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Leseprobe: Andreas Renoldner - "Wartinger sucht das Paradies."

Im Haus der Hexe sitzen knapp zwanzig Frauen und vier Männer sehr beengt im Gruppenraum. Nach dem Imaginieren eines Energiekreises werden Trommeln verteilt. Die Gruppenleiterin weist darauf hin, dass in diesem Jahr mit Auseinandersetzungen zu rechnen ist. Das hat sich bereits Ende Dezember abgezeichnet, weil mit den heftigen Winterstürmen böse Geister übers Meer gekommen sind. Sie werden in Südamerika bei Voodoo-Zeremonien gerufen, jetzt befinden sich einige über Mitteleuropa und beginnen ihre Arbeit. Es gilt, sich zu wappnen und die Geister zu verjagen. Wartinger ist verwundert, mit welcher Ernsthaftigkeit die Frau von bösen Geistern redet, die sie Ogos oder Hyxos nennt. Jetzt sollte er aufstehen und gehen, weiß Wartinger. Die Geschichte ist ein schlechter Witz, und wenn ein erwachsener Mensch ernsthaft an so etwas glaubt, ist er nicht richtig im Kopf. Dann geht das Gebrüll wieder los. Wartinger erlebt vier Szenen, in denen Frauen gegen böse Geister kämpfen, was die Gruppenleiterin als Beweis dafür sieht, dass die Hyxos oder Ogos unter uns sind. "Mindestens zwei sind hier", sagt sie einmal und schaut Wartinger lange in die Augen. Er lächelt zurück. Trotzdem ist ihm klar, dass sich da etwas zusammenbraut.

In diesem Augenblick fängt ausgerechnet Lena zu schreien an. Irgendetwas bedroht sie. Die Hexe deutet in den Raum, dass man weitertrommeln soll und stellt Fragen. Lena befindet sich am See unter dem Berg mit dem weißen Kalkaufbau. Sie ist eine der drei weisen Frauen, die den Stamm leiten. "Wo ist der Feind", fragt die Hexe. Lena hält die Augen geschlossen, dreht den Kopf und schaut sich um, als suche sie jemanden. Die Hexe steht auf, stellt sich hinter Lena und hält sie an den Schultern. Sie behauptet, Lena dabei zu helfen, einen klaren Blick zu bewahren. "Schau genau", wiederholt sie mehrmals. "Ist es dort. Ist es dort." Bei jeder Frage dreht sie Lena ein kleines Stück weiter. Lena sagt nein, nein, dann hat sie ihr Gesicht mit den noch immer geschlossenen Augen zu Wartinger gewandt. "Dort ist es", sagt die Hexe. "Ja", ruft Lena. "Der Späher ist besessen. Ein böser Geist hat ihn überfallen. Jetzt bringt er ihn ins Lager. Wir müssen ihn verjagen!" Lena stürzt sich auf Wartinger und beginnt mit ihren Fäusten auf ihn einzuschlagen. Dazu schreit sie hysterisch vor Angst.

(S. 167f.)

© 2003, Edition Geschichte der Heimat, Grünbach.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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