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Alfred Komarek: Blumen für Polt.

Kriminalroman.
Innsbruck: Haymon, 2000.
192 S., geb.; öS 218.-.
ISBN 3-85218-321-9.

Link zur Leseprobe

Oft ist behauptet worden, dass es auf den zweiten Roman eines Autors in besonderer Weise ankomme. Da erweise es sich nämlich, ob ein gelungenes literarisches Debüt Bestand hat oder nicht. Dementsprechend hoch sind natürlich die Erwartungen hinsichtlich des neuesten Buchs von Alfred Komarek, der für seinen fulminanten Erstling "Polt muß weinen" immerhin mit dem renommierten Glauser-Preis (1999) ausgezeichnet worden ist.

Zur großen Freude von Simon Polts Fan-Gemeinde gibt es bereits im ersten Satz von "Blumen für Polt" sozusagen ein Wiedersehen mit dem Austro-Fahnder aus dem Weinviertel. Der Gendarmerie-Inspektor ist tatsächlich noch so linkisch und ein bißchen altmodisch wie eh und je, scheint am liebsten mit Katzen und Blumen zu sprechen (vgl. S. 24). Polt gehört wie irgendeiner zu den Menschen dieses eigentümlichen Landstrichs nahe der tschechischen Grenze und ist doch ganz anders. Denn obwohl Polt es immer wieder an der rechten Dienstauffassung mangeln läßt, seinem Vorgesetzten nicht gleich alles auf die Nase bindet, was er weiß, und es auch mit manchen gutbürgerlichen Sitten nicht ganz so genau nimmt, zeichnet ihn insgesamt ein unbeirrbares Pflichtbewußtsein aus, das ihn alsbald in einen inneren Konflikt von geradezu klassischer Ausprägung mit seinen sonstigen Neigungen bringt.

Als Initialopfer, das die gesamte Genremechanik des Kriminalromans unverzüglich in Gang setzt, fungiert diesmal ein gewisser Willi (Polt: "Hallo, mein Freund!"; S. 7), ein geistig behindertes Findelkind jenseits der fünfzig, um dessen Herkunft sich von Anfang an Geheimnisse ranken, denn "niemand wußte seinen Familiennamen" (ebd.). Kaum hat dieser Weinviertler Kaspar Hauser für Polt einen Strauß Frühlingsblumen gepflückt (Polt: "Du bist ein Guter."; S. 9), wird er bereits am Fuße eines meterhohen Lößabsturzes tot aufgefunden. Da Polt den Willi oft gewarnt hat (Polt: "Willi, sag einmal, paßt du auch wirklich auf? Gehst du nie zu nahe an die Kante?"; S. 8), mag er nicht so recht an einen Unfall glauben. Ähnlich fragwürdig sind für den Inspektor die Umstände eines tödlich verlaufenden Verkehrsunfalls, in den der betagte Pächter eines abgewirtschafteten Bauernhofs und ein dorfbekannter Versicherungsbetrüger verwickelt sind. Als dann noch vier Schulbuben aus der Klasse der von Polt schüchtern verehrten Lehrerin Karin Walter verschwinden, wird sein Spürsinn voll gefordert.

Alfred Komarek gelingt es wieder, seine Geschichte auf mehreren Ebenen zu erzählen. Dabei ist die penible Befolgung der üblichen Krimi-Muster bis hin zum alles klärenden Gespräch am Schluß zugleich die Stärke des Romans und ein Risiko. Zum einen ist es natürlich bemerkenswert, dass eine bestimmte Konstellation narrativer Versatzstücke sich nach wie vor bewährt und ihre Anpassung an die unterschiedlichsten äußeren Gegebenheiten und Topographien möglich ist; zum anderen besteht die Gefahr, dass Variationenbildungen in formale Spielerei ausarten.
Aber Komarek absolviert die Gratwanderung, oder sollte man besser sagen: die Tour durch die Kellergassen und Presshäuser mit Erfolg. Sein Simon Polt ist wie ein Fels, auf dem er bauen kann, auch wenn nicht alle Formulieren befriedigen (z. B. S. 174: "Dann spürte er zu seinem Entsetzen, dass sich an ihm etwas versteifte."). Dafür weiß Polt, was ein Robisch ist und er vermag dieses Gerät bei der Lösung des Falles gewitzt einzusetzen. Außerdem erfahren die Leser wieder einiges über Feste wie die "Grean" (S. 33), bäuerliche Arbeit und Bräuche sowie historische, soziale und volkskundliche Hintergründe des Lebens im Weinviertel, das Komarek perfekt erfinden könnte, wenn es nicht schon existierte.
In den Text eingeschobene graphische Skizzen erleichtern es, den notwendigen Überblick über die Orte der entscheidenden Geschehnisse zu bekommen. Weitere Dimensionen des Romans betreffen eine zarte, aber keineswegs nur harmonische Liebesgeschichte und ein bißchen Kinderabenteuer-Romantik, so dass eine wirklich breite Leserschaft sich angesprochen fühlen kann.
Alles in allem: Blumen für Komarek!

Arno Rußegger
19. April 2000

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