Leseprobe
Sie hatten die Grenze nach Ungarn bereits wieder überquert, als Frau Fekete ihren Mann am Handy anrief, um sich nach dem Erfolg des Verkaufstages zu erkundigen. Er schilderte ihr das herrliche Wetter, das dazu beigetragen hatte, dass viele Menschen am Parkplatz umherschlenderten und die Blicke schweifen ließen, die sie schließlich zu der geballten Ladung Kindchenschema führten, das sich in den ausgestellten Wäschekörben befand. Obwohl einige harte Feilscher unter den Kunden gewesen waren, hatte man mehr als achttausend Euro eingenommen. Nur jene beiden Welpen, für die man ohnhin nichts anderes erwartet habe, erzählte Herr Fekete, seien übriggeblieben: die Triefäugige und der Schwarze.
„Bist du sie schon losgeworden?“, fragte Frau Fekete. Ihr Mann, dem Verschwendung zuwider war, protestierte wie immer in solchen Fällen: Vielleicht werde die eine ja noch gesund und der andere noch niedlich, sodass man am Ende doch ein gutes Geschäft mit ihnen machen würde. Aber seine Frau hatte für Mängelexemplare, Ladenhüter und Restposten nichts übrig. Entweder man retournierte die Welpen an ihre Mütter, dann dauerte es länger, bis diese wieder läufig wurden, oder man kümmerte sich selbst um sie, und dafür hatte man keine Zeit. Also gab es nur die eine Lösung.
Seufzend legte Herr Fekete das Handy weg und hielt am Straßenrand. Hier befand sich ein Zuckerrübenfeld, auf der gegenüberliegenden Seite ein Sonnenblumenfeld. Die Pflänzchen waren noch hellgrün und taumelten unbeholfen aus den gepflügten Furchen. Die Straße, die durch das weite, flache Land schnitt, war von Sanddornbüschen gesäumt.
„Schmeiß sie raus“, sagte Herr Fekete zu seinem Sohn.
„Hab ich doch gleich gesagt, dass wir die loswerden müssen“, erwiderte jener, obwohl er zwar nichts gesagt, aber an die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme gedacht hatte. Er stieg aus und ging zum Kofferraum.
(S.24f)
© 2014 Haymon Verlag, Innsbruck-Wien