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Gedichte 1989-2006
Autor: Kai Pohlelektrosyntaktik
3.3.16
sonnenüberstrahltes fenster dichter vorhang aus licht
click not yet to continue die nackte angst der avantgarde
wörter fallen just in time
in sensitive sicherungssysteme ein
kampfmaschinen im anflug haben eine gewisse ästhetik
3.7.29
palmwedel zittern am highway
erschütterungen technischer natur
wie hoffnung in den sand gesetzt
metaboliten einer sprache die sich selbst verdaut
wie das equipment für den jüngsten tag
3.9.2
aber der himmel ist offen
weithin sichtbar schlägt ein verwundertes herz
3.9.6
ein bißchen krank nach durchgebrannter nacht
steige gesundbrunnen um
über allem glänzt die telecafékugel
neben einer tätowierten glatze
3.10.7
bleibt nicht das licht eine näherung
an den horror vacui
weisen nicht alle erklärungen
hinterrücks auf ihr gegenteil
treibt nicht beschuß von photonen
elementare sätze voran
kreisen nicht informationen ihrerseits um sich selbst
3.12.8
das rauschen am ende der skala
halb mond halb nächtlicher abglanz der sonne
eine ins dunkel tastende hand
das wort am ende der weltschöpfungskette
4.4.6
manche flüstern und tragen bomben um ihren bauch
kakerlaken
es war im Wohnheim und es gab nie Probleme
wenn wir die Musik voll aufdrehten
denn dort lebte nur eine Generation
und wir hatten mit Ruhe wenig im Sinn
aber es gab dort auch diese Kakerlaken
sie waren nicht auszurotten
und eines Tages sahen wir wie ein paar kleine
in die Lautsprecherbox krochen
wir bekamen sie nicht heraus
weder mit Abfällen die wir nachts
vor das Gitter legten
noch mit lauter Musik
uns war unklar wie sie sich ernährten
jedenfalls wuchsen sie und wuchsen
bis sie schließlich nicht mehr
durch die Löcher paßten
das war nun wirklich ein Generationsproblem
wenn nicht noch einige von ihnen in der Lage waren
vor dem Sterben Nachwuchs zu zeugen
der es vielleicht schaffen könnte
wieder hinauszukommen
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