Leseprobe:
"Na?"
Worauf ich wirklich allergisch bin: Wenn einer mit "Na?" beginnt und auch schon endet. Immerhin, er ließ einen Satz folgen, sodass nicht gleich der Verdacht in mir aufkam, mit so einem müsste ich die gemeinsame Lebensgestaltung komplett übernehmen, weil ihm nicht mehr einfiel. Das Gegenteil war der Fall, aber stand noch in den Sternen. Und dort sah keiner von uns hin.
Na? Ihm sei, als habe er sie schon gesehen. Im Bezirk, beim Einkaufen, in der Apotheke – sie möge ihm doch helfen. Ein Gefühl der Vertrautheit, sagte er, und ordnete Sushis auf seinem Teller. Wobei unter uns: Frauen, die er nicht kannte, empfand er als vertraut. Zunehmende Nähe minderte das Gefühl und seinen Drang danach.
Sie saß zufällig neben ihm. "Mit dem essen lasse ich mir Zeit, ich warte auf jemanden", sagte sie, bestellte zu trinken und blickte mit mildem Lächeln auf sein Sushi, das zwischen den Stäbchen sich aufrichtete. Im nächsten Moment fiel es auf den Teller zurück. Ein schlapper Spargel, mit Seetanggürtel auf einem Reisbett festgezurrt, rollte auf dem Förderband heran. Na, und wer schnappte sich das Stück?
© 2016 Müry Salzmann, Salzburg