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Alan Moore / David Lloyd

V wie Vendetta


1997: England in der Zukunft. Ein Atomkrieg in den achtziger Jahren löschte Europa und Afrika aus. Der Inselstaat blieb zwar vom Krieg verschont, doch Umweltveränderungen hatten Mißernten zur Folge. Aus Hunger, Aufständen und wirtschaftlichem Niedergang erwuchs die Macht einer faschistischen Partei. Die Freiheit der Menschen wird vom "Führer" unterdrückt, Minderheiten werden verfolgt und umgebracht.

Das "Buch 1: Europa am Tag danach" führt in die grundlegende Handlung ein und stellt die Hauptpersonen vor. Das junge Mädchen Evey Hammond wird von Männern der "Finger" genannten Exekutive bedrängt, als sie von einem Maskierten gerettet wird. "V" (so nennt sich der Vigilant) hilft nicht nur Evey, sondern sprengt auch das Parlamentsgebäude in London. Dann ermordet er Verantwortliche eines "Umerziehungslagers", in dem Menschenversuche durchgeführt wurden.

Das "Buch 2: Dies verderbte Kabarett" beginnt mit einem fünfseitigen, musikalischen Vorspiel. Dieser Teil des Buches beschreibt vor allem Eveys Leben. "V" besetzt einen Fernsehsender und wendet sich mit einer Ansprache an die Öffentlichkeit. Evey wird gefangengenommen und gefoltert, aber "V" führt Sie zur Freiheit.

Mit dem "Buch 3: Das Land Tu-was-Du-willst" werden die Handlungsstränge zusammengeführt. "V" zerstört das Gebäude der Überwachungsbehörde und den Regierungssitz. Er löst damit die über lange Jahre geplante Revolution auf den Straßen aus, die das Regime zu Fall bringt.

Der englische Autor Alan Moore schrieb den Comic "V" 1981 unter dem Eindruck des Kalten Krieges und eines sich verschärfenden sozialen Klimas. Er thematisiert darin vor allem den Verlust von Freiheit in einem alles kontrollierenden, faschistischen Überwachungsstaat. Ein begrenzter atomaren Konfikt in Europa und Afrika dient Moore als Grundlage für die gesellschaftlichen Mißstände. Die Rechtmäßigkeit von Terrorismus und dessen moralische Rechtfertigung (der Tod von Unschuldigen wird von "V" billigend in Kauf genommen) wird von Moore nie abschließend bewertet. Diese Fragen zu beantworten überläßt er dem Leser. Seine Hauptfigur Guy Fawkes (nach einem Attentäter des 17. Jahrhunderts) bleibt ambivalent und undurchschaubar.

Wie sein Jahre später entstandenes Werk Watchmen läßt sich der Comic "V wie Vendetta" heute der Graphic Novel zuordnen. Ursprünglich erschien er in sechs Bänden in schwarzweiss. Panini Comics legte zum Filmstart 2006 (mit Natalie Portman und Hugo Weaving) nun eine neu überarbeitete, farbige Fassung vor. Die Zeichnungen David Lloyds setzen die düstere Geschichte grafisch hervorragend um. Auf Texterklärungen wird fast völlig verzichtet. Direkte Rede oder Gedanken führen die Geschichte weiter. In einigen völlig oder fast textlosen Passagen offenbart sich das beeindruckende Werk vielleicht am besten. Die beiden Autoren schaffen es, in nur wenigen Panels, die Handlung intensivst darzustellen und voranzubringen.

Fazit: die tiefsinnige, nicht leicht zugängliche Auseinandersetzung mit Faschismus und Terrorismus ist ein Meileinstein der Comic-Kunst.

Harald Kloth
4 ****


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© 2006 Harald Kloth
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