Der hintere, flussseitige Teil des Gartens gehört mir alleine, alle Sträucher dort, die Bäume, die Eibenhecke und die Marienkäfer, die Schusterkäferpaare, bis die Füße kalt werden und die Mutter ruft. Der vordere Teil des Gartens gehört den Pflastersteinen, den Erwachsenen mit ihren Blumenzwiebeln und Tischchen, wo sie sitzen und nie etwas anderes trinken als Bier oder Wein oder Kaffee. Sie debattieren viel, sie trinken und werden lauter, und manchmal stehe ich daneben und versuche zuzuhören. Es ist unmöglich, genauso wie beim Beten: die Aufmerksamkeit entwindet sich, strampelt sich frei wie ein Kätzchen. All die fremden Füllwörter, die ich nicht verstehe; es ist ein Kampf gegen die Langeweile, den ich immer verliere. Wenn ich so klug werden will wie mein Vater, muss ich diese Worte verstehen und auch einmal verwenden. Aber es reicht nur ein winziges Geräusch, ein Luftzug oder eine Veränderung im Licht, dass ich die Aufmerksamkeit verliere. Es reicht, dass die Taube gurrt oder ein Käfer durchs Bild taumelt oder eine Blüte sich endlich geöffnet hat. Wenn ich den Erwachsenen beim Sprechen zuhöre, schaffe ich die ersten Sätze, dann erwachen die Laute, krümmen und strecken sich, krabbeln durcheinander, einzelne Wörter nehmen mich auf den Rücken und tragen mich davon. Wer so ist wie ich, wird nie klug sein.
(S. 28)
© 2014 Literaturverlag Droschl, Graz-Wien