Es begann mit Uhlsamen.
Ich sah es.
Da war etwas, das war nicht tot, auch wenn der Rest schon tot war. Meine Hand strich durch seinen Körper. Das Geistwesen saß auf der Stinkstelle und stank.
Uhlsamen saß neben mir, struzzelig unrasiert, schneeweiß mit von blauen Ringen umsäumten, rotgeäderten Augen und in einem grünen Anzug. Etwas Jägerisches einerseits, dieses Halali, etwas Verlorenes andererseits, nichts Ausschließliches. Ein winziges Greisenmännchen, zu still für ein Wort und zu laut zum Schweigen. In namenlosem Erstaunen, das Kind in der Seifenblase.
- Sind Sie noch dran?, fragte die Psychologin.
- Ich. Ich. Ich bin noch, sagte ich und starrte auf Uhlsamen.
- Versuchen Sie durch-zu-atmen, Herr Sauvegarder. Was hat Sie erregt?
Die Psychologen wissen, solche Störungen basieren auf der Alltäglichkeit des Sterbens, weil man nicht merkt, wenn man stirbt; das sei nicht Verrücktwerden, das sei normal. Der Sprung in die Normalität bedeute, dass man das Sterben realisiere, und der Rückfall in das Denken Wahnsinn...jetzt, jetzt habe ich es verstanden. Jetzt halte ich es in meiner Faust. Manche Dinge, die weiß man einfach. Das ist die eine Seite. Die andere Seite, bei diesem Gestank schien mir Durchatmen ein schlechter Rat.
(S. 43f)
© 2005, Residenz Verlag, St. Pölten - Salzburg.