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Leseprobe: Raoul Schrott - "Weissbuch."

dieses mal kam ich in tempelhof ganz berlin ins rot verschoben zum anfang der welt zurück . das laub der bäume mußte erst entworfen werden aber ein letztes blau stand als nachbild noch am himmel und das gelb dazu das brachte ich dir mit: getrocknete maulbeeren und marillen aus einem gemalten shangri-la inmitten eines abblätternden frescos von bergen und kontinenten . vollständig jedoch wurde die farbenlehre der erde erst mit dir als du auf das rollfeld liefst . als wolltest du mich nicht allein mit der sonne lassen war es eines langen tages reise in die nacht dann um über tiefländer pässe und becken zu dir zurück zu kehren dem weiß deiner beine entlang . ein seidener weg über den ich mit meinem stock alles schmuggelte den ganzen kokon von worten all das bunte das ich für dich gefunden hatte bis du mich endlich auch deinen marco polo nanntest

WILDWOCHEN IV

herrgott wie ist der himmel über bukarest weit
und tief unter null . hab mir gerade ein paar wetterfeste

schuh gekauft fehlt nur noch ein anzug und ich schweb
davon wie der bräutigam bei chagall . esel

und maultiere fliegen durch die lüfte ich jedoch
würd mit dem schlips navigieren und dich bei der hand

halten für eine hochzeit in den wolken alle köpfe zu uns
hinauf verdreht während wir auf dem palast

des volkes landen einem ministerium der winde
die sich über aufmarschstraßen an allen seiten einfinden

ach! es würde dir gefallen hier . ein land voller kristalle
glaser grammophone elektrisierapparate

und ikonen ist es und der schuhmacher ebenfalls
die stadt ist nicht in den himmel gebaut der himmel viel

mehr über sie - man sieht sich an seiner kuppel entlang
bis nach einem österreich . ich muß richtig

aufpassen daß ich nicht einen schritt in die luft
setze du windsbraut du: der himmel so voller granatäpfel

eine ganze fuhre kippt jetzt vom karren herunter und
kollert in den abend . herrgottnocheinmal

wie vermiss ich dich! aber so gehört sichs eben
wenn man verliebt ist und sich als blauer dragoner fühlt

der mit dem säbel eine parade abhält um seinem mädel
zu imponieren und dabei gar nicht merkt

daß er nur in unterhosen dasteht . herrgott 's ist
wahr und weihnacht morgen: glaubs mir und ich leg sie

dir zu füssen . brauch nur ein wenig abzuschweifen und
alles gehört dir von hier bis zu dem schwarzen

meer . das ist ein versprechen und ein solches
hab ich immer noch gehalten bis es mir zu schwer wurd

mit offener hand fahr ich dir durchs haar und küß dich
auf die zehen: wenn doch schon mittwoch wär!

bukarest, 23.12.00

 

© 2004, Hanser Verlag, München.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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