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Leseprobe: Shoka Golsabahi - "Pablo und das ewige Feuer."

Aber an Rythmen hatte Mo damals gar nicht gedacht, als er dabei war, den zweiten Prüfungsbogen durchzulesen und der Aufseher der Prüfung im stillen Saal sein kaum vorhandenes Hinterteil vom Stuhl erhob und seine Cordhose dieses Geräusch machte, das ihn so tief berührte, dass er es zu ignorieren gewillt war. Es geschah im Bruchteil jener Sekunde, als seine Hose fschsch..t machte. Es musste eine Falte gewesen sein, die dieses Geräusch produzierte. Dann setzte der Aufpasser einen Fuß vor den anderen und dieses zögerliche fschsch..t wurde zum überheblichen fsch ... fasch ... fisch ... fasch eines Menschen, der - den anderen überlegen - ruhig und gelangweilt, aber zielstrebig zum Fenster ging. Das waren jedoch noch zu neue Eindrücke, als dass sie in Mo irgendetwas bewegt hätten. Schüchtern blickte er die anderen Schwitzenden an, die Hysteriker, die Leichtsinnigen, die Verängstigten ... keiner blickte auf, keiner hatte es bemerkt, keiner hatte es gehört, keiner hatte plötzlich eine Melodie im Kopf und keiner eine Choreographie vor Augen, keiner wollte aufstehen oder sich bewegen, keiner ... Das römische Recht war doch stärker als die Geräusche einer schlecht sitzenden Cordhose.
Fast hätte Mo seine Gedanken ebenfalls wieder zurück zum römischen Recht gelenkt, als sich ta-bum-ta-bum den Weg durch seine Ohren bahnte und ihm Stoff für Neues gab. Eine aus der Kategorie der Hysterikerinnen war aufgestanden mit dem Fragebogen in der Hand und ging zum Hinternlosen, um ihm ihren kaum ausgefüllten Bogen zu geben. Ihre Schritte waren das absolute Gegenteil seiner Schritte, die ging schnell, leicht nach vorne gebeugt, kaum auf ihre Umgebung achtend, fast fliehend, außer Atem, immer schneller, als ob sie die Stille des Raumes, die sie brachial unterbrochen hatte, unverzüglich wiederherstellen wollte ... ta-bum-ta-bum. Das war jedoch unmöglich mit diesen Schuhen, die in besseren Zeiten gesagt hätten: "Seht her, ich komme!" Jetzt hätte sich die Trägerin flache Schuhe gewünscht und so hob sie ihre Fersen noch ein bisschen höher, damit die kaum den Boden berührten und aus dem ta-bum-ta-bum wurde ein leises und verschämtes ta ... ta ... ta. Sie sollte schneller gehen, noch schneller, dachte Mo, der dieses ungewohnte Wahrnehmen kaum ertrug, und der verwunderte Blick des Aufsehers sollte ein Geräusch erzeugen und ... sein Abgang sollte jetzt erfolgen.
(S.17-18)

© 2006, Klein & Fein Literaturverlag, Feldmeilen (CH).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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