(S. 29f)
Großmutter, ich will, dass du nah bist
Mehr widerständig warst du, mehr misstrauisch. Wirklich vertraut hast du dem Schauen. Ich schaue gern, hast du gesagt oder schau. Schau, die Fichtennadeln, der Sauerklee, die Ameisen, die Wurzeln, die trockenen Blätter. Schau bedeutete, sei da mit den Augen, mit dem Gefühl in den Augen, mit der Wachsamkeit in den Augen, mit dem Wissen, dass du das Bild als Ganzes nie in ein anderes hinübertragen kannst, unmöglich kannst du die Fichtennadeln, so wie sie liegen, verschieben, so wie sie in deinem Blick liegen. Wie schwerfüßig die Sprache sei, hast du gesagt, was für ein Gaul, wie behäbig ein Fuß vor den anderen gesetzt. Selbst wenn der Gaul springt, schaut er vor den Fichtennadeln ärmlich aus. Deshalb deine Liebe zum Schauen. Deshalb das Schließen der Augen, denn das Schwarz liegt näher an dem Haufen Nadeln als selbst der Gaul im Sprung. Freilich hast du übertrieben, ich merkte das schon als Kind. Während des Studiums habe ich gedacht, ich studierte wegen dir Kunst. Vielleicht könnte ich dich widerlegen. Deinen Kult um das Schauen. Ich würde dir das mit dem Mantel gerne erzählen.
© Leykam, Graz.