Endlich taucht der Mann auf. Er hat, wie ausgemacht, ein Exemplar der VN unter dem Arm. Schon ein bisschen kitschig, dieses Arrangement, wie eine Szene in einem alten Spionagethriller. Hagen hat entsprechend Enders Weisung die gleiche Ausgabe dabei, mit den üblichen Bildern aus Afghanistan auf dem Titelblatt: waffenschwingende Soldaten mit gekreuzten Patronengurten über der Brust, aber ohne die bis vor kurzem üblichen Vollbärte. Und das ist auch das einzig Neue an ihrem Anblick, der Grund, warum sie wieder für einen Aufmacher herhalten dürfen, seitdem der sensationelle Mordfall auf der Letze aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Der schmuddelige kleine Mann mit den verschlagenen Augen, von dem er nur weiß, dass er Häusler heißt, setzt sich neben ihn und schiebt ihm einen Zettel zu, während er scheinbar gelangweilt den Sportteil durchblättert. Doch Hagen spürt, wie angespannt sein Sitznachbar ist. Seine Ausdünstungen verraten, dass ihm Angstschweiß unter dem beigen Lederblouson zusammenrinnt.
Auf dem Zettel stehen eine Adresse und eine Telefonnummer. "Ist das alles?", fragt Hagen.
(S. 136)
© 2004, Haymon, Innsbruck, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.