Die Sonne brannte heiß auf das kleine Dörfchen am Ufer des Sakmara. Seit Wochen war kein Regen mehr gefallen und überall lag in dichten Schwaden Staub in der Luft. Normalerweise waren die Kinder des Dorfes nun von morgens bis abends im kleinen See östlich des Dorfes zu finden, der vom Fluss durch einen Nebenarm gespeist wurde. Doch an diesem Tag war einer des fahrenden Volkes in das Dorf gekommen und hatte ihnen im Schatten einer alten Linde, die Legende von Marius Einauge und seinem erbittersten Widersacher, Rotwang, erzählt. Gebannt hatten sie zugehört und nicht mitbekommen, wie die Zeit verging. Immer neue Geschichten verlangten sie in ihrer Neugier, wollten erfahren wie Rotwang immer wieder entkommen konnte, bis der Barde ihnen Einhalt gebot und meinte, er müsse seinen Lebensunterhalt verdienen. Mit diesen Worten erhob er sich und ging in das „Sturmwind“, dem örtlichen Wirtshaus.
Halb enttäuscht und halb aufgekratzt, wegen der faszinierenden Welt, die sich ihnen in der Erzählung des Fahrenden aufgetan hatte, ging die ganze Horde Kinder nun durch die Gassen des Dorfes. Lautstark unterhielten sie sich über das Gehörte, stritten, wer der bessere Fechter war, Einauge oder Rotwang, und welcher Held der Größere war. Einauge oder doch Nuriel Silberstreif, ein Elf, der schon lange Zeit das Land durchwanderte.
„Einauge würde Nuriel im Vorbeigehen besiegen, der hätte nie eine Chance, dafür ist er viel zu zierlich!“ Roland, ein Junge von dreizehn Jahren hatte das Wort ergriffen und bekräftigte seine Meinung mit einem energischen Nicken.
„Ach, ja?“ Sein zwei Sommer jüngerer Freund Oke sprang sofort darauf an. „Das ist absoluter Unsinn, wie kommst du denn da drauf? Elfen sind nicht zierlich und vor allem Silberstreif nicht! - Der ist so kräftig, der könnte Einauge mit einer Hand hoch heben und dazu ist er noch so leichtfüßig, dass er deinen tollen Held schon dreimal niedergestochen hätte, bevor der was gemerkt hätte.“
„Pah, Unsinn. Marius Einauge ist der größte Held, den die Welt je gesehen hat. Du hast es doch gehört, der große Barde Gabriel hat es doch noch eben bestätigt.“
„Hmm, ich weiß ja nicht, ob er so ein toller Barde ist? Ich mein´, was macht er in unserem kleinen Dorf, wenn er doch so bedeutend ist?“ Die Frage kam von Lennox, der ansonsten keine zwei Sätze sprach, nun aber wohl zu der Überzeugung gekommen war, Oke helfen zu müssen. „Außerdem finde ich auch, dass Silberstreif der bessere Kämpfer ist. Der hat doch viel mehr Erfahrung und die besseren Augen, schließlich ist er ein Elf!“
„Eben, sag´ ich doch!“ Oke nickte zur Bekräftigung seiner Aussage energisch.
„Ihr habt doch alle keine Ahnung. Ihr könnt doch noch nicht mal ein Messer von einem Dolch unterscheiden. Was wisst ihr schon vom Kämpfen!“ Roland winkte ab und versuchte die Diskussion zum Erliegen zu bringen. Um dies zu erreichen, wechselte er zusätzlich das Thema.
„Was haltet ihr davon, wenn wir noch in den Wald gehen? Hell ist es ja noch, also können wir uns nicht verlaufen, mit Glück können wir ein Kaninchen oder so etwas fangen.“
Schon machte Roland die ersten feste Schritte Richtung der Bäume, aber als er keinen Laut hinter sich vernahm, blieb er stehen und drehte sich um. Da standen seine Freunde, die Hände hinter ihren Rücken verschränkt und mit dem Gesicht gen Boden blickend.
„Was ist? Kommt ihr nicht mit?“ Aufmerksam musterte Roland die anderen Jungen. Verschämt blickten sie ihn an. Der hagere Lennox fand als erster seine Stimme wieder.
„Nun ja, weißt du, seit der Sache mit Yan letzte Woche, dürfen wir erstmal nicht mehr ohne einen Erwachsenen in den Wald. Meine Mutter meinte, es wäre viel zu gefährlich und ... und ein weiteres Kind mit gebrochenen Arm wolle sie nicht haben. - Bei den anderen ist es auch nicht anders!“ fügte er noch schnell an.
Rolands Gesicht rötete sich leicht, mit seinen Fäusten in der Hüfte stand er da und sah sie mit Verachtung in seinen Augen an. „Pah, Feiglinge! Wenn ihr soviel Angst habt, dann bleibt doch hier, eure Mama wird euch bestimmt noch die Windeln wechseln. Ich gehe jedenfalls. Egal was die Erwachsenen sagen.“
Er drehte sich um und ohne einen Blick zurückzuwerfen, stampfte er auf die dunkelgrüne Front der Bäume zu, die sich vor ihm erhob. Er hatte zwar nicht die rechte Lust allein im Wald zu sein, aber nur weil die Erwachsenen sie nicht dort sehen wollten, war noch lange kein Grund, nicht da hinein zu gehen. Außerdem würde er bestimmt keinen Rückzieher machen wie seine ängstlichen Freunde.
Was sollte schon passieren?
Er erreichte die ersten Bäume und trat in ihren Schatten. Ein leichter Schauer jagte über seinen Rücken. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, ein klein wenig mulmig war ihm schon. In letzter Zeit waren tief in der Nacht häufiger Wölfe gehört worden. Auf die mit leicht zittriger Stimme vorgetragene Frage, ob sie gefährlich wären, hatte zwar sein Vater geantwortet, man müsse sich im Spätsommer noch keine Sorgen machen und vielmehr sei das Wild eine größere Gefahr, aber dennoch fühlte sich Roland nicht ganz wohl bei dem Gedanken, allein durch den Wald zu wandern.
Er schüttelte seinen Kopf. Nein, keine Angst. Angst war für Feiglinge! Außerdem hatten er und seine Freunde geschworen, sich niemals zu fürchten.
Rolands Blick glitt über die Bäume vor ihm. Er stockte. Hatte sich da nicht was bewegt? Ein unförmiger Schatten war da doch vorbeigehuscht. Hatte kratzende unnatürliche Geräusche verursacht. Sein Herz schlug heftig, seine Hände wurden klamm und er musste schlucken. Starr wie ein Reh beobachtete Roland den Baum. Wartete angespannt auf ein neues Anzeichen für ein seltsames Wesen.
Mit einem quiekenden Laut fuhr er zusammen, als sich lange knorrige Finger von hinten auf seine Schulter legten. Schreiend drehte er sich um, machte einen Schritt nach hinten, verlor sein Gleichgewicht und fand sich im Laub des Waldes sitzend wieder. Sofort begann er in Panik nach hinten zu krabbeln, die Beine auf dem Boden Halt suchend, um schneller Distanz zwischen sich und seinem Angreifer zu bringen. Völlig panisch achtete er nicht darauf, was um ihn war, erst als sein Kopf gegen einen Baumstamm prallte, kam Roland wieder langsam zur Besinnung. Keuchend sah er sich um. Forschend. Ein paar Bäume, wie nicht anders zu erwarten war, Laub auf dem Boden, über das ein verschrecktes Eichhörnchen lief, aber kein Angreifer. Kein Ungeheuer mit langen Knochenfingern war zu sehen, nichts. Allein ein tief herab hängender, einzelner Ast bewegte sich im sanften Wind der durch den Wald strich, genau an der Stelle an der Roland eben noch gestanden hatte.
