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Medienkompetenz


Hinter Medienkompetenz verbirgt sich: Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung.

Medienkritik umfaßt zum einen eine analytische Unterdimension, in der problematische gesellschaftliche Prozesse erfaßt werden, zum anderen soll das erlangte Hintergrundwissen reflexiv und differenziert angewendet werden. In diesem Zusammenhang habe ich doch vor nicht allzu langer Zeit gelesen: "Eine analytisch - reflexive Unterdimension, der Medienkritik soll durch ethisches Betroffensein, die Fähigkeiten sozialverantwortend abstimmen." Dieser Satz kommt mir nicht komisch, schon eher seltsam vor. Was das wohl heißen mag: "ethisches Betroffensein"?

Was ich früher über Netizens gesagt habe, trifft auch auf Zeitungsleser und Fernsehzuschauer zu: Alle müssen lernen, sich als kritische Leser, kritische Empfänger von Nachrichten und Bildern, von Informationen überhaupt, zu behaupten, den Sinn dafür entwickeln, den es braucht, um heute und in Zukunft als Empfänger und Sender zu bestehen.
Wir leben in einem Zeitalter der überhaupt nicht oder nur mangelhaft geprüften Tatsachenberichte. Drang und Zwang über ein Ereignis zu berichten, ehe es eingetreten ist, bringt das Fallenlassen der Nachforschungen mit sich. "Publish now, edit later" ist dabei zum Prinzip aller Medien geworden. Es ist schon schlimm genug, dass TV-Anstalten, Radio, Zeitungen und Zeitschriften nach diesem Prinzip arbeiten lassen, - aber online ist es noch viel schlimmer, weil sich gemachte Fehler, unterlassene Sorgfalt beim Recherchieren z. B. im Nachhinein und vom Leser unbemerkt beseitigen lassen - was zum sonderbaren Umstand einer 'umgekehrten Halbwertszeit' führt, wonach die Relevanz eines Online-Beitrages wächst mit dem zeitlichen Abstand von seiner Erstveröffentlichung.

Es ist nicht einfach, "medienkompetent" zu werden. Schließlich hat "man" ja gelernt, dass alles, was in der Zeitung steht, "wahr" ist oder zumindest über einen bestimmten Wahrheitsgehalt verfügt.

Wenn etwas im Magazin "Spiegel" steht oder in der Boulevard-Zeitung "Blick", weiß fast jeder, wie er das Publizierte einzuschätzen und zu bewerten hat. Das ist bestimmende Urteilskraft. Wenn aber ein Ereignis nur wenige Minuten nachdem es eingetreten ist, von Spiegel-Online oder Blick Online publiziert und kommentiert wird, darf nicht derselbe Maßstab angewendet werden. Die bestimmende Urteilskraft hat der reflektierenden zu weichen. Das heisst, dass man die Informationen überprüfen muss und das wiederum bedeutet, dass man einer Vielzahl von Links folgen muss nur um in die Nähe des Wahrheitsgehalts einer solchen Publikation zu gelangen. Und selbst wenn man das alles getan hat, kann man immer noch nicht eindeutig sagen "das ist wahr" oder "das ist falsch".

16.09.2002

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