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Medienkompetenz
Medienkritik umfaßt zum einen eine analytische Unterdimension, in der problematische gesellschaftliche Prozesse erfaßt werden, zum anderen soll das erlangte Hintergrundwissen reflexiv und differenziert angewendet werden. In diesem Zusammenhang habe ich doch vor nicht allzu langer Zeit gelesen: "Eine analytisch - reflexive Unterdimension, der Medienkritik soll durch ethisches Betroffensein, die Fähigkeiten sozialverantwortend abstimmen." Dieser Satz kommt mir nicht komisch, schon eher seltsam vor. Was das wohl heißen mag: "ethisches Betroffensein"? Was ich früher
über Netizens gesagt habe, trifft auch auf Zeitungsleser
und Fernsehzuschauer zu: Alle müssen lernen, sich als kritische Leser,
kritische Empfänger von Nachrichten und Bildern, von Informationen
überhaupt, zu behaupten, den Sinn dafür entwickeln, den es braucht,
um heute und in Zukunft als Empfänger und Sender zu bestehen. Es ist nicht einfach, "medienkompetent" zu werden. Schließlich hat "man" ja gelernt, dass alles, was in der Zeitung steht, "wahr" ist oder zumindest über einen bestimmten Wahrheitsgehalt verfügt. Wenn etwas im Magazin "Spiegel" steht oder in der Boulevard-Zeitung "Blick", weiß fast jeder, wie er das Publizierte einzuschätzen und zu bewerten hat. Das ist bestimmende Urteilskraft. Wenn aber ein Ereignis nur wenige Minuten nachdem es eingetreten ist, von Spiegel-Online oder Blick Online publiziert und kommentiert wird, darf nicht derselbe Maßstab angewendet werden. Die bestimmende Urteilskraft hat der reflektierenden zu weichen. Das heisst, dass man die Informationen überprüfen muss und das wiederum bedeutet, dass man einer Vielzahl von Links folgen muss nur um in die Nähe des Wahrheitsgehalts einer solchen Publikation zu gelangen. Und selbst wenn man das alles getan hat, kann man immer noch nicht eindeutig sagen "das ist wahr" oder "das ist falsch". 16.09.2002 |
Neu: Play Global 30.11.2002 Mario Vargas Llosa über Reich-Ranicki |
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