Der dreizehn Sommer alte Junge lachte erleichtert auf. Ein Ast! Ein alter verschimmelter Ast! Mehr nicht! Von so etwas hatte er sich ins Bockshorn jagen lassen. Glücklicherweise war niemand da, der ihn gesehen hätte, sonst würde er die Schmach noch sein ganzes Leben mit sich herumtragen.
Da hatte er sich also tatsächlich von den dummen Erzählungen der anderen Dorfbewohner beeindrucken lassen. Unglaublich.
Roland stand auf, klopfte seine Kleidung ab, atmete noch einmal tief durch und machte ein paar Schritte tiefer in den Wald hinein, um sich gleich wieder auf dem Boden wiederzufinden.
Ein lautes Knacken war zu hören und schon spürte er einen Schlag in seiner rechten Seite, flog einen halben Meter durch die Luft und prallte schmerzhaft auf dem Waldboden auf. Die Luft wurde aus seiner Lunge gepresst und gab ihm das Gefühl sein Oberkörper stände in Flammen. Gerade hatte er sich auf die Ellbogen aufgerichtet, bemüht die Schmerzen in seiner Brust zu ignorieren, da sah er wie ein Pferd auf ihn zu preschte. Sofort ließ er sich nach hinten fallen, das Pferd sprang ab. Kein Grashalm hätte mehr zwischen seine Nase und die beschlagenen Hufen gepasst. Rolands Atem kam erneut nur stoßweise, sein Herz raste, versteinert lag er für endlose Momente in dem weichen, von Moos bedeckten, Waldboden. Hinter sich hörte er ein Grollen, Fluchen, ein panisch aufschreiendes Pferd und einen dumpfen Aufprall. Immer noch waren seine Hände schweißnass, seine Augen vor Schreck geweitet, aber er wollte wissen, was los war. Sein Vater hatte ihm deswegen schon mal gesagt, er wäre wie eine Katze und anschließend ein altes Sprichwort zitiert: Die Neugier ist der Katzen Tod.
Vermutlich hatte sein Vater recht. Trotzdem wollte sich Roland umdrehen, um zu sehen, was geschah. Vielleicht wurde er ja Zeuge eines Kampfes zwischen zwei übermächtigen Kriegern? Womöglich Einauge und Silberstreif?
Bei dem Gedanken war sämtliche Furcht verflogen. Schnell rollte sich Roland auf den Bauch – um einen ausgewachsenen Wolf genau in die Augen zu schauen. Sein heißer fauliger Atem wehte ihm genau ins Gesicht.
In seiner Bewegung erstarrt, verharrte der Junge und schluckte. Sein Blut pulsierte in seinen Ohren und sein Herz drückte gegen sein knöchernes Gefängnis, seine Gedanken hechteten durch die dunklen Gänge seines Bewusstsein und flohen zum Licht der Faszination, die Gefahr völlig verneinend.
Ein Wolf!? Wie konnte das sein? Sein Vater hatte doch gesagt, es wäre zu früh im Jahr.
Der Schädel des Räubers kam ihm näher. Die Lefzen zogen sich noch weiter zurück und gaben gelbe fast schwarze Zähne frei. Eine neue Welle üblen Geruchs breitete sich aus.
Roland hob wie in Trance seine Hand, immer näher führte er sie hoch zu der Schnauze des Tieres, bis er kurz davor stand, sie zu berühren. Der Wolf gab ein weiteres tiefes Grollen von sich, seine Muskulatur spannte sich an, bereit zum Sprung. Dann riss er sein Maul weit auf, weiter als es möglich sein sollte, sein Schädel zuckte kurz zurück, bevor er nach vorne schoß, um seine Reißzähne um Rolands Hand zu schließen. Roland erwachte, realisierte erst jetzt in welcher Gefahr er schwebte und versuchte schnell seine Hand zurückzuziehen. Doch es wäre zu spät gewesen, wenn nicht in genau diesem Moment etwas Silbriges den Jäger zu Boden geworfen hätte. Von oben fuhr es in den Schädel der Bestie und nagelte es an den Erdboden. Wild zuckte das gefangene Tier in seinem vermeidlichen Todeskampf. Jede einzelne Muskelfaser spannte sich unter dem dünnen Fell, bis die Haut nachgab und die Muskulatur schwarz glänzend hervortrat. Das Wesen, denn ein normaler Wolf konnte es nicht sein, da war sich Roland jetzt sicher, zerrte immer weiter, versuchte seinen Kopf und damit seinen Körper zu erheben. Es brachte seine Pfoten, die mit langen, gelben Krallen versehen waren, unter seine Brust und begann mit Gewalt sich aufzurichten. Übelkeit stieg in Roland auf, als er sah, dass sich die Bestie den Stahl des Schwertes, denn nichts anderes war in es gefahren, erneut durch den Schädel trieb und keinen Schmerz zu empfinden schien.
Abermals wurde das Geschöpf zu Boden geworfen. Ein riesiger, mit Nägeln beschlagener, Stiefel fuhr auf sein Genick nieder und ein häßliches Knacken war zu hören, doch noch immer zuckte das Etwas vor dem Jungen. Erst als das Schwert mit einem Ruck im Schädel herumgedreht und herausgezogen wurde, hörten die Bewegungen des Tieres auf.
Roland atmete tief durch. Fassungslos starrte er auf den Kadaver, der vor ihm lag. Er war einem Ungeheuer begegnet, da war er sicher, und hatte überlebt. Aber es war ganz anders gewesen, als er es sich immer ausgemalt hatte. Weniger heroisch, mehr dreckig schmutzig und vor allem - voller Angst. Mut war in dem Moment etwas gewesen, das nur eine ferne Erinnerung eines Spieles war. Nein, heldenhaft hatte er sich nicht gefühlt. Dabei hätte er es doch tun müssen. Schließlich hatte er dem Tod ins Auge geblickt. Er wollte doch ein Held sein. Und Helden empfanden keine Angst in einer solchen Situation. Die Barden wurden nicht müde, es zu betonen.
Er schluckte und wagte es nun, seinen Blick entlang der Klinge nach oben zu seinem Retter gleiten zu lassen. Tröpfelnd vergingen die Augenblicke, schwarzes Blut floß träge das Schwert hinab, bevor es zu Boden fiel. Die tiefstehende Sonne flackerte im Metall auf und blendete Roland kurz. Dann fiel sein Blick auf die schweren, ledernen Handschuhe, die den Griff des Schwertes umklammerten. Der Krieger hatte den Kopf in den Nacken geworfen, sein Gesicht war nicht zu sehen, aber seine langen schwarzen Haare flatterten im leichten Wind und gaben ihm einen Hauch von Wildheit. Durch eine Lücke in der Baumkrone fanden noch mehr Sonnenstrahlen ihren Weg auf den Erdboden und tauchten den Kämpfer in eine Art Heiligenschein. Er schien im Licht zu baden. Roland schluckte abermals.Dann ging der Moment vorbei. Die Lücke im Blätterdach schloß sich wieder.
