Wir sind von dem Element, in das wir eingehen (Salzwasser, Süßwasser, Honigwein). Ein Atemkreislauf, ein Verdampfen, Verdunsten. Wie dehnen wir uns aus! Wie gehen wir nieder als erlösender Niederschlag! Ein Regnen, ein Platzen. Ein Wolkenbrechen, Herzbrechen, ein schweres Durchhängen, das keine Last mehr braucht: ein plötzliches Teilen der Wolkenbank, Röte dazwischen, das Mittelmehr, Zedern, Palaton. Die geteilte Wolkenbank, das Platzen des Angespanntseins. Der Diwan. Es springen heraus die Federn, behalten nicht mehr die Spannung, ein erlösendes Hingehen, Hineingehen. Es wäscht die Landschaft. Die Landschaft, naß, trunken, saugt auf. Mit dem Mund nach oben laufen die Kinder, die Zunge heraußen. Wir sind ein Landregen. Wir waschen die Luft rein. Wir gehen nieder in langen Fäden. Ein Schnurregen. Mit Strich und Faden. Gleiten über die Felder, waschen die Blätter rein. Sprühen, regnen. Die Singvögel zwitschern aus dem Schutz der Obstbäume heraus. Unter den Blättern, die sich unter den Tropfen wölben
Die Wolkenbänder ziehen in Streifen über die Hochhäuser, Schatten-Gürtel, die ein Gebäude in seiner Taille umfassen, entkleiden, die Häuser wie hingelagerte Körper
Ich niste, nestle, kuschle mich in mein Nest aus Sätzen (herausgetragenen Halmen, geknickten Auslaufdaten)
(S. 37f.)
(c) 1997, Folio, Wien, Bozen.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.