Egon Friedel und ich sind Jugendfreunde.
Er hat mich einmal gebeten, es niemand zu sagen und ich war noch so dumm, zu fragen: "Warum darf ich das nicht erzählen? Es ist doch wahr!"
Egon: "Ach will es nicht haben, daß du sagst, wir sind Jugendfreunde, die Leute glauben dann, weiß Gott wie alt ich schon bin."
So eine Frechheit, wo ich doch jünger bin als er.
Als Egons erster Band der "Kulturgeschichte" erschien, zeigte ich wenig Lust, sie zu lesen. Ich scheute vor so viel Wissen und Bildung zurück wie ein Pferd vor einem tiefen Graben, kurz, ich weigerte mich.
"Ja, was stellst du dir eigentlich unter einer Kulturgeschichte vor?" fragte Egon erstaunt.
"Unter einer Kulturgeschichte stelle ich mir ein sehr dickes Buch vor, in dem lauter Sachen stehen, die mich nicht interessieren."
"Du irrst", sagte Egon, "so umfassend ist das Werk nicht!"
Ich schreibe dies nur, damit man gleich erkennt, was wir für Freunde sind; unsre Beziehung ist mehr herber Natur!
(S. 104)
© 2003, Editon Va Bene, Wien, Klosterneuburg.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.