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Leseprobe: Christine Grän - "Helden sterben."

Keine Ahnung, ob sie es immer noch tun, die Wiener Witwen in ihren Altbauwohnungen, doch er nimmt es an, denn in dieser Stadt ändern sich nur ein paar Fassaden, und dahinter bleibt alles beim alten. Geburten, Hochzeiten, Todesfälle und dazwischen ein bisserl Leben. Kaffeehaus, Heuriger, Grinzing oder Wienerwald, die Oper vielleicht, das Kartenmischen bestimmt, und sie sehen mehr fern, was die Verfettung beschleunigt und die Vereinsamung auf erträglichem Niveau hält.
Alte Frauen sind für Ludwig immer schwarz, auch wenn sie angezogen sind wie die Papageien. Wien ist, abgesehen von einer Handvoll Leuten und ein paar schrägen Vögeln, keine Stadt der Eleganz, sondern eher schäbig von einer Ecke um die andere, so wie die Häuser und Geschäfte auch, ein Mischmasch aus Sanierung und Verfall, wie bei den Frauen, die seine Wege kreuzen.
Doch du kannst ihnen nicht ausweichen, den Hektaten (sic) Wiens, den schwarzen alten Weibern. Die Griechen haben sie eingesperrt, ihre Göttinnen der Rache und der Nacht, nachdem sie sie umgetauft hatten und sie Eumeniden nannten, die Wohlmeinenden, wie sie voller Aberglauben sagten. In Ludwigs Stadt laufen sie frei herum. Sitzen in Kaffeehäusern und zocken oder lösen Kreuzworträtsel, halten sich an Einkaufswagen von Hofer oder Billa fest oder fahren mit der Tramway zu den Friedhöfen, die das Größte in Wien sind.
Ob es demoskopisch korrekt ist oder nicht: Für Ludwig verdrängen sie die Jungen aus dem Stadtbild, zumindest tagsüber, und jetzt wär' er beinah über eine gestolpert, die auf einer Bank sitzt und Tauben füttert. Sie schimpft ihm giftig hinterher, obwohl er sich entschuldigt hat, und Ludwig beschleunigt seine Schritte, um der kreischenden Stimme zu entgehen. Kleinere Vergehen werden erbarmungslos geahndet, während alle größeren diese Stadt in Walzerklängen ersäuft. (S. 146f)

© 2008 Eichborn Verlag, Frankurt/Main.

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