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Ingeborg Bachmann: Ich weiß keine bessere Welt

Reihe Lyrik / Gedichte / Balladen
Sprecherin: Therese Affolter
Regie: Hans Eckardt
Musik: Anton Drakl
Spielzeit: 57 Min.
ISBN 3-89614-210-0
Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen, o. J. (2002)

Dass Nachlassverwalter Unfertiges, Entworfenes, Skizziertes zurückhalten, sei es aus Image- oder Diskretionsgründen, ist nicht selten; selten allerdings wird die Geheimhaltung so rigide und die editorische wie wissenschaftliche Werkpflege so stark behindernd praktiziert wie lange Jahre im Fall Ingeborg Bachmanns. Groß war daher das Erstaunen, als 2000 die Erben selbst den Band "Ich weiß keine bessere Welt. Unveröffentlichte Gedichte" herausbrachten, der zum Teil sehr rohe, suchende Textpartikel und Fragmente recht sorglos aneinanderreiht. Verwirrend war zusätzlich die edle Buchausstattung und der großzügige Satzspiegel. Das läßt Prätiosen vermuten und nicht Einblicke in eine Textwerkstatt, wenn man die suchenden und ringenden Entwürfe alle so bezeichnen will.

War schon die Buchpublikation ein fragwürdiges Unternehmen, so gilt das noch in viel größerem Ausmaß für die vorliegende CD-Aufnahme, die 32 Gedichte des Bandes versammelt. Zwar wird auf der CD-Hülle der "ungelöste Widerspruch" angesprochen, dass eine akustische Wiedergabe die skizzenhaft und unvollständig gebliebenen Gedichte nur als "fertig" nehmen kann, aber das mindert das Problem in keiner Weise.

Alle diese Einwände betreffen ausschießlich die Entscheidung für die Produktion, nicht jedoch die Produktion selbst. Was Therese Affolter mit der Variationsbreite ihrer kehlig dunklen Stimme aus diesen Texten macht, ist mehr als beeindruckend. Ruhig, melodisch, nie melodramatisch, manchmal ins Schnarrende kippend versteht sie es, die zum Teil sperrigen, stammelnden Texte so zu lesen, dass das nach Worten suchende Schreiben voll imaginärer Auslassungszeichen und Zeilensprünge hörbar wird. Mit einem unmerklichen Heben der Stimme kann Therese Affolter Fragezeichen setzen, wo keine hingehören, mit einer kleinen Pause oder einer Nuancierung der Tonhöhe Brüche und Unebenheiten im Text als solche stehen lassen.

Auch die Auswahl der Gedichte, für die Hans Eckardt verantwortlich zeichnet, ist gut getroffen. Einige der Gedichtfragmente wirken in der Wiedergabe Affolters selbst im Wissen um ihre Skizzenhaftigkeit beeindruckend vollendet. Wirklich spannend wird das Hören der Gedichte mit dem Buch in der Hand. Vor allem wo im Buch mehrere Varianten abgedruckt sind, kann man die interpretatorische Leistung Affolters mit der ergänzenden Lektüre erst richtig abschätzen. Ihre Phrasierung scheint die nicht gesprochenen Varianten in den einen, vorgelesenen Text mit einzubeziehen. Eine Lyrikerin kann sich zweifellos keine bessere Rezitatorin wünschen. Ob mit der unlauteren Uminterpretation von Textfragmenten zu vollendeten Gedichten jedoch der Autorin ein guter Dienst erwiesen ist, scheint doch recht fraglich.

Originalbeitrag

Evelyne Polt-Heinzl
4. September 2002

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