1.
Englisch als Sprache der Kommunikation. Und welches Englisch! Das japanische Englisch ist für Ausländer oft schwer verständlich. Noch dazu wird kaum aktiv formuliert, sondern stumm eingelernt, weil die japanischen Lehrer sich aus Angst vor Fehlern angeblich scheuen zu sprechen. Das passive Wissen, das Verständnis ist daher relativ gut, aber die Studenten zum Reden zu bewegen, kann mühsam werden. Und antworten sie willig auf meine Fragen, kann ich ihre Aussprache manchmal nicht auf mein Englisch übertragen. Eine Studentin antwortet beharrlich mit einem Wort, das so ähnlich wie los klingt und ich bitte sie, es zu wiederholen. Sie versucht erneut und blickt ihre Mitschüler frustriert an, die genauso mit den Achseln zucken, aber über mich, die ich anscheinend kein Englisch verstehe. Bis sie mir auf ihrem Sprachcomputer das Wort zeigt: Sie meinte rose. Schlechtes Englisch wird die Sprache der Zukunft sein, lese ich bei John Irving und stimme ihm zu. Ohne das kleine Übersetzungsgerät kommen die Studenten nicht aus. Stelle ich eine Frage, wird erst einmal getippt, dann starren alle auf ihre Bildschirme, nicht auf mich, und der Mutigste liest dann das Gefundene vor.
2.
Die meisten suchen nach dem schönen, alten, ästhetischen Japan, das sind die Nostalgiker, die Bewunderer der Gartenkunst, des Zenbuddhismus, der Architektur. Andere preisen die futuristischen Aspekte Japans: Mangas, Science Fiction, technischer Schnickschnack, erotische Abartigkeiten, das sind die Futurophilen. Kaum einer erreicht den Punkt, wo er sich dem Land von innen nähern kann. Die Schrift, die Sprache sind noch erlernbar und das wäre der erste Schritt. Aber wer kommt wirklich hinein, ohne etwas zu kopieren, das ganz offensichtlich nicht seins ist? Es ist lächerlicher, einen westlichen Menschen den japanischen Lebensstil nachahmen zu sehen, als wenn ein Deutscher, zum Beispiel, versucht, möglichst französisch zu sein.
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