Der Heiligenschein verblasste und die Zeit raste wieder wie zuvor.
Der Krieger wechselte sein Schwert in die linke Hand und sich vorbeugend reichte er Roland seine Rechte. Sein Gesicht war für Roland immer noch nicht zu erkennen, denn die Sonne stand nun im Rücken seines Retters.
„Komm Junge, steh auf! Die Bestie ist tot.“
Zögernd ergriff Roland, die ihm angebotene Hand und ließ sich auf seine noch unsicheren Beine ziehen. Dabei konnte er dem anderen zum ersten Mal ins Gesicht sehen.
Er fuhr zusammen. Mitten im Gesicht des Mannes klaffte ein Loch, wo einst ein Auge gewesen war. Ein schwarzes Tuch, welches ansonsten die Entstellung verdecken mochte, war verrutscht und lag zu einem großen Teil über der Stirn und damit einer mächtige Narbe, deren Anfang und Ende noch zu sehen waren.
Roland schluckte. Ein Kribbeln durchfuhr ihn und das unangenehme Gefühl, dass die wahre Bestie noch nicht erlegt war.
Der Mann musterte ihn, sah die Angst in seinen Augen und griff betont langsam zu seiner Augenbinde, um sie zurecht zu rücken.
„Besser so? Ich will dir keine Angst machen. Du hast keinen Grund dich zu fürchten.“ Ein Lächeln stahl sich auf die rotbärtigen Lippen des Kriegers. „Ich habe noch nie einen unschuldigen, dummen, kleinen Jungen getötet und ich habe nicht vor, heute damit zu beginnen.“ Er gab Roland einen Klaps auf die Wange und wandte sich dann schwer atmend um. Als er pfiff, kam das prächtigste Pferd, das Roland je gesehen hatte, aus dem Unterholz. Von der Farbe des Mitternachthimmels mit einem schneeweißen Schweif trabte es langsam und voll Eleganz auf seinen Herrn zu. Dieser strich über die Kruppe und flüsterte in einer fremden Sprache ins Ohr des Pferdes. Roland konnte nicht verstehen, was gesagt wurde, doch das edle Tier wurde ganz ruhig. Abwartend stand es da, während der Krieger in eine der beiden Satteltaschen griff und ein Bündel herauszog, welches er Roland zu warf.
„Hier mein Junge. Da drin ist etwas trockenes Fleisch und Brot. Stärke dich erst einmal und danach bedarf ich vielleicht deiner Dienste.“
Für einen Moment starrte Roland auf das Bündel, doch dann wickelte er schnell das Essen aus und verschlang es. Er war tatsächlich sehr hungrig. Allerdings ging er zunächst ein paar Schritte von dem Kadaver weg, an dem sich sein Retter nun zu schaffen machte.
Zwischen zwei Bissen fiel Roland etwas auf. Der kräftig gebaute Mann hatte sich ihm noch nicht vorgestellt.
Zögerlich, allerdings mit fester Stimme, wagte er zu fragen.
„Entschuldigt Herr! Aber ich weiß nicht, wer ihr seid. Doch da ihr mir das Leben gerettet habt, wäre es doch das Mindeste ihn zu wissen und weiter zu erzählen. Schließlich war das hier eine Heldentat!“
Roland war stolz auf seine Worte. Es schien ihm mehr als nur angemessen, so zu reden, wie es die Menschen in den Balladen der Barden taten. Und das trotz seines immer noch schnell schlagenden Herzen.
Ein Lächeln war seine Belohnung.
„Ach ja? Eine Heldentat, so so.“ Sein Gegenüber holte tief Luft. „Mein Junge, auch wenn es dich enttäuscht, aber ich habe in meinem Leben schon schlimmeres getötet, als das da!“ Er zeigte auf die wolfsähnliche Bestie. „Darüber muss niemand berichten, es gibt auch so schon genug von mir zu erzählen, um ganze Bibliotheken zu füllen. Vermutlich größere als eigentlich nötig wären.“ Der Mann beugte sich hinab zu Roland und sah ihm direkt ins Gesicht. „Aber wenn du es wissen willst, allein für dich, so magst du mich Marius Einauge nennen. Zumindest nennen mich die meisten Lieder so.“
Marius Einauge! Der Held! Konnte es möglich sein! Aber wer sonst hätte das Biest erlegen können, so einfach und schnell.
Roland schluckte, ein Kribbeln durchfuhr ihn und glitt als wärmendes Gefühl über seinen Körper. Ohne es zu wollen, begann er zu zittern. Seine Stimme war nicht länger fest und voller Dankbarkeit, sondern unsicher und voller Ehrfurcht.
„Ihr seid Marius? Der, der den Werwolf von Eichenbach erschlug und den Drachen von Mühltal? Und die ...“
„Und die Hexe von irgendeinem anderem kleinen Kaff und Bezwinger ganzer Heere von Untoten, Vampiren und dergleichen. Sicher der bin ich, aber wie ich gerade schon sagte, nicht alles, das die Barden erzählen, entspricht auch der Wahrheit, mein Junge!“ Marius strich Roland dabei über den Kopf und erhob sich dann wieder. Während er begann am Zaumzeug seines Pferdes zu nesteln, wandte er sich abermals an ihn.
„Wie heißt du kleiner Mann?“
Normalerweise wäre Roland jedem an die Gurgel gegangen, der ihn klein nannte, aber er war noch zu überwältigt, seinem Helden zu begegnen. Ganz abgesehen davon, dass es sinnlos gewesen wäre. Deshalb beantwortete er die Frage.
„Roland? Ein ungewöhnlicher Name, Selten hört man ihn. Meist tragen ihn besondere Menschen. Sag, mal. Du willst auch ein großer Held werden, nicht wahr? So wie ich? Stimmt das?“
Roland nickte eifrig.
„Ja, ich kann mir nichts schöneres vorstellen. Böse Kreaturen töten, Menschen retten, Verantwortung für ganze Königreiche übernehmen und mutig sein im Antlitz der Gefahr. Ich mein´, ihr wisst doch, wie sich das anfühlt.“
„Hmm, ja, ich kenne das Gefühl.“ Marius hielt in seiner Arbeit inne. „Und du glaubst wirklich, was du eben gesagt hast?“
„Aber klar. Ihr seid der mutigste Mann der Welt, Viel mutiger als meine Eltern oder die anderen Bauern und Handwerker, die zu Hause sitzen und niemals wagen sich zu wehren.“
Ein mattes, müdes Lächeln war zunächst die Antwort. Dann hustete Marius schwer und spuckte rötlichen Schleim aus. Immer noch leicht keuchend wandte er sich an Roland.
„Nein, das bin ich nicht. War ich nie. Ich war immer ein Feigling.“
„Aber – wie könnt ihr so etwas sagen“, fasungslos, mit offenem Mund, starrte Roland Marius Einauge an. „Ich habe doch gerade gesehen, wie ihr eine Bestie erlegt habt und all eure Abenteuer. - Ich meine, ihr habt mehr als nur eine Hexe oder bösen Zauberer zur Strecke gebracht. Selbst einen Drachen! Wie könnt ihr behaupten, ihr seid feige?“
Roland schluckte schwer und versuchte die aufkommende Übelkeit in sich zu unterdrücken. Tränen stiegen langsam in seine Augenwinkel.
