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Leseprobe: Helga Glantschnig - "Mirnock."

Flach und flau, schon klebte er fest, süßlichtrocken, der Leib des Herrn. Kniebeuge, Kreuzzeichen, eingeordnet und wieder zurück in die Bankreihe, wie man es mit dem Religionslehrer geprobt hatte, gesenkten Blicks, fügsam und stumm. Ein Fetzen Haus klebte am Gaumen. Allmählich zerging dieses Etwas, rutschte die Hostie ins Herz. Unschlüssiges Knien mit halbgeschlossenen Augen, manche hatten das Gesicht in die Hände gestützt wie die Großen, ein bißchen scheinheilig. Nach dem Schlußsegen erklang das Preislied, ein Lied zur Ehre, während der Pfarrer und die Ministranten in die Sakristei entschwanden. Breit floß der Orgelstrom, trug auf Wellen aus der Kirche. (S. 58)

In der örtlichen Apotheke bediente meistens die Magisterin. Aufatmen, wenn alles reibungslos verlief. Der Berg, der nicht schlanker wurde. Manchmal tat ich, als ob ich das Mittel für die Nachbarin besorgte, verlangte in deren Namen eine Rechnung. Seltsamerweise fragte nie jemand nach, sang- und klanglos händigte man das Erwünschte aus. In der Schulstadt zwei Apotheken zur Auswahl. Darauf bedacht, niemals hintereinander dieselbe zu frequentieren, zweigte ich kurzerhand, wenn ich mit Mitschülerinnen nach der Schule ins Café unterwegs war, ohne die konkrete Absicht zu nennen, ab, stieß dann wieder dazu, nichts weiter. Für eine Erklärung keine Notwendigkeit. Eine Kette von Heimlichkeiten, fortdauernde Verstrickung.
Ein Kollern und Gurren in den Darmschlingen, ein Rumoren und Brodeln, eine Art Reißen plötzlich, als würde die Bauchhöhle von Nadeln kreuz und quer durchstochen, ein überfallsartiger Schmerz. Eine Art Krampf, der vor dem Aufstehen ausbrach. Kurze stechende Schmerzen gegen die Bauchwand, schlanke Pfeile. Ein Druck, dem die Muskeln nur mit äußerster Gewalt standhielten. ( 180f.)

(c) 1997, Droschl, Graz, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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