Krash-Verlag
Schlicht
Irgendwie hat der Krash-Verlag ja schon immer gemacht, was andere nicht machten. In den 80er Jahren zum Beispiel, als Literatur noch eine würdige Angelegenheit war und Literaten bei Lesungen feierlich wisperten, lud er Poeten in den Ring: Wie Boxer ihre Fäuste schleuderten sie einander Texte entgegen, auf das der Stärkere siege – der erste Poetry Slam auf deutschem Boden, er ging vom Krash-Verlag aus, und deswegen hieß dieser Verlag auch ganz richtig.
Der Krash-Verlag war interdisziplinär, jung multimedial. Und jetzt, rund 16 Jahre später, da die gesamte Literatur interdisziplinär, jung und multimedial geworden ist, - feiert er da wohl seinen Relaunch? Ins Kölner Literaturhaus hatten die Verleger Enno Stahl und
Stattdessen gab es eine erstaunliche Nachricht: Schlicht wolle man sich fortan präsentieren, asketisch nachgerade, mit einem Programm, was sich ausschließlich aus Lyrik besteht. Das Design der Bücher hat Kiki Adamek entworfen. Sie reduzierte den optischen Auftritt auf einen kräftigen roten Kreis, der inmitten eines roten und eines schwarzen Vierecks schwebt – dazwischen stehen die Worte „Neue Heimat“ von
Aus diesen Werken lasen die beiden Poeten, schlicht, unprätentiös, so wie die Lesungen in den 80ern waren, bevor der Krash-Verlag kam. Texte ganz gemäß den Thesen, die Stahl vortrug und in denen er für die Lyrik statt Hermetik Welthaltigkeit, statt hohen Tons sozialen Realismus forderte.
Man staunte nicht schlecht über diesen neuen Krash-Verlag. Sollte es den so sein, dass dieser kleine Verlag die Nase mal wieder im Wind hat, so wie damals, als er den in Würde erstarrten Betrieb mit Literatur-Punk aufmischte? Dann liegen wieder stillere Zeiten vor uns, Zeiten, in denen Konzentration und Bescheidenheit auf dem Programm steht – nicht Event und Popliteratur. Damals konnte man den Krash-Verlag mit Recht zur Avantgarde zählen. Heute vielleicht wieder.
[ Autor: Frank Olbert, Kölner Stadt-Anzeiger, 04. Mai 2004 - 07.05.2005 ]