Marius kam zu Roland herüber, ging in die Knie und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich weiß, das schockt dich, aber ich bin wirklich nicht besonders mutig. Nicht so, wie du es meinst. Weißt du, warum ich mein Dorf verlassen habe? Warum ich angefangen habe, Monster zu töten? Weil ich Angst hatte! Angst vor der Verantwortung, die es mit sich bringt eine Familie zu haben. Für sie zu sorgen. Und vor allem, weil ich nie wieder einen geliebten Menschen verlieren wollte. Dadurch, dass ich dieses Leben führe, brauche ich niemanden Rechenschaft abzulegen. Ich gehe keine Bindungen ein. Mein Leben ist leer.“
„Das stimmt nicht!“ Begehrte Roland auf. „Die Leute lieben euch. Sie wären stolz jemanden wie euch bei sich zu wissen.“
Marius lachte traurig auf.
„Sicher, anfangs schon.“ Er erhob sich wieder und schritt langsam zu seinem Pferd. „Aber irgendwann, wenn der erste Freudentaumel vorbei ist, würden sie sich vor mir fürchten oder besser die Konsequenzen, die sich aus meiner Anwesenheit ergeben.“
„Was meint ihr damit?“
„Ich meine damit, die Vielzahl meiner Feinde, die mich immer finden werden und die Menschen büßen lassen, die mich beherbergen. Deine Eltern wissen das. Der Tod ist mein Begleiter und findet mich, wo ich auch bin. Ich bin schon viel zu lange auf der Welt, um noch einmal neu anzufangen. Meine Vergangenheit würde mich immer einholen und für meine Taten Unschuldige büßen.“ Marius schwang sich in den Sattel und hustete wieder Blut hervor, das er auf den Boden spuckte. „Jetzt kann ich nur noch eins für die Menschen tun, außer Monster, wie diesen Wolf da zu erschlagen. - Ich muss mich von ihnen fern halten.“
Roland schluckte schwer. Er war verwirrt. Einauges Worte hatten seine festen Überzeugungen ins Wanken gebracht. Eine einzelne Träne lief seine Wange hinab und mit brüchiger Stimme wagte er es, seinem Helden noch eine Frage zu stellen.
„Und was soll ich dann tun? Ich möchte den Menschen doch genauso helfen wie ihr. Das kann ich doch nur als Held!“
„Nein, mein Junge. Nicht nur. Hast du mal die Gesichter der Menschen betrachtet, wenn sie einem Barden lauschen? Einem guten? Sie sind wie gebannt und lauschen ehrfürchtig. Ein guter Geschichtenerzähler vermag sie dahin zu bringen, wo sie niemals selbst sein werden. Er lässt sie träumen und ihren schweren Alltag vergessen. Es ist dabei sogar egal, ob die Ereignisse wahr sind, sie müssen nur unglaublich klingen. Wenn du ihnen etwas Gutes tun willst, dann erzähle ihnen eine fesselnde Geschichte, vielleicht eine von meinen. Das würde mich stolz machen. Und wenn du die größtmögliche Wirkung erzielen willst, dann behaupte, du hättest es erlebt. Niemand wird dich je als Lügner bezeichnen, denn sie wollen gerne glauben, dass einer von ihnen größer ist als sie selbst. Das spendet ihnen Trost. Fang mit dem Wolf hier an! Da musst du noch nicht mal viel zu erfinden.“
Mit verkrampften Händen stand Roland vor Roß und Reiter. Schließlich nickte er.
„Der Wolf. Was war mit ihm?“
Einauge lächelte.
„Er wurde korrumpiert von einem bösen Magier, der die Welt vernichten wollte. - Zumindest würde ich es so erzählen!“ Er zwinkerte Roland zu und beugte sich noch einmal herab. „Viel Glück Kleiner! Ich hoffe, wir sehen uns nie wieder.“
Roland blinzelte eine weitere Träne fort.
„Ich werde es versuchen, Herr! Aber was macht ihr jetzt? Ihr seid krank! Unser Dorf würde sich bestimmt freuen, euch aufzunehmen und zu pflegen.“
„Das bezweifele ich stark. Nein, ich werde weiter reiten und hoffen, dass mich der Tod am Ende einer Klinge findet, statt im Schlaf! Man wird nicht als Held geboren, man muss als Held letztlich immer sterben.“
Und damit ritt er davon, Roland konnte kurz darauf ein ersticktes Husten hören und dann war er mit dem Kadaver eines ehemals stolzen Wolfes allein.
Er setzte sich und dachte für lange Zeit nach, dann erhob er sich abrupt und eilte durch das Dickicht zurück ins Dorf. Tiefe Entschlossenheit zeichnete seine Züge.
In der Nacht rollte Roland sich unruhig im Bett hin und her, er verspürte einen großen Tatendrang in sich. Am Liebsten wollte er sofort beginnen und nicht noch Stunden bis zum Sonnenaufgang warten müssen. Endlich war es so weit. Das tiefe Rot der aufgehenden Sonne zeigt sich am Horizont. Roland sprang aus seinem Bett, zog sich sein Hemd hastig über den Kopf, sprang in die Hose, die er beinahe vergaß zu zubinden, und schlüpfte in seine Schuhe. Hastig schlang er sein Frühstück hinunter, so dass sein Vater mit einem Grinsen eine Bemerkung über Jungen im Wachstum machte und wie sehr sie Vielfraßen ähnelten, und rannte hinaus zum Dorfrand, um seine Freunde zu treffen. Viel später, als er gewillt war zu warten, kamen sie. Die Zeit bis zu ihrer Ankunft verbrachte er unruhig auf der Stelle tretend. Oke, Lennox, Yan, alle kamen an diesem Morgen. Roland musste sich zurückhalten, nicht sofort mit allem herauszuplatzen. Die ganze Nacht hatte er an den Sätzen gefeilt. Mühsam unterdrückte er seine Aufregung. Nachdem sie sich alle begrüßt hatten, wandte sich Oke endlich an Roland.
„Und gab es etwas aufregendes gestern im Wald?“
Och, wie man es nimmt.“ Roland bemühte sich, beiläufig zu klingen. Mit einem Achselzucken fuhr er fort. „Ich habe Marius Einauge getroffen und ihm geholfen, eine Bestie zu erledigen!“
Rolands Augen leuchteten auf, als er die Wirkung seiner Worte sah. Die Blicke seiner Freunde als erstaunt zu beschreiben, traf es nicht wirklich, ungläubig schon eher. Doch damit hatte er auch gerechnet. Mit einem zufriedenem Lächeln, setzte er an, bevor auch nur einer der anderen den Mund aufmachen konnte. „Jawohl, Einauge hat meine Hilfe gebraucht. Ich werde euch genau erzählen, wie es passiert ist und euch auch den Ort der wilden Schlacht zeigen, aber dafür müsst ihr mir versprechen, mir nicht ins Wort zu fallen.“ Er ließ sich erst nieder, als Oke und die anderen stumm genickt hatten und forderte sie mit einer übertrieben theatralischen Handbewegung auf, sich ebenfalls zu setzen. Noch einige Zeit verstrich, ehe Roland begann, um die Spannung zu steigern. Etwas, was er schon bei vielen Barden beobachten durfte. Letztlich erlöste er seine Freunde, als diese begannen ihn ungeduldig anzublicken.
