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Leseprobe: Karl Ignaz Hennetmair - "Ein Jahr mit Thomas Bernhard."

2. Jänner 1972
(...) Ich habe mir da etwas Schönes angefangen. Um 22 Uhr 30 hat mich Thomas verlassen, jetzt ist es 1 Uhr, und ich wüßte noch so viel von den zweieinhalb Stunden zu berichten. Aber wenn ich nichts aufzeichne, geht später jede Berhardforschung ins Leere. Außerdem bin ich sicher, daß man mir glauben wird, denn ein paar von meinen Kindern werden mich und Bernhard überleben und werden jedes Wort von mir bestätigen. Außerdem ist Bernhard ein so dankbares "Objekt", da braucht man nichts erfinden. Es ist eher so, daß ich gar nicht alles schildern kann, denn wenn man, wie am 1. Jänner fünf Stunden ununterbrochen mit Bernhard spricht, dann kann man nicht einmal das Interessanteste vollständig bringen. Am 1. sprachen wir darüber, daß das achte Jahr unserer Bekanntschaft beginnt. Wir rührten darin herum, was in diesen acht Jahren alles geschehen ist, daß in diesen acht Jahren, soweit er nicht verreist war, kaum ein Tag verging, wo wir nicht beisammen waren. Ja, es gab Tage, da kam er vormittags, nachmittags und abends zu mir. Heute tut es mir leid, daß ich nicht wenigstens schlagwortartige Aufzeichnungen gemacht habe. Obwohl er schon vor ca. vier bis fünf Jahren einmal gesagt hat: du weißt gar nicht, wie berühmt ich bin. Daraufhin sagte ich: Das weiß ich sehr wohl. Er sagte aber: Nein, in Österreich schreiben sie nichts von mir, aber in Deutschland, da gelte ich was. Ich sagte nur: Ich weiß, daß man in deutschen Zeitungen über dich als vom größten lebenden Schriftsteller im deutschen Sprachraum schreibt. Aber soll ich deswegen jetzt "Sie" zu dir sagen? Das brächte ich höchstens in bezug auf die Mehrzahl fertig, denn du alleine bist schon eine ganze Bagage. (S. 23f.)

© 2000, Residenz, Salzburg, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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