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Lukas Meschik: Die Räume des Valentin Kemp.

Leseprobe

Ich bot und biete dir die einmalige Gelegenheit, zu arbeiten, sagte er, unbehelligt, unbeeinflusst, unverdorben, ungestört von Bevormundung, Besserwisserei, Beeinflüsterung deine gedanklichen Gleitflüge und selbstwirksamen Weltfluchten zu pflegen. Ich stelle dir die Räume zur Verfügung, in denen du werkelst und wirkst.
Anstatt boxend aufzustehen, gehorchte ich, hörte zu.
Wer ich bin, kannst du dir aussuchen, aber spür mich in jedem Fall als deinen Gewissensbiss, die Dinge nicht länger schleifen zu lassen. Trotz deines Altes bist du niemals erwachsen geworden. Manche werden es später oder auch nie, sind zwar längst Mitte dreißig, aber immer noch sechzehn. Gestattest du dir, dazuzugehören? Dich an lümmelnd verfernsehten Spätnachmittagen dem fließbandgefertigten Serienschrott hingeben. Bei Sonnenaufgang ins zerwühlte Bett, vom Gezwitscher in schlechten Schlaf gezirpt. Ab zehn, meist nach elf, schaffen du und deinesgleichen es endlich aus den Federn, um dann, Müdigkeiten leugnend, doch zeigend, durch mühsame Kopfweh-Tage zu torkeln, die zerdöst sind zu unbrauchbaren Tagesteilen von jeweils ein paar Stunden. Ihr zweifelhaften Meister darin, den Organismus aus seinem Rhythmuszu bringen. Dann und wann, wenn es sich in beiden regt, bringt ihr einer dem anderen unschlüssig den ausgezogenen Körper in Stellung: Hier, mach. Die synchrone Ekstase pflichtbewusster Beischlafroutine. Du bist, wofür man sich schämt. Als führtest du einen Krieg gegen die Zeit, der man dich ausgesetzt hat. Es braucht heiligere Wunder, als einmal dem Wecker zu gehorchen und die knisternde Geschäftigkeit des Morgens mitzubilden. Du zerfließt innerlich. Alles, was zählt, kommt zu kurz. Das ständige stürmische Anfangen kannst du dir sonstwohin stecken, wenn du es nicht mit konsequentem Zu-Ende-Bringen komplettierst. Die echten Phrasen unabgelenkten Tuns sind von einer Seltenheit, dass man -.
Suchte Worte, fand keine, gab auf.
Sind in ihrer Seltenheit ohne Vergleich. Ich musste ganz einfach die Notbremse ziehen.

(S. 98-99)

© 2018 Limbus Verlag, Innsbruck

 

 

 

 

 

 

 

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