„Also, ich schritt mutig in den Wald, kämpfte mich durch das wilde dichte Gestrüpp ...“
Wie immer bin ich mit dem Titel nicht zufrieden, aber so etwas wie: Rolands erstes Abenteuer, halte ich auch nicht für glücklich. Also wenn ihr einen guten Vorschlag habt: Her damit!
Halb enttäuscht und halb aufgekratzt, wegen der faszinierenden Welt, die sich ihnen in der Erzählung des Fahrenden aufgetan hatte, ging die ganze Horde Kinder nun durch die Gassen des Dorfes. Lautstark unterhielten sie sich über das Gehörte, stritten, wer der bessere Fechter war, Einauge oder Rotwang, und welcher Held der Größere war. Einauge oder doch Nuriel Silberstreif, ein Elf, der schon lange Zeit das Land durchwanderte.
„Einauge würde Nuriel im Vorbeigehen besiegen, der hätte nie eine Chance, dafür ist er viel zu zierlich!“ Roland, ein Junge von dreizehn Jahren hatte das Wort ergriffen und bekräftigte seine Meinung mit einem energischen Nicken.
„Ach, ja?“ Sein zwei Sommer jüngerer Freund Oke sprang sofort darauf an. „Das ist absoluter Unsinn, wie kommst du denn da drauf? Elfen sind nicht zierlich und vor allem Silberstreif nicht! - Der ist so kräftig, der könnte Einauge mit einer Hand hoch heben und dazu ist er noch so leichtfüßig, dass er deinen tollen Held schon dreimal niedergestochen hätte, bevor der was gemerkt hätte.“
„Pah, Unsinn. Marius Einauge ist der größte Held, den die Welt je gesehen hat. Du hast es doch gehört, der große Barde Gabriel hat es doch noch eben bestätigt.“
„Hmm, ich weiß ja nicht, ob er so ein toller Barde ist? Ich mein´, was macht er in unserem kleinen Dorf, wenn er doch so bedeutend ist?“ Die Frage kam von Lennox, der ansonsten keine zwei Sätze sprach, nun aber wohl zu der Überzeugung gekommen war, Oke helfen zu müssen. „Außerdem finde ich auch, dass Silberstreif der bessere Kämpfer ist. Der hat doch viel mehr Erfahrung und die besseren Augen, schließlich ist er ein Elf!“
„Eben, sag´ ich doch!“ Oke nickte zur Bekräftigung seiner Aussage energisch.
„Ihr habt doch alle keine Ahnung. Ihr könnt doch noch nicht mal ein Messer von einem Dolch unterscheiden. Was wisst ihr schon vom Kämpfen!“ Roland winkte ab und versuchte die Diskussion zum Erliegen zu bringen. Um dies zu erreichen, wechselte er zusätzlich das Thema.
„Was haltet ihr davon, wenn wir noch in den Wald gehen? Hell ist es ja noch, also können wir uns nicht verlaufen, mit Glück können wir ein Kaninchen oder so etwas fangen.“
Schon machte Roland die ersten feste Schritte Richtung der Bäume, aber als er keinen Laut hinter sich vernahm, blieb er stehen und drehte sich um. Da standen seine Freunde, die Hände hinter ihren Rücken verschränkt und mit dem Gesicht gen Boden blickend.
„Was ist? Kommt ihr nicht mit?“ Aufmerksam musterte Roland die anderen Jungen. Verschämt blickten sie ihn an. Der hagere Lennox fand als erster seine Stimme wieder.
„Nun ja, weißt du, seit der Sache mit Yan letzte Woche, dürfen wir erstmal nicht mehr ohne einen Erwachsenen in den Wald. Meine Mutter meinte, es wäre viel zu gefährlich und ... und ein weiteres Kind mit gebrochenen Arm wolle sie nicht haben. - Bei den anderen ist es auch nicht anders!“ fügte er noch schnell an.
Rolands Gesicht rötete sich leicht, mit seinen Fäusten in der Hüfte stand er da und sah sie mit Verachtung in seinen Augen an. „Pah, Feiglinge! Wenn ihr soviel Angst habt, dann bleibt doch hier, eure Mama wird euch bestimmt noch die Windeln wechseln. Ich gehe jedenfalls. Egal was die Erwachsenen sagen.“
Er drehte sich um und ohne einen Blick zurückzuwerfen, stampfte er auf die dunkelgrüne Front der Bäume zu, die sich vor ihm erhob. Er hatte zwar nicht die rechte Lust allein im Wald zu sein, aber nur weil die Erwachsenen sie nicht dort sehen wollten, war noch lange kein Grund, nicht da hinein zu gehen. Außerdem würde er bestimmt keinen Rückzieher machen wie seine ängstlichen Freunde.
Was sollte schon passieren?
Er erreichte die ersten Bäume und trat in ihren Schatten. Ein leichter Schauer jagte über seinen Rücken. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, ein klein wenig mulmig war ihm schon. In letzter Zeit waren tief in der Nacht häufiger Wölfe gehört worden. Auf die mit leicht zittriger Stimme vorgetragene Frage, ob sie gefährlich wären, hatte zwar sein Vater geantwortet, man müsse sich im Spätsommer noch keine Sorgen machen und vielmehr sei das Wild eine größere Gefahr, aber dennoch fühlte sich Roland nicht ganz wohl bei dem Gedanken, allein durch den Wald zu wandern.
Er schüttelte seinen Kopf. Nein, keine Angst. Angst war für Feiglinge! Außerdem hatten er und seine Freunde geschworen, sich niemals zu fürchten.
Rolands Blick glitt über die Bäume vor ihm. Er stockte. Hatte sich da nicht was bewegt? Ein unförmiger Schatten war da doch vorbeigehuscht. Hatte kratzende unnatürliche Geräusche verursacht. Sein Herz schlug heftig, seine Hände wurden klamm und er musste schlucken. Starr wie ein Reh beobachtete Roland den Baum. Wartete angespannt auf ein neues Anzeichen für ein seltsames Wesen.
Mit einem quiekenden Laut fuhr er zusammen, als sich lange knorrige Finger von hinten auf seine Schulter legten. Schreiend drehte er sich um, machte einen Schritt nach hinten, verlor sein Gleichgewicht und fand sich im Laub des Waldes sitzend wieder. Sofort begann er in Panik nach hinten zu krabbeln, die Beine auf dem Boden Halt suchend, um schneller Distanz zwischen sich und seinem Angreifer zu bringen. Völlig panisch achtete er nicht darauf, was um ihn war, erst als sein Kopf gegen einen Baumstamm prallte, kam Roland wieder langsam zur Besinnung. Keuchend sah er sich um. Forschend. Ein paar Bäume, wie nicht anders zu erwarten war, Laub auf dem Boden, über das ein verschrecktes Eichhörnchen lief, aber kein Angreifer. Kein Ungeheuer mit langen Knochenfingern war zu sehen, nichts. Allein ein tief herab hängender, einzelner Ast bewegte sich im sanften Wind der durch den Wald strich, genau an der Stelle an der Roland eben noch gestanden hatte.
