Donna Leon

Lasset die Kinder zu mir kommen

Commissario Brunettis sechzehnter Fall

Hörbuch, gelesen von Jochen Striebeck, 8 CDs

Die Story, um die es in diesem neuen Kriminalfall von Commissario Guido Brunetti geht, befasst sich mit den immer dubioser werdenden Machenschaften von Kinderhändlern und Leihmuttergeschäften mit Frauen aus dem Ostblock, konfrontiert uns aber auch gleichzeitig mit einem groß angelegten Betrugsmanöver eines Apothekers. Dieser, um den es in der Hauptsache geht, hat noch ganz andere Macken, mit denen er, scheinheilig und mit seinem Gott in Reinen, wahllos Menschenleben zerstört.

Wahre Brunetti-Fans, Venedig-Liebhaber, eingefleischte Donna-Leon-Leserinnen und Leser und Literatur-Freunde, die Krimis suchen, die nicht vor Blut und Action strotzen kommen in beziehungsweise mit diesem 16. Fall wieder auf ihre Kosten; andere werden sowohl Handlung als auch Protagonisten eher noch langweiliger, schwerfälliger und träger finden, als die letzten zwei, drei Vorgängerbände dieser Kult-Reihe.

Da ich aber eher zu ersteren gehöre, liebe ich geradezu, die venezianische Kleinstadt-Idylle und das einfache, schlichte Leben des Ehemannes und Familienvaters Guido Brunetti. Das wahre Leben zieht sich Tag für Tag, ohne größere Ereignisse dahin, wo sich zwischen stabiler Ehe, harmonischem Familienleben und ganz normalen Alltagsproblemen nicht jedes Jahr dramatische und unvorhergesehene Katastrophen ereignen. Die Kriminalfälle dagegen greifen unspektakulär immer wieder neue Verbrechensfelder auf und prangern diese gnadenlos an - ohne jegliche Wirkung auf die Welt außerhalb der Literatur, leider!

Doch auch als geneigtem Donna-Leon-Leser fällt zunehmend auf, dass die Protagonisten (Brunetti und seine Familie, sein Vorgesetzter Vice-Questore Patta, Kollege Vianello und die alltags-, blut- und alterslose Sekretärin Elettra mit all ihren Beziehungen) sich weder weiter entwickeln noch altern! Sollte die Autorin dies ganz bewusst tun, könnte sie nach und nach Teile ihre Leserschaft verlieren. Spannende, realistische Fälle allein machen noch keine gute Literatur, dazu gehört auch ein gesundes Maß an Weiterentwicklung.

Doch vielleicht macht eben genau das den Erfolg von Donna Leon aus, dass die Leserinnen und Leser den lieb gewonnenen, netten Commissario, mit all seinen Kanten und Macken gleich im ersten Satz wieder erkennen; dass er weder altert noch sich verändert. Vielleicht ist es genau diese Konstante, die heutzutage, in der alltäglichen Hektik gesucht wird! So bleibt zumindest bei mir als bekennendem Brunetti-Fan ein leicht bitterer, fader Beigeschmack hängen: gut zu lesende Literatur, aktuelle Themen aus Politik, sozialen Brennpunkten und Kriminalität treffen auf statische, sich nicht weiter entwickelnde Hauptfiguren. Die Fälle des Commissario Guido Brunetti sind und bleiben in dieser Form einfach Literatur für echte Fans von Donna Leon, alle anderen sollten und werden die Finger davon lassen.

Siehe auch Rezension des Romans.

Wolfgang Gonsch
3 ***


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© 2008 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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