ERNA HOLLEIS im gin beans club
aufnahme 2002
im gespräch mit philip scheiner & nikolaus scheibner
Spielzeit: 35:13 Min, 5,70 Eur
ISBN 978-3-902190-08-6
audiobeans
Wien: edition zzoo, 2006
So viele Tondokumente von Erna Holleis gibt es leider nicht. Umso beeindruckender und wertvoller sind die vorliegenden knapp 36 Minuten mit der Autorin, die nur knapp 36 Jahre alt wurde. Umrahmt von Holleis-Texten enthält die CD ein Interview, das die Autoren Nikolaus Scheibner und Philip Scheiner, gemeinsam mit Albin Nagel Herausgeber der engagierten und avancierten Literaturzeitschrift zeitzoo und der edition zzoo, mit ihr im Jahr 2002 führten. Der "zeitzoo" erkannte von Anfang an die hohe Qualität ihrer Texte, druckte ihre Arbeiten regelmäßig ab und brachte 2004 als erste Buchveröffentlichung der edition zzoo ihren einzigen und längst fälligen Einzeltitel heraus, den Gedichtband "katze katze" (mit Grafiken von Gabriel Zirm).
Die beiden Interviewer präsentieren sich sehr zurückgenommen, greifen oft nur die Stichworte, die die Autorin liefert, auf, um daraus weitere Fragen zu formulieren und sind an mehreren Stellen überhaupt ausgeblendet: Das Wort hat Erna Holleis. Und sie spricht sehr viel: Über erste Zeilen. Über letzte Zeilen. Über das Schreiben. Über die Musik. Über Clara Schumann. Über wehmütige Sturheiten. Über Allegro majestoso. Über Hirschkäfer. Über Liebesgedichte. Über Ängstlichkeit. Über das Lesen. Über die bildende Kunst. Über Kreativität. Über das Denken. Über das Sterben. Über Erotik. Über Mechthild von Magdeburg. Über ihren Kater Heidelbach. Über das Löschen von Texten. Über Grabsteine. Und vieles mehr.
Davor, danach und dazwischen: vielschichtig dichte Texte der Autorin, die in ihren Namen eine Lücke setzte. Gedichte über Hund und Katz' und Herrchen. Prosa über "Goliath minus Herrn David" und tödliche Ausflüge von Schmetterlingen. Über Salzburg, das Festung ist und bleibt. Und den Mond, der ein Gesicht hat "wie zehn Tage ohne Nacht". "Beim Tod selbst kann ich nicht mitreden, aber beim Sterben", ist nur eines der vielen Zitate, die aus heutiger Sicht umso markanter erscheinen. Und: "Skelettfedern schaden nie, Skelettmorphologie ist faszinierend." "Und im Tod ?" --- "... Im Tod ... ein schönes Feuergewand, stelle ich mir so ideal vor."
Im Nachspann der Aufnahme ist zu hören, dass die CD so programmiert ist, dass sie immer wieder gehört werden will. Das Programm funktioniert. "hollview" - ein Fenster zur Welt von Erna Holleis, das mehr als eine Erinnerung ist.
Günter Vallaster
21. November 2006
Originalbeitrag
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