Der dreizehn Sommer alte Junge lachte erleichtert auf. Ein Ast! Ein alter verschimmelter Ast! Mehr nicht! Von so etwas hatte er sich ins Bockshorn jagen lassen. Glücklicherweise war niemand da, der ihn gesehen hätte, sonst würde er die Schmach noch sein ganzes Leben mit sich herumtragen.
Da hatte er sich also tatsächlich von den dummen Erzählungen der anderen Dorfbewohner beeindrucken lassen. Unglaublich.
Roland stand auf, klopfte seine Kleidung ab, atmete noch einmal tief durch und machte ein paar Schritte tiefer in den Wald hinein, um sich gleich wieder auf dem Boden wiederzufinden.
Ein lautes Knacken war zu hören und schon spürte er einen Schlag in seiner rechten Seite, flog einen halben Meter durch die Luft und prallte schmerzhaft auf dem Waldboden auf. Die Luft wurde aus seiner Lunge gepresst und gab ihm das Gefühl sein Oberkörper stände in Flammen. Gerade hatte er sich auf die Ellbogen aufgerichtet, bemüht die Schmerzen in seiner Brust zu ignorieren, da sah er wie ein Pferd auf ihn zu preschte. Sofort ließ er sich nach hinten fallen, das Pferd sprang ab. Kein Grashalm hätte mehr zwischen seine Nase und die beschlagenen Hufen gepasst. Rolands Atem kam erneut nur stoßweise, sein Herz raste, versteinert lag er für endlose Momente in dem weichen, von Moos bedeckten, Waldboden. Hinter sich hörte er ein Grollen, Fluchen, ein panisch aufschreiendes Pferd und einen dumpfen Aufprall. Immer noch waren seine Hände schweißnass, seine Augen vor Schreck geweitet, aber er wollte wissen, was los war. Sein Vater hatte ihm deswegen schon mal gesagt, er wäre wie eine Katze und anschließend ein altes Sprichwort zitiert: Die Neugier ist der Katzen Tod.
Vermutlich hatte sein Vater recht. Trotzdem wollte sich Roland umdrehen, um zu sehen, was geschah. Vielleicht wurde er ja Zeuge eines Kampfes zwischen zwei übermächtigen Kriegern? Womöglich Einauge und Silberstreif?
Bei dem Gedanken war sämtliche Furcht verflogen. Schnell rollte sich Roland auf den Bauch – um einen ausgewachsenen Wolf genau in die Augen zu schauen. Sein heißer fauliger Atem wehte ihm genau ins Gesicht.
In seiner Bewegung erstarrt, verharrte der Junge und schluckte. Sein Blut pulsierte in seinen Ohren und sein Herz drückte gegen sein knöchernes Gefängnis, seine Gedanken hechteten durch die dunklen Gänge seines Bewusstsein und flohen zum Licht der Faszination, die Gefahr völlig verneinend.
Ein Wolf!? Wie konnte das sein? Sein Vater hatte doch gesagt, es wäre zu früh im Jahr.
Der Schädel des Räubers kam ihm näher. Die Lefzen zogen sich noch weiter zurück und gaben gelbe fast schwarze Zähne frei. Eine neue Welle üblen Geruchs breitete sich aus.
Roland hob wie in Trance seine Hand, immer näher führte er sie hoch zu der Schnauze des Tieres, bis er kurz davor stand, sie zu berühren. Der Wolf gab ein weiteres tiefes Grollen von sich, seine Muskulatur spannte sich an, bereit zum Sprung. Dann riss er sein Maul weit auf, weiter als es möglich sein sollte, sein Schädel zuckte kurz zurück, bevor er nach vorne schoß, um seine Reißzähne um Rolands Hand zu schließen. Roland erwachte, realisierte erst jetzt in welcher Gefahr er schwebte und versuchte schnell seine Hand zurückzuziehen. Doch es wäre zu spät gewesen, wenn nicht in genau diesem Moment etwas Silbriges den Jäger zu Boden geworfen hätte. Von oben fuhr es in den Schädel der Bestie und nagelte es an den Erdboden. Wild zuckte das gefangene Tier in seinem vermeidlichen Todeskampf. Jede einzelne Muskelfaser spannte sich unter dem dünnen Fell, bis die Haut nachgab und die Muskulatur schwarz glänzend hervortrat. Das Wesen, denn ein normaler Wolf konnte es nicht sein, da war sich Roland jetzt sicher, zerrte immer weiter, versuchte seinen Kopf und damit seinen Körper zu erheben. Es brachte seine Pfoten, die mit langen, gelben Krallen versehen waren, unter seine Brust und begann mit Gewalt sich aufzurichten. Übelkeit stieg in Roland auf, als er sah, dass sich die Bestie den Stahl des Schwertes, denn nichts anderes war in es gefahren, erneut durch den Schädel trieb und keinen Schmerz zu empfinden schien.
Abermals wurde das Geschöpf zu Boden geworfen. Ein riesiger, mit Nägeln beschlagener, Stiefel fuhr auf sein Genick nieder und ein häßliches Knacken war zu hören, doch noch immer zuckte das Etwas vor dem Jungen. Erst als das Schwert mit einem Ruck im Schädel herumgedreht und herausgezogen wurde, hörten die Bewegungen des Tieres auf.
Roland atmete tief durch. Fassungslos starrte er auf den Kadaver, der vor ihm lag. Er war einem Ungeheuer begegnet, da war er sicher, und hatte überlebt. Aber es war ganz anders gewesen, als er es sich immer ausgemalt hatte. Weniger heroisch, mehr dreckig schmutzig und vor allem - voller Angst. Mut war in dem Moment etwas gewesen, das nur eine ferne Erinnerung eines Spieles war. Nein, heldenhaft hatte er sich nicht gefühlt. Dabei hätte er es doch tun müssen. Schließlich hatte er dem Tod ins Auge geblickt. Er wollte doch ein Held sein. Und Helden empfanden keine Angst in einer solchen Situation. Die Barden wurden nicht müde, es zu betonen.
Er schluckte und wagte es nun, seinen Blick entlang der Klinge nach oben zu seinem Retter gleiten zu lassen. Tröpfelnd vergingen die Augenblicke, schwarzes Blut floß träge das Schwert hinab, bevor es zu Boden fiel. Die tiefstehende Sonne flackerte im Metall auf und blendete Roland kurz. Dann fiel sein Blick auf die schweren, ledernen Handschuhe, die den Griff des Schwertes umklammerten. Der Krieger hatte den Kopf in den Nacken geworfen, sein Gesicht war nicht zu sehen, aber seine langen schwarzen Haare flatterten im leichten Wind und gaben ihm einen Hauch von Wildheit. Durch eine Lücke in der Baumkrone fanden noch mehr Sonnenstrahlen ihren Weg auf den Erdboden und tauchten den Kämpfer in eine Art Heiligenschein. Er schien im Licht zu baden. Roland schluckte abermals.Dann ging der Moment vorbei. Die Lücke im Blätterdach schloß sich wieder.
Der Heiligenschein verblasste und die Zeit raste wieder wie zuvor.
Der Krieger wechselte sein Schwert in die linke Hand und sich vorbeugend reichte er Roland seine Rechte. Sein Gesicht war für Roland immer noch nicht zu erkennen, denn die Sonne stand nun im Rücken seines Retters.
„Komm Junge, steh auf! Die Bestie ist tot.“
Zögernd ergriff Roland, die ihm angebotene Hand und ließ sich auf seine noch unsicheren Beine ziehen. Dabei konnte er dem anderen zum ersten Mal ins Gesicht sehen.
