzte sich dem ab 1452 in Brixen amtierenden Bischof Nikolaus von Kues (Cusanus), der das Kloster deshalb 1455 mit dem Interdikt bestrafte. Das gegen ihn bei Enneberg in der Nähe von Maria Saalen ins Feld geführte Söldneraufgebot wurde 1458 von seinen Landsknechten aufgerieben, und Verena musste sich geschlagen geben.
Kaiser Joseph II. säkularisierte das Kloster 1785.
➤ Geschichte der Sonnenburg / ➤ Urkunden
Zerstörung und Restaurierung
In den Tiroler Freiheitskämpfen (1797 – 1813) wurde die Sonnenburg als Militärhospital verwendet. Später dienten die Gebäude als Armenwohnheim. Vom alten Kloster blieb nur der Wohn- und Regierungstrakt der Äbtissin erhalten.
1965 – in einer Zeit, in der Südtiroler gewaltsam gegen die Italienisierung des Landes kämpften – ließ sich der in der Jugendarbeit engagierte deutsche Journalist Karl Knötig von der Ehefrau des Bürgermeisters von St. Lorenzen dazu überreden, die Ruine der Sonnenburg zu erwerben. 1973 eröffnete er im restaurierten Trakt der Äbtissin ein Hotel. Er legte verschüttete Gebäudeteile frei und sicherte sie.
Seit 2003 führt Gunther Knötig die Arbeit seines Vaters weiter. Er sanierte bereits das Dach des Trakts der Äbtissin, restaurierte 2010 – 2013 das gotische ➤ Pfisterhaus, stellte die ➤ Terrassengärten und das »finster Gartl unter der Stiftspforte« wieder her und legte dabei einen beheizten Außenpool an. Als Nächstes beabsichtigt er die Ausgrabung der Vigilius-Kapelle.
Überall auf der Sonnenburg stößt man auf Mauerreste und Fundstücke.
➤ Geschichte der Sonnenburg / ➤ Urkunden
Lage der Sonnenburg
Die Sonnenburg befindet sich auf einem Hügel (860 m) über dem gleichnamigen Weiler am Zusammenfluss von Rienz und Gader im Pustertal.
Sankt Lorenzen (San Lorenzo di Sebato) ist eine Marktgemeinde mit rund 3500 Einwohnern bei Bruneck in Südtirol. Zum Hauptort gehören auch umliegende Dörfer und Weiler wie Sonnenburg (160 Einwohner).
Die auf einen Felsen in Sonnenburg gebaute ➤ Kirche St. Johann im Spital stammt aus dem 12. Jahrhundert. Bemerkenswert ist, dass die Kirche den kleineren Teil eines Wohnhauses bildet und sich in Privatbesitz befindet.
Von St. Lorenzen kann man mit einer Seilbahn zum Kronplatz hinauffahren. In der Nähe der Sonnenburg gibt es schöne Wanderwege, und das Hotel eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Dolomiten.
➤ St. Lorenzen / ➤ Lage und Landschaft
Mauern, Hof und Gärten
Der 38 Meter tiefe Ziehbrunnen im Schlosshof, der zu den größten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Ziehbrunnen der Alpen gehört, versorgte die Bewohner bis ins 20. Jahrhundert mit Wasser.
Auf einer Wiese westlich der Gebäude wollte Karl Knötig zusätzlich zum »Felsenbad« ein Schwimmbecken im Freien anlegen. Aber das Vorhaben scheiterte, weil bei einer archäologischen Geländesondierung in zweieinhalb Meter Tiefe Waffen aus der Jungsteinzeit gefunden wurden. Dieser Ort war also bereits vor 4000 Jahren besiedelt.
Am Nordwestrand dieser Wiese sind die Fundamente der kreuzförmigen Gotthardskapelle aus dem 11./12. Jahrhundert zu erkennen.
2010/11 legte Gunther Knötig die alten Terrassengärten neu an.
➤ Schlosshof und Klostermauern / ➤ Gartenanlagen
Pfisterhaus
Das spätgotische Gebäude vor dem Burgtor wurde um 1470 als Torwächterhaus errichtet, in der Barockzeit aber zur Klosterbäckerei umgebaut. Daher die Bezeichnung Pfisterhaus.
2011 ließ Gunther Knötig das über 500 Jahre alte Pfisterhaus restaurieren. Die Architekten Gert Forer und Ursula Unterpertinger kombinierten dabei alte Steine und Balken, meterdicke Mauern, Schießscharten und Gewölbe mit modernen Elementen. Im Untergeschoss blieben (ähnlich wie im Hauptgebäude) Felsen sichtbar, an die das Haus gebaut worden war. Besonders eindrucksvoll ist der Ofen im Parterre, dessen Hut bis unters Dach reicht und im oberen Schlaf- und Badezimmer einen ungewöhnlichen Akzent setzt. Der Innsbrucker »Lichtpoet« Ernst Mitterndorfer entwickelte die Leuchten.
➤ Pfisterhaus
Gotische und Romanische Räume
Der Flur im Untergeschoss ist romanisch, der im Parterre gotisch.
Der 10,7 Meter lange und 5,6 Meter breite Saal der Äbtissin wurde nach einem Brand im Jahr 1597 errichtet. Stilistisch gehört das Gratgewölbe ans Ende der Gotik und den Beginn der Renaissance. Die Biforen wurden aus Pfalzener Granit geformt.
➤ Räume / ➤ Nahaufnahmen
Hotel Schloss Sonnenburg
Das Hotel Schloss Sonnenburg ist alles andere als ein 08/15-Hotel. Da ist es eben nicht wie bei internationalen Hotelketten, in denen die Zimmer weltweit gleich sind. Alles ist stilvoll und gepflegt, nichts überkandidelt oder auf Luxus getrimmt.
2010/11 legte Gunther Knötig auf einer der neuen Gartenterrassen einen beheizten Infinity Pool im Freien an. Außerdem stehen in dem 38-Zimmer-Hotel drei Saunen, eine Dampfsauna, eine Kneippanlage und zwei Ruheräume zur Verfügung.
Jedes der sechs verschiedenen Speisezimmer erzählt eine andere Geschichte. Eines dient dazu, das Fresko »Marientod« zu schützen, das sich nach der Zerstörung der Stiftskirche im Freien befand. Die in siebenmonatiger Arbeit restaurierte Kassettendecke der ehemaligen Residenzstube stammt aus dem Jahr 1737.
Die Menüs bestehen in der Regel aus vier, sonntags aus sieben Gängen. Außerdem gibt es jeweils Käse und Obst. An manchen Tagen können sich die Gäste auch an einem im Saal der Äbtissin aufgebauten ➤ Vorspeisen- oder Dessert-Büfett bedienen. Vor allem das Dessert-Büfett ist eine Augenweide und ein kulinarischer Höhepunkt.
Die Sonnenburg wurde Ende 2015 von »Historic Hotels of Europe« unter 500 Konkurrenten zum besten Schlosshotel Europas gewählt (Platz 1 vor Héderváry Kastély in Ungarn und The Allegory Hotel auf Rhodos).
➤ Speisezimmer / ➤ Küche und Restaurant / ➤ Büfetts / ➤ Hotelzimmer / ➤ Spa, Wellness
Literatur über die Sonnenburg
Karl Knötig: Die Sonnenburg im Pustertal (Athesia, Bozen 1985)
|