Er fuhr zusammen. Mitten im Gesicht des Mannes klaffte ein Loch, wo einst ein Auge gewesen war. Ein schwarzes Tuch, welches ansonsten die Entstellung verdecken mochte, war verrutscht und lag zu einem großen Teil über der Stirn und damit einer mächtige Narbe, deren Anfang und Ende noch zu sehen waren.
Roland schluckte. Ein Kribbeln durchfuhr ihn und das unangenehme Gefühl, dass die wahre Bestie noch nicht erlegt war.
Der Mann musterte ihn, sah die Angst in seinen Augen und griff betont langsam zu seiner Augenbinde, um sie zurecht zu rücken.
„Besser so? Ich will dir keine Angst machen. Du hast keinen Grund dich zu fürchten.“ Ein Lächeln stahl sich auf die rotbärtigen Lippen des Kriegers. „Ich habe noch nie einen unschuldigen, dummen, kleinen Jungen getötet und ich habe nicht vor, heute damit zu beginnen.“ Er gab Roland einen Klaps auf die Wange und wandte sich dann schwer atmend um. Als er pfiff, kam das prächtigste Pferd, das Roland je gesehen hatte, aus dem Unterholz. Von der Farbe des Mitternachthimmels mit einem schneeweißen Schweif trabte es langsam und voll Eleganz auf seinen Herrn zu. Dieser strich über die Kruppe und flüsterte in einer fremden Sprache ins Ohr des Pferdes. Roland konnte nicht verstehen, was gesagt wurde, doch das edle Tier wurde ganz ruhig. Abwartend stand es da, während der Krieger in eine der beiden Satteltaschen griff und ein Bündel herauszog, welches er Roland zu warf.
„Hier mein Junge. Da drin ist etwas trockenes Fleisch und Brot. Stärke dich erst einmal und danach bedarf ich vielleicht deiner Dienste.“
Für einen Moment starrte Roland auf das Bündel, doch dann wickelte er schnell das Essen aus und verschlang es. Er war tatsächlich sehr hungrig. Allerdings ging er zunächst ein paar Schritte von dem Kadaver weg, an dem sich sein Retter nun zu schaffen machte.
Zwischen zwei Bissen fiel Roland etwas auf. Der kräftig gebaute Mann hatte sich ihm noch nicht vorgestellt.
Zögerlich, allerdings mit fester Stimme, wagte er zu fragen.
„Entschuldigt Herr! Aber ich weiß nicht, wer ihr seid. Doch da ihr mir das Leben gerettet habt, wäre es doch das Mindeste ihn zu wissen und weiter zu erzählen. Schließlich war das hier eine Heldentat!“
Roland war stolz auf seine Worte. Es schien ihm mehr als nur angemessen, so zu reden, wie es die Menschen in den Balladen der Barden taten. Und das trotz seines immer noch schnell schlagenden Herzen.
Ein Lächeln war seine Belohnung.
„Ach ja? Eine Heldentat, so so.“ Sein Gegenüber holte tief Luft. „Mein Junge, auch wenn es dich enttäuscht, aber ich habe in meinem Leben schon schlimmeres getötet, als das da!“ Er zeigte auf die wolfsähnliche Bestie. „Darüber muss niemand berichten, es gibt auch so schon genug von mir zu erzählen, um ganze Bibliotheken zu füllen. Vermutlich größere als eigentlich nötig wären.“ Der Mann beugte sich hinab zu Roland und sah ihm direkt ins Gesicht. „Aber wenn du es wissen willst, allein für dich, so magst du mich Marius Einauge nennen. Zumindest nennen mich die meisten Lieder so.“
Marius Einauge! Der Held! Konnte es möglich sein! Aber wer sonst hätte das Biest erlegen können, so einfach und schnell.
Roland schluckte, ein Kribbeln durchfuhr ihn und glitt als wärmendes Gefühl über seinen Körper. Ohne es zu wollen, begann er zu zittern. Seine Stimme war nicht länger fest und voller Dankbarkeit, sondern unsicher und voller Ehrfurcht.
„Ihr seid Marius? Der, der den Werwolf von Eichenbach erschlug und den Drachen von Mühltal? Und die ...“
„Und die Hexe von irgendeinem anderem kleinen Kaff und Bezwinger ganzer Heere von Untoten, Vampiren und dergleichen. Sicher der bin ich, aber wie ich gerade schon sagte, nicht alles, das die Barden erzählen, entspricht auch der Wahrheit, mein Junge!“ Marius strich Roland dabei über den Kopf und erhob sich dann wieder. Während er begann am Zaumzeug seines Pferdes zu nesteln, wandte er sich abermals an ihn.
„Wie heißt du kleiner Mann?“
Normalerweise wäre Roland jedem an die Gurgel gegangen, der ihn klein nannte, aber er war noch zu überwältigt, seinem Helden zu begegnen. Ganz abgesehen davon, dass es sinnlos gewesen wäre. Deshalb beantwortete er die Frage.
„Roland? Ein ungewöhnlicher Name, Selten hört man ihn. Meist tragen ihn besondere Menschen. Sag, mal. Du willst auch ein großer Held werden, nicht wahr? So wie ich? Stimmt das?“
Roland nickte eifrig.
„Ja, ich kann mir nichts schöneres vorstellen. Böse Kreaturen töten, Menschen retten, Verantwortung für ganze Königreiche übernehmen und mutig sein im Antlitz der Gefahr. Ich mein´, ihr wisst doch, wie sich das anfühlt.“
„Hmm, ja, ich kenne das Gefühl.“ Marius hielt in seiner Arbeit inne. „Und du glaubst wirklich, was du eben gesagt hast?“
„Aber klar. Ihr seid der mutigste Mann der Welt, Viel mutiger als meine Eltern oder die anderen Bauern und Handwerker, die zu Hause sitzen und niemals wagen sich zu wehren.“
Ein mattes, müdes Lächeln war zunächst die Antwort. Dann hustete Marius schwer und spuckte rötlichen Schleim aus. Immer noch leicht keuchend wandte er sich an Roland.
„Nein, das bin ich nicht. War ich nie. Ich war immer ein Feigling.“
„Aber – wie könnt ihr so etwas sagen“, fasungslos, mit offenem Mund, starrte Roland Marius Einauge an. „Ich habe doch gerade gesehen, wie ihr eine Bestie erlegt habt und all eure Abenteuer. - Ich meine, ihr habt mehr als nur eine Hexe oder bösen Zauberer zur Strecke gebracht. Selbst einen Drachen! Wie könnt ihr behaupten, ihr seid feige?“
Roland schluckte schwer und versuchte die aufkommende Übelkeit in sich zu unterdrücken. Tränen stiegen langsam in seine Augenwinkel.
Marius kam zu Roland herüber, ging in die Knie und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich weiß, das schockt dich, aber ich bin wirklich nicht besonders mutig. Nicht so, wie du es meinst. Weißt du, warum ich mein Dorf verlassen habe? Warum ich angefangen habe, Monster zu töten? Weil ich Angst hatte! Angst vor der Verantwortung, die es mit sich bringt eine Familie zu haben. Für sie zu sorgen. Und vor allem, weil ich nie wieder einen geliebten Menschen verlieren wollte. Dadurch, dass ich dieses Leben führe, brauche ich niemanden Rechenschaft abzulegen. Ich gehe keine Bindungen ein. Mein Leben ist leer.“
„Das stimmt nicht!“ Begehrte Roland auf. „Die Leute lieben euch. Sie wären stolz jemanden wie euch bei sich zu wissen.“
Marius lachte traurig auf.
„Sicher, anfangs schon.“ Er erhob sich wieder und schritt langsam zu seinem Pferd. „Aber irgendwann, wenn der erste Freudentaumel vorbei ist, würden sie sich vor mir fürchten oder besser die Konsequenzen, die sich aus meiner Anwesenheit ergeben.“
„Was meint ihr damit?“
„Ich meine damit, die Vielzahl meiner Feinde, die mich immer finden werden und die Menschen büßen lassen, die mich beherbergen. Deine Eltern wissen das. Der Tod ist mein Begleiter und findet mich, wo ich auch bin. Ich bin schon viel zu lange auf der Welt, um noch einmal neu anzufangen. Meine Vergangenheit würde mich immer einholen und für meine Taten Unschuldige büßen.“ Marius schwang sich in den Sattel und hustete wieder Blut hervor, das er auf den Boden spuckte. „Jetzt kann ich nur noch eins für die Menschen tun, außer Monster, wie diesen Wolf da zu erschlagen. - Ich muss mich von ihnen fern halten.“
Roland schluckte schwer. Er war verwirrt. Einauges Worte hatten seine festen Überzeugungen ins Wanken gebracht. Eine einzelne Träne lief seine Wange hinab und mit brüchiger Stimme wagte er es, seinem Helden noch eine Frage zu stellen.
„Und was soll ich dann tun? Ich möchte den Menschen doch genauso helfen wie ihr. Das kann ich doch nur als Held!“
„Nein, mein Junge. Nicht nur. Hast du mal die Gesichter der Menschen betrachtet, wenn sie einem Barden lauschen? Einem guten? Sie sind wie gebannt und lauschen ehrfürchtig. Ein guter Geschichtenerzähler vermag sie dahin zu bringen, wo sie niemals selbst sein werden. Er lässt sie träumen und ihren schweren Alltag vergessen. Es ist dabei sogar egal, ob die Ereignisse wahr sind, sie müssen nur unglaublich klingen. Wenn du ihnen etwas Gutes tun willst, dann erzähle ihnen eine fesselnde Geschichte, vielleicht eine von meinen. Das würde mich stolz machen. Und wenn du die größtmögliche Wirkung erzielen willst, dann behaupte, du hättest es erlebt. Niemand wird dich je als Lügner bezeichnen, denn sie wollen gerne glauben, dass einer von ihnen größer ist als sie selbst. Das spendet ihnen Trost. Fang mit dem Wolf hier an! Da musst du noch nicht mal viel zu erfinden.“
Mit verkrampften Händen stand Roland vor Roß und Reiter. Schließlich nickte er.
„Der Wolf. Was war mit ihm?“
Einauge lächelte.
„Er wurde korrumpiert von einem bösen Magier, der die Welt vernichten wollte. - Zumindest würde ich es so erzählen!“ Er zwinkerte Roland zu und beugte sich noch einmal herab. „Viel Glück Kleiner! Ich hoffe, wir sehen uns nie wieder.“
Roland blinzelte eine weitere Träne fort.
„Ich werde es versuchen, Herr! Aber was macht ihr jetzt? Ihr seid krank! Unser Dorf würde sich bestimmt freuen, euch aufzunehmen und zu pflegen.“
„Das bezweifele ich stark. Nein, ich werde weiter reiten und hoffen, dass mich der Tod am Ende einer Klinge findet, statt im Schlaf! Man wird nicht als Held geboren, man muss als Held letztlich immer sterben.“
Und damit ritt er davon, Roland konnte kurz darauf ein ersticktes Husten hören und dann war er mit dem Kadaver eines ehemals stolzen Wolfes allein.
Er setzte sich und dachte für lange Zeit nach, dann erhob er sich abrupt und eilte durch das Dickicht zurück ins Dorf. Tiefe Entschlossenheit zeichnete seine Züge.
In der Nacht rollte Roland sich unruhig im Bett hin und her, er verspürte einen großen Tatendrang in sich. Am Liebsten wollte er sofort beginnen und nicht noch Stunden bis zum Sonnenaufgang warten müssen. Endlich war es so weit. Das tiefe Rot der aufgehenden Sonne zeigt sich am Horizont. Roland sprang aus seinem Bett, zog sich sein Hemd hastig über den Kopf, sprang in die Hose, die er beinahe vergaß zu zubinden, und schlüpfte in seine Schuhe. Hastig schlang er sein Frühstück hinunter, so dass sein Vater mit einem Grinsen eine Bemerkung über Jungen im Wachstum machte und wie sehr sie Vielfraßen ähnelten, und rannte hinaus zum Dorfrand, um seine Freunde zu treffen. Viel später, als er gewillt war zu warten, kamen sie. Die Zeit bis zu ihrer Ankunft verbrachte er unruhig auf der Stelle tretend. Oke, Lennox, Yan, alle kamen an diesem Morgen. Roland musste sich zurückhalten, nicht sofort mit allem herauszuplatzen. Die ganze Nacht hatte er an den Sätzen gefeilt. Mühsam unterdrückte er seine Aufregung. Nachdem sie sich alle begrüßt hatten, wandte sich Oke endlich an Roland.
„Und gab es etwas aufregendes gestern im Wald?“
Och, wie man es nimmt.“ Roland bemühte sich, beiläufig zu klingen. Mit einem Achselzucken fuhr er fort. „Ich habe Marius Einauge getroffen und ihm geholfen, eine Bestie zu erledigen!“
Rolands Augen leuchteten auf, als er die Wirkung seiner Worte sah. Die Blicke seiner Freunde als erstaunt zu beschreiben, traf es nicht wirklich, ungläubig schon eher. Doch damit hatte er auch gerechnet. Mit einem zufriedenem Lächeln, setzte er an, bevor auch nur einer der anderen den Mund aufmachen konnte. „Jawohl, Einauge hat meine Hilfe gebraucht. Ich werde euch genau erzählen, wie es passiert ist und euch auch den Ort der wilden Schlacht zeigen, aber dafür müsst ihr mir versprechen, mir nicht ins Wort zu fallen.“ Er ließ sich erst nieder, als Oke und die anderen stumm genickt hatten und forderte sie mit einer übertrieben theatralischen Handbewegung auf, sich ebenfalls zu setzen. Noch einige Zeit verstrich, ehe Roland begann, um die Spannung zu steigern. Etwas, was er schon bei vielen Barden beobachten durfte. Letztlich erlöste er seine Freunde, als diese begannen ihn ungeduldig anzublicken.
„Also, ich schritt mutig in den Wald, kämpfte mich durch das wilde dichte Gestrüpp ...“
Wie immer bin ich mit dem Titel nicht zufrieden, aber so etwas wie: Rolands erstes Abenteuer, halte ich auch nicht für glücklich. Also wenn ihr einen guten Vorschlag habt: Her damit!
Auf das der Wind in eurem Rücken, nie euer eigener sei. (alter irischer Reisegruß
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drakir
und seine Werke